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04.06.11 / Renate und »Herta«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-11 vom 04. Juni 2011

Renate und »Herta«
von Theo Maass

Seit Monaten rätseln die Grünen, warum es ihrer Spitzenkandidatin Renate Künast nicht gelingt, so populär zu werden wie ihr Konkurrent, der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit (SPD). Das verblüfft die Grünen, wo manche von ihnen seit Fukushima sogar glauben, das Amt des Bundeskanzlers anstreben zu können. In Berlin war der Aufstieg der Fußballskandalnudel Hertha BSC in die 1. Bundesliga das sportliche Ereignis überhaupt, in dessen Glanz sich auch die Politiker gern sonnten. Wowereit richtete den Fußballern einen Empfang aus. Damit brachte er es bravourös in die Schlagzeilen. Denn: Als Partymeister und Genussmensch kauft man „Wowi“ seine Fußballbegeisterung ab. Auch CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel wird Bodenhaftung bescheinigt, auch er wird gelegentlich in den Stadien gesehen, und er hat als Ossi noch einen weiteren Vorteil, denn mit dem 1. FC Union hat auch der Osten einen erfolgreichen Klub. O-Ton Henkel: „Zwei  Herzen schlagen da in meiner Brust.“

Da wollte Künast nicht abseits stehen, beging jedoch einen schrecklichen Fehler, der ihren Anfall von Volkstümlichkeit als peinliche Anbiederei entlarvte: Auf ihrer „Facebook“-Seite schrieb sie: „Ich mag die Bodenhaftung, mit der sich der Verein in dieser  Saison präsentiert. Das sollte Herta sich bewahren.“ Herta? Oder doch Hertha? Bodenhaftung? Wohl eher geheucheltes Interesse.

Eigentlich begann der Abwärtstrend der Grünen überhaupt erst mit Künasts Antritt als Spitzenkandidatin. Einige Beobachter wollen im Ostteil Berlins eine regelrechte Künast-Hysterie beobachten. Viele Ost-Berliner wechseln, so heißt es, gar von der Linken zur SPD, um sich die grüne Möchtegernbürgermeisterin zu ersparen. Nicht nur im fremden Umfeld des Fußballs, auch auf eigenem, „grünem“ Terrain patzt Künast. So besuchte sie die Jugendweihe eines „Humanistenvereins“.  Viele links orientierte Pfarrer der evangelischen Kirche dürften den offenen Flirt mit den Atheisten gar nicht lustig finden.

Henkel tourt derweil durch das nächtliche Berlin. „Hallo, ick bin der Frank“, begrüßt er Mitarbeiter des Ordnungsamtes, der Polizei, Bahnangestellte oder die Helfer in der Bahnhofsmission – alles Leute also, die keine leichte Arbeit machen, wenig verdienen, Schicht arbeiten und gelegentlich keine Nachtruhe haben. Er hört ihnen zu, will Henkel damit demonstrieren. Das kann der CDU-Mann. Noch höhnen indes linke Pressevertreter, wenn sie von ihm sprechen: „Frank wer?“

Künast wie Henkel werden den Rückstand auf Wowereit bis September nicht aufholen. Was bleibt, ist das Duell der beiden um den zweiten Rang. Das könnte wichtiger werden, als mancher heute denkt. Es geht darum, wer am 18. September Juniorpartner der SPD werden kann, wenn es mit Rot-Rot nicht mehr weitergeht.


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