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07.05.11 / Stößt die Kirche Kalinin vom Sockel ? / Pläne für Neubauten weiterer orthodoxer Gotteshäuser − Ablehnung und Unverständnis bei Bürgern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-11 vom 07. Mai 2011

Stößt die Kirche Kalinin vom Sockel ?
Pläne für Neubauten weiterer orthodoxer Gotteshäuser − Ablehnung und Unverständnis bei Bürgern

Die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) dehnt ihren Einfluss in Königsberg weiter aus. Auf dem „Kalininplatz“ gegenüber dem Südbahnhof soll ein Komplex ähnlich dem des Klosters in Sergijew Posad entstehen. Wird Kalinin der Kirche weichen müssen?

Der Grundstein für die neue Kirche wurde rechtzeitig vor den Osterfeiertagen gelegt. Der Kirchenkomplex wird den Namen des Heiligen Sergius von Radonesch, eines in Russland höchst verehrten Heiligen, tragen. Als Bartholomäus zog dieser im 14. Jahrhundert gemeinsam mit seinem Bruder in die Einsiedelei in die Umgebung von Radonesch. Später entstand an dieser Stelle das Dreifaltigkeitskloster in der bekannten Stadt des „Goldenden Rings“ um Moskau, Sergijew Posad (in sowjetischer Zeit „Sagorsk“).

Als Ort für die neue Kirche wurde der „Kalininplatz“ direkt gegenüber dem Südbahnhof beim Kalinin-Denkmal gewählt. Am 16. April segnete Patriarch Kyrill das Fundament der zukünftigen Kirche und gab damit den Start frei für die erste Bauphase, in der eine kleine Kapelle mit Sonntagsschule entstehen soll. Bis zum Sommer soll die hölzerne Kapelle fertiggestellt sein. Die Kirche selbst wird im altrussischen Stil gebaut, jedoch soll sie den Bahnhof nicht übertreffen.

In einem Interview, das Chefarchitekt Oleg Kuperjadjew der Nachrichtenagentur „Klops“ gab, zeigte dieser sich überrascht über die plötzliche Änderung der Bauplanung. Offenbar hatte man ihn während seines Urlaubs nicht über die Verwendung des städtischen Grundstücks unterrichtet, auf dem eigentlich eine Filiale der Bürgermeister Alexander Jaroschuk gehörenden Kette „Baucenter“ entstehen sollte.

Die orthodoxe Diözese erklärte, dass im Generalplan der Stadt lediglich festgelegt worden sei, dass das Grundstück mit einem öffentlichen Gebäude bebaut werden müsse. Der letzte Pächter habe der Diözese das Grundstück überlassen. Die plant, in zwei bis drei Jahren einen ganzen Komplex von Gebäuden zu bauen, mit der Kirche im Mittelpunkt. Da die Finanzierung nicht sichergestellt scheint, hat die Kirche mit dem Sammeln von Spenden begonnen.

Angeblich hatten die Bürger selbst bei der ROK darum gebeten, am Südbahnhof eine Kirche zu bauen. Die Diözese erklärte, die benachbarten Kirchen seien schon überfüllt und ihr Ziel sei es, pro 10000 Einwohner eine Kirche zur Verfügung zu stellen. Nach dieser Einschätzung müssten im Königsberger Gebiet mindestens 40 orthodoxe Kirchen vorhanden sein, zur Zeit sind es 17.

Die Bürger wurden nicht wirklich befragt. Anders ist nicht zu erklären, dass viele überrascht waren. Die meisten Menschen reagierten mit Unverständnis. Ihnen wäre ein neues Parkgelände oder ein Sportplatz lieber gewesen

Dass die ROK sich für ihren Kirchenneubau ausgerechnet den „Kalininplatz“ ausgesucht hat, beunruhigt vor allem die Kriegsveteranen. Sie befürchten, dass das Denkmal ihres Kriegshelden Michail Kalinin der Kirche wird weichen müssen. Das gleiche Schick-sal erlitt das Lenin-Denkmal auf dem Hansaplatz, als dort die Christi-Erlöser-Kathedrale gebaut wurde.   Jurij Tschernyschew


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