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14.05.11 / Spurensuche in Osteuropa / Frank Gaudlitz fotografierte Menschen unterschiedlicher Ethnien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-11 vom 14. Mai 2011

Spurensuche in Osteuropa
Frank Gaudlitz fotografierte Menschen unterschiedlicher Ethnien

Die Bezeichnung „casa mare“ (großer Raum, großes Haus) nutzen die Rumänen, wenn sie über ihre „gute Stube“ sprechen, die nur feierlichen Anlässen vorbehalten ist. Der aus Vetschau/Spreewald stammende Fotograf Frank Gaudlitz hat Menschen verschiedener ethnischer Gruppen und Konfessionen jeden Alters, aller Bildungs- und Gesellschaftsschichten sowie unterschiedlicher Berufe angesprochen und sie gebeten, sich für eine Aufnahme in ihrer privaten Umgebung zur Verfügung zu stellen. Viele machten sich fein zurecht, zogen ihre schönsten Kleider an und ließen sich in ihrer „guten Stube“ fotografieren. Die Innenräume sind unterschiedlich eingerichtet von bäuerlich farbenfroh bis stilvoll elegant.

Die Bilder geben Einblicke in Alltagsgewohnheiten, individuelle Raumästhetik, Erinnerungskultur und Religiosität der Menschen aus Osteuropa. Es ist anzunehmen, dass diese Fotografien als Zeitdokumente betrachtet werden können, weil sie derzeit noch bestehende individuelle Besonderheiten zeigen, die aber in den nächsten Jahren als Folge der EU-Osterweiterung und der Globalisierung verschwinden werden.

Die Sonderausstellung „Casa Mare“ im Donauschwäbischen Zentralmuseum (DZM) Ulm dokumentiert, wie Menschen unterschiedlicher Ethnien leben, etwa die Ungarin Katalin Walter aus der Schwäbischen Türkei, die Rumänen Ion Damian und Vasile Macarie sowie die Sächsin Maria Reuss aus der Dobrudscha oder der Serbe Goran Karanfilovi aus der Vojvodina. Gaudlitz hat sie in ihrer „guten Stube“ vor seine Kamera bekommen.

Zwei Jahre lang führte die fotografische Spurensuche nach Menschen unterschiedlicher Ethnien durch Südosteuropa, in denen auch Deutsche, insbesondere Donauschwaben und Siebenbürger Sachsen, leben.

Er fotografierte Menschen und Innenräume innerhalb Rumäniens in Siebenbürgen, in der Marmarosch und der Dobrudscha, in Südwestungarn in der Schwäbischen Türkei, in Serbien in der Vojvodina und in der Republik Moldau. Die auf dieser Reise entstandene beeindruckende Bilderserie ist im Rahmen der Ausstellung in Ulm zu sehen.

Es handelt sich um ein Projekt der Koordinierung Ostmittel- und Südosteuropa am Museum Europäischer Kulturen, Staatliche Museen zu Berlin, das vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie von der Stiftung Kunstfonds Bonn gefördert wurde. Bekanntlich hat die EU in den vergangenen Jahren den Donauraum als historisch gewachsene Einheit wiederent-deckt. Seit 2009 wird an einer „europäischen Donaustrategie“ gearbeitet. Das Land Baden-Württemberg ist an dem Vorhaben aktiv beteiligt.

Mit der Ausstellung „Casa Mare“ wird ein wichtiger Schritt in Richtung der Annäherung an diesen geographischen Raum unternommen.

Bei ihren bisherigen Stationen in Berlin, Potsdam, Cottbus, Kronstadt (Rumänien), Belgrad (Serbien) und Fünfkirchen (Ungarn) erfreute sich die Präsentation einer guten Besucherresonanz. Die Ausstellung der Porträtserie ist im DZM Ulm noch bis zum 26. Juni zu besichtigen. Dieter Göllner


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