Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-11 vom 14. Mai 2011
Nicht nur eine Partei der »Blockflöten« Die Zeit der deutschen Teilung und der kommunistischen Diktatur im östlichen Teil, immerhin eine Epoche von mehr als 40 Jahren Dauer, ist im wiedervereinigten Deutschland mehrheitlich wenig präsent. Umso mehr ist jede zeitgeschichtliche Darstellung zu begrüßen, die diesem Zustand abzuhelfen vermag. Die dieses Jahr im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegebene Dissertation „Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands in Mecklenburg und Vorpommern – Von der Gründung bis zur Auflösung des Landesverbandes (1945–1952)“ des jungen Historikers Christian Schwießelmann, selbst Mecklenburger vom Jahrgang 1980, widmet sich ihrem Thema mit Umsicht und Engagement. Schon die Quellenlage war schwieriger als zu erwarten war, ist doch der Bestand der wichtigsten Dokumente der CDU-Parteiführung und der Landtagsfraktion in Mecklenburg zwischen 1945 und 1952 verloren gegangen. Der Verfasser musste deshalb auf die Erinnerungen und Nachlässe der Akteure, teilweise auf der lokalen Ebene, zurückgreifen. Auch im heute offenen Archiv der KPD/SED war vieles zu finden, was insbesondere die Stasi im Lauf der Jahre illegal zusammengebracht hatte. Mecklenburg war bei Kriegsende noch weithin eine klassische Agrarregion mit wenig Industriebevölkerung, abgesehen vom Schiffsbau an der Küste; viele Großgrundbesitzer waren schon nach Westen geflohen. So war die Hoffnung verständlich, neben der KPD eine bürgerliche Sammlungspartei aufbauen zu können. Tatsächlich wurde die CDU bei den ersten noch einigermaßen freien Landtagswahlen im Herbst 1946 zur zweitstärksten Partei mit immerhin rund 200000 Mitgliedern, die der Meinung waren, auch als Nichtkommunisten am Wiederaufbau teilnehmen zu können. Doch schon am Ende des Jahres 1947 setzte die Sowjetische Militäradministration (SMAD) die CDU-Vorsitzenden in der SBZ, Jakob Kaiser und Ernst Lemmer, ab, weil sie nicht bereit waren, bei der kommunistischen Volkskongress-Bewegung mitzumachen. 1948 gründete die SMAD kurzerhand zwei neue Parteien, die Nationaldemokratische Partei (NPD) und die Demokratische Bauernpartei Deutschland (DBD), um der CDU Mitglieder und Wähler aus der Landwirtschaft, dem Handwerk und selbst unter den ehemaligen Nationalsozialisten wegzunehmen. Auf dem Weg zur „antifaschistischen Einheitsfront“ unter der führenden Rolle der SED wurden die Zügel stetig angezogen durch den Kampf gegen „Reaktionäre und Volksfeinde“ in den bürgerlichen Parteien sowie Säuberungswellen, Parteiausschüsse, Verhaftungen und Deportationen in die Sowjetunion. Ende 1949 hatten die Sowjets und ihre deutschen kommunistischen Handlanger die willfährigen Leute Otto Nuschke, Georg Dertinger und Gerald Götting an der Spitze der DDR-CDU gefunden. Im Oktober 1951 bekannte sich diese neue Führung mit den sogenannten Meißener Thesen zur „sozialistischen Gesellschaftsordnung“ in der DDR und zur vorbehaltlosen Anerkennung der führenden Rolle der Arbeiterklasse und damit der SED. Der dritte CDU-Landesvorsitzende in Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Köhler, wurde 1952 ebenso verhaftet wie ein Jahr später der CDU-Vorsitzende in der DDR, Georg Dertinger, den man als Außenminister hatte amtieren lassen. Wegen Spionage für den Westen, so der absurde Vorwurf, wurde er zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Als „Volksdemokratie“ firmierend, war die Diktatur der Kommunisten endgültig etabliert, woran auch der Volksaufstand des 17. Juni 1953 nichts mehr zu ändern vermochte. Der Autor weist mit guten Gründen den Vorwurf zurück, in der CDU der DDR wie in den anderen Blockparteien hätten sich nur gehorsame „Blockflöten“ befunden. Trotz Überwachung, der Seuche der Denunziation und eines Netzes von „Informellen Mitarbeitern“ der Stasi, auch in den eigenen Reihen, weist der Autor nach, dass es immer wieder Widerstand in der Partei gegeben hat, den insgesamt 14 Mitglieder mit ihrem Leben bezahlt haben. Wer die Realitäten der kommunistischen Parteidiktatur in der einstigen DDR gewissermaßen hautnah und mit vielen Details belegt kennenlernen will, dem sei dieses durchaus sachliche Buch zur Lektüre empfohlen. Die zeitgeschichtlichen Tatsachen bieten immer wieder die besten Argumente gegen die heute verbreiteten Verniedlichungsversuche und gegen das Vergessen dieser bitteren Phase der gesamtdeutschen Nachkriegsgeschichte. Klaus Hornung Christian Schwießelmann: „Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands in Mecklenburg und Vorpommern – Von der Gründung bis zur Auflösung des Landesverbandes (1945-1952)“ („Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte“, Band 58), Düsseldorf 2011, herausgegeben im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung, Droste Verlag, Düsseldorf 2011, 512 Seiten, 49 Euro. |
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