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07.05.11 / Eine Frage der Ethik, aber auch des Geldes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Eine Frage der Ethik, aber auch des Geldes

Einst hatte Deutschland das weltweit modernste Krankenversicherungssystem. Zu danken war es Otto von Bismarck. Leider haben spätere Generationen es versäumt, das System den sich ändernden Lebensbedingungen und medizinischen Fortschritten anzupassen.

Seit Einführung der allgemeinen Krankenversicherung 1883 ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland pro Jahr um drei Monate gestiegen; heute sind wir bei über 81 Jahren angekommen. Aber die Menschen werden nicht nur älter, sondern auch kränker.

Als vor einigen Jahren ein CDU-Jungpolitiker überspitzt fragte, ab welchem Alter sich eine Hüftoperation nicht mehr rentiere, war die Empörung groß. Heute müssen wir uns ernsthaft fragen, ab welchem Punkt lebensverlängernder medizinischer Fortschritt vom Segen zum Fluch wird. Wir müssen abwägen, ob das technisch Mögliche selbstbestimmtes Weiterleben bewirkt oder nur Sterben in Würde verhindert.

Hier sind ethische Antworten überfällig, denen wir bisher lieber ausweichen. Darüber dürfen wir aber die eher volkswirtschaftliche Komponente auch nicht völlig außer Acht lassen. Denn was moralisch richtig ist – bestmögliche medizinische Versorgung für jeden –, muss am Ende auch finanziert werden können. Wenn wir unser einst so vorbildliches Gesundheitswesen aus Reformunfähigkeit oder -unwilligkeit in der Pleite enden lassen, nützen uns auch die höchsten ethischen Ansprüche nichts mehr. Um unser krankes Gesundheitssystem wieder gesunden zu lassen, sind alle in der Pflicht: Politiker, Ärzte, Apotheker, Pharmaindustrie und Kostenträger – aber auch jeder einzelne Bürger.H.J.M.

 

Zeitzeugen

Hippokrates – Auf den griechischen Arzt (460–370 v. Chr.) berufen Ärzte in aller Welt bis heute ihr Berufsverständnis. Der altgriechische Text des Hippokrates-Eides wird erstmals im ersten nachchristlichen Jahrhundert zitiert. In der Übersetzung heißt es unter anderem: „Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden. Auch werde ich niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht wenn ich darum gebeten werde.“

Hildegard von Bingen – Die Benediktiner-Äbtissin (1098–1179) wurde erst in der Neuzeit als Autorin bedeutender medizinischer, insbesondere naturheilkundlicher Schriften wiederentdeckt. Darüber hinaus ist sie auch als Autorin theologischer und philosophischer Schriften bekannt. Um 1147 gründete sie in Bingen an der Nahemündung das Kloster Rupertsberg, in der Hoffnung, hier ungestört von fremden, auch kirchenamtlichen Einflüssen ihre theologischen und wissenschaftlichen Vorstellungen umsetzen zu können. Erstmals dokumentierte sie, welche Pflanzen für welche Krankheiten als Heilmittel eingesetzt werden können.

Otto von Bismarck – Der Eiserne Kanzler (1815–1898) schuf – neben vielen anderen fortschrittlichen Reformwerken – das weltweit erste allgemeine Krankenversicherungssystem. 1889 schloss er seine Sozialgesetzgebung mit der Rentenversicherung ab.

Rudolf Virchow – Der preußische Arzt (1821–1902) gilt als Begründer der modernen Pathologie und einer der bedeutendsten Vertreter der Medizingeschichte. Wesentlich hat er zum internationalen Ruf der Berliner Charité beigetragen. Als erster entwickelte er eine Methode zur Behandlung von Thrombose und erkannte die Bedeutung der Hygiene.


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