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04.06.11 / Auf den Spuren der Amtsvorgänger / Hochmeister des Deutschen Ordens besuchte auf Einladung des Rektors der Allensteiner Universität das südliche Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-11 vom 04. Juni 2011

Auf den Spuren der Amtsvorgänger
Hochmeister des Deutschen Ordens besuchte auf Einladung des Rektors der Allensteiner Universität das südliche Ostpreußen

Bruno Platter, der 65. Hochmeister des Deutschen Ordens, hat mit Ostpreußen den Wirkungsbereich seiner Vorgänger aufgesucht. Die Visite des Hochmeisters und des Historikers Udo Arnold erfolgte auf Einladung des Rektors der Allensteiner Universität, Józef Górniewicz. Geplant war eine Vortragsreihe für die Lehrkräfte sowie die Studentinnen und Studenten der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, insbesondere für die der Studiengänge Germanistik, Geschichte und Internationale Beziehungen, über die Geschichte und gegenwärtige Tätigkeit des Ordens.

Bezüglich der historischen Ereignisse im Deutschordensstaat herrschen in Polen nach wie vor die von der nationalistischen Ideologie des 19. Jahrhunderts geprägten Vorstellungen und Klischees vor. Die vorgebliche Grausamkeit des Ordens hatte sich vor allem auf Grund des Schaffens solcher Schriftsteller wie Adam Mickiewicz und Henryk Sienkiewicz sowie des berühmten Historiengemäldes von Jan Matejko tief im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Die Nachkriegsrezeption der Ordenszeit wurde zusätzlich durch den anlässlich des 550. Jahrestages der Niederlage des Deutschen Ordens gedrehten Films „Die Kreuzritter“ von Alex­ander Ford geprägt.

Um dieses negative Bild zu entkräften, fokussierte Platter seine ganze Aufmerksamkeit auf die in Polen fast unbekannte Geschichte des Ordens in der Zeit nach der Auflösung des Ordensstaates nach dem Vertrag von Krakau aus dem Jahre 1525 und die damit verbundene Mildtätigkeitsarbeit des Ordens. Während seines auf dem Allensteiner Schloss gehaltenen und von vielen Interessierten wie auch offiziellen Vertretern der lokalen Behörden gut besuchten Vortrags betonte Platter sowohl die dunk­len als auch die hellen Seiten im jahrhundertelangen Bestehen des Ordens. Zu den schwierigsten Momenten zählte er das Napoleonische Zeitalter wie auch die NS-Zeit, als der Orden nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich sofort verboten wurde. Eine tragische Zeit bedeutete für den Orden auch die kommunistische Herrschaft im Ostblock. In Jugoslawien und in Tschechien seien damals mehrere Ordensbrüder, vornehmlich von den Partisanen Titos, ermordet worden. Diese unbekannten Tatsachen machten einen großen Eindruck auf die Anwesenden.

Doch die im wunderschönen Copernicus-Saal des Allensteiner Schlosses versammelten Hörerinnen und Hörer waren vor allem an der Gegenwart des Ordens interessiert. In einer Gesprächsrunde nach den Auftritten beider Vortragenden hatten viele zahlreiche Fragen zu dem jetzigen Wirkungskreis und dem Aufgabenbereich des Ordens. Es wurden auch Fragen nach der aktuellen Brüderzahl und der eventuellen Aufhebung des Zölibats im Mönchswesen gestellt. Da bereits vier Mönche aus Polen in den Deutschen Orden aufgenommen worden sind, musste die heikle Frage kommen. Das amtierende Oberhaupt aus dem entfernten Hochmeistersitz in Wien wurde mit Bedacht gefragt, ob seinerseits Pläne bestünden, die karitative Aktivität des Ordens demnächst auf Polen auszuweiten. Nachdem alle höchst gespannten Gäste den Atem gehalten hatten, wurde lediglich eine diplomatische, also keine eindeutige Antwort erteilt.

Abschließend pointierte der Direktor des Allensteiner Schlossmuseums, Janusz Cyganski, das Treffen mit einem Witz über die Überholtheit der früheren Zwistigkeiten zwischen Polen und Deutschen und formulierte dabei eine kühne Schlussfeststellung: „Die Kreuzritter lassen sich lieben“, worauf der ehrwürdige Gast dem Andrang der vielen Autogrammjäger, nahezu wie ehemals Ulrich von Jungingen auf dem Schlachtfelde, erlag. Zum Glück trug Platter keinen sichtbaren Schaden davon.

Am darauffolgenden Tag begab er sich auf die Weiterfahrt nach Lyck, wo er an einer Tagung des dortigern Stadtrates teilnahm. Auf seinem Reiseprogramm standen noch Besuche im Städtchen Rößel und im Jesuitenkloster Heiligelinde, wo ein Konzert auf der berühmten Orgel die Rundreise des Hochmeisters krönte.

Platters Besuch im südlichen Ostpreußen war bereits der dritte binnen eines Jahres. Bereits 2010 war er zweimal eingeladen worden: erstmals zur Einweihung eines Denkmals zu Ehren des Bischofs Anselm in Balden und das zweite Mal anlässlich der Feierlichkeiten zum 600. Jahrestag der Tannenbergschlacht. Bei den Jubiläumsfeierlichkeiten nahm Bischof Platter neben dem polnischen Staatspräsidenten Bronis­ław Komorowski und der litauischen Präsidentin Dalia Grybauskaitè an der alljährlichen Darstellung der Schlacht in Grünfelde teil. Er wurde anschließend zu einem feierlichen Festessen im Großen Remter auf der Marienburg, dem ehemaligen Hochmeistersitz, geladen. Für das Gelingen dieser Aufenthalte leisteten vor allem zwei Ermländer, Herbert Monkowski und Edward Cyfus, große Dienste. Es sei daran erinnert, dass dies nicht der erste Nachkriegsbesuch eines Hochmeisters in dieser Region gewesen war, denn schon in den 1990er Jahren hatte Platters Vorgänger im Amt, Arnold Othmar Wieland, Allenstein besucht. Dazwischen lag allerdings eine mehrjährige Pause.       

Grzegorz Supady

Der Hochmeister des Deutschen Ordens Dr. Bruno Platter wieder in Ermland-Masuren


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