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04.06.11 / Gemütlich gewordene Linke / Etabliert, saturiert, promiskuitiv, staatsgläubig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-11 vom 04. Juni 2011

Gemütlich gewordene Linke
Etabliert, saturiert, promiskuitiv, staatsgläubig

Die Sarrazin-Debatte hat im vergangenen Jahr das Land ergriffen wie kaum eine andere. Der ehemalige Berliner Finanzsenator sezierte messerscharf die mit mathematischer Sicherheit eintretenden Folgen einer jahrzehntelang verfehlten Zuwanderungspolitik – Folgen, die für das innere Gefüge unseres Landes eine Umwälzung geschichtlichen Ausmaßes bedeuten und unumkehrbar sind. Sarrazin sprach vor vollen Sälen und erntete begeisterte Zustimmung, sein Buch verkaufte sich 1,4 Millionen Mal. Ein frischer Wind schien durch die Merkel-Republik zu blasen und wieder Gedankenfreiheit in die sonst von Wächtern der politischen Korrektheit umstellten Debatten zu bringen.

In Wahlergebnissen jedoch hat sich die Diskussion nicht niedergeschlagen: Als hätte es Sarrazin nie gegeben, fährt bei den Landtagswahlen dieses Jahres ausgerechnet jene Partei Riesengewinne ein, die für ungeregelte Einwanderung, die Ablehnung der eigenen Nation und Dirigismus schlechthin steht: die Grünen. Durch einen Kernkraftunfall am anderen Ende der Welt geängstigt, lassen sich die Wähler durch Emotionen den Kugelschreiber in der Wahlkabine führen.

Doch es griffe zu kurz, nur den radioaktiven Rückenwind aus Fukushima allein für den Durchmarsch der Grünen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bremen verantwortlich zu machen. Zu tief ist der Wertewandel im Volk bereits verankert und es ist kein Zufall, dass die Dagegen-Partei gerade im liberal-konservativen Milieu der Süd-West-Union wildern konnte. Grün zu wählen ist heute chic und „Mainstream“ bei den materiell Saturierten sowie Ausdruck des individualistischen, promiskuitiven Lebensstils vermeintlich autonomer Stadtmenschen, die keine Norm mehr gelten lassen außer den Wünschen des eigenen Ichs.

Nicht Verzicht und Zucht bestimmen wie einst bei Herbert Gruhl die grüne Agenda, sondern ungehemmter Konsum verbrämt mit Biosiegel. Überschüssige Geldmittel werden ethisch-korrekt investiert, man geht asiatisch-afrikanisch essen und schlürft fair gehandelten Latte macchiato. Die Linken sind gemütlich geworden.

Die durch keine Sittlichkeit mehr gehegte Sexualität findet ihren Ausdruck in den umfangreichen Gleichstellungszusagen für die Homosexuellen-Lobby im jetzt grün-rot regierten Baden-Württemberg. Die Staatsliebe grüner Weltverbessserer brennt in der Forderung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, „grüne Produktlinien zu forcieren“ und Rahmenbedingungen als „Investitionspeitsche“ zu setzen, also  tief in unternehmerisches Handeln einzugreifen.

Alexander Kissler mutmaßte auf „The European“, entweder wisse „das Volk nicht, wen es da wählt, oder aber die Gesellschaft ist längst zu jenem Gesinnungsstaat geworden, den die Grünen anstreben“. Es ist zu befürchten, dass beiderlei zutrifft. Das Ende dekadenter Libertinage ist freilich schon in Sicht: Wenn der Euro kollabiert, gibt’s Graubrot mit Margarine. Ohne Biosiegel. Christian Rudolf


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