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21.05.11 / Heimat indischer Muslime / Die Geschichte Pakistans ist von Konflikten geprägt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-11 vom 21. Mai 2011

Heimat indischer Muslime
Die Geschichte Pakistans ist von Konflikten geprägt

Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie bezeichnete die Geschichte Pakistans abfällig als „alt und rostig“. Nicht erst seit der Unabhängigkeitserklärung 1947 hat das Land am Indus große Probleme, die sich in Aufständen, Militärdiktaturen, Naturkatastrophen, blutigen Anschlägen und Bürgerkriegen, Korruption sowie einer schlechten Wirtschaft zeigen.

Fast 200 Jahre lang, von 1756 bis 1947, regierten Briten in Groß-Indien, das die Gebiete des heutigen Indien, Pakistan und Bangladesch umfasste. Britische Kaufleute eroberten das Land über die „East India Company“ und bauten eine staatlich-militärische Organisation auf. Nach dem Sepoy-Aufstand von 1857 übernahm die britische Krone die Herrschaft. 1877 ließ sich die englische Königin Viktoria zur „Kaiserin von Indien“ krönen. Politische Parteien durften seit 1885 für den „Indian National Congress“ (Parlament) gewählt werden.

Doch viele Muslime fühlten sich durch die Hindu-Mehrheit im National-Kongress unterdrückt. Sie gründeten 1906 die „All India Muslim League“, die für die Entstehung Pakistans maßgeblich wurde. Der Dichterphilosoph Muhammad Iqbal forderte 1930 bei der Jahresversammlung der Moslem-Liga einen „nordwestlichen muslimischen Staat“. Der Kunstname „Pakistan“ setzt sich daher aus den nordwestlichen Provinzen des ehemaligen Groß-Indien zusammen: Punjab, Afghani, Kashmir, Indus, Sindh und Baluchistan. Der spätere Gründungsvater Pakistans, Mohammed Ali Jinnah, Präsident der Moslem Liga, griff diese Idee 1940 auf und forderte in Lahore die Teilung von Britisch-Indien und die Schaffung eines eigenen Muslimstaates. So wurde Pakistan am 15. August 1947 als „Homeland der indischen Muslime“ in die Unabhängigkeit entlassen. Zahlreiche kriegerische Konflikte folgten der Grenzziehung zwischen Indien und Pakistan, die bis heute andauern. Die Kriege um das mehrheitlich muslimische Kaschmir sind dabei die bekanntesten. Millionen Menschen wurden wegen ihres Glaubens vertrieben oder überschritten freiwillig die Grenzen nach Indien oder Pakistan. Nach einem längeren Krieg wurde der 1700 Kilometer östlich gelegene Teil Pakistans unter dem Namen „Bangladesch“ 1971 selbstständig.

Die Kette innenpolitischer Konflikte im republikanisch verfassten Pakistan erscheint fast endlos. Bürgerkriege, Aufstände des Militärs und Militärdiktaturen wechselten sich mit demokratischeren Zeiten und gewaltsamen religiösen oder ethnischen Konflikten ab. Der Islam, der in der Verfassung von 1956 zur Staatsreligion erklärt wurde, kann das Land offenkundig nicht befrieden. Für Andersgläubige ist es hochgefährlich, in Pakistan zu leben. Religiösen Minderheiten – einschließlich muslimischer Konfessionen! – werden blutig verfolgt oder vertrieben. Pakistan ist heute eines der Länder, wo Christen am stärksten leiden müssen. Islamisten haben in den letzten Jahren bei Anschlägen in Pakistan 4300 Unschuldige ermordet. Seit dem 11. September 2001 bekennen sich die pakistanischen Regenten offiziell zum Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Andererseits gilt Pakistan weiterhin als Mutterland des weltweiten islamistischen Dschihad (Heiliger Krieg). Hinrich E. Bues


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