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04.06.11 / Wo das Einhorn auf den Teddy trifft / Bei einem Besuch im Steiff-Museum und in der Teddybärklinik begegnet man Kinderträumen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-11 vom 04. Juni 2011

Wo das Einhorn auf den Teddy trifft
Bei einem Besuch im Steiff-Museum und in der Teddybärklinik begegnet man Kinderträumen

Seit Jahrzehnten begeistern sich nicht nur Kinder an den plüschigen Tieren mit dem Knopf im Ohr. Ein Besuch im Steiff-Museum entführt in ihre wunderbare Welt.

Es ist früh am Morgen, und die Bürgersteige in Giengen, der kleinen Stadt an der Brenz, sind noch hochgeklappt. Links und rechts der Hauptstraße schmiegt sich ein üppig mit Blumen geschmücktes Fachwerkhaus an das nächste. Eine fast biedermeierliche Idylle, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Hier wurde 1847 Margarete Steiff geboren, die mit ihren kuscheligen Stofftieren einst Weltruhm erlangte. Doch das Kultobjekt ist bis auf den heutigen Tag der Teddybär. 

Um Punkt 10 Uhr heißt es: Hereinspaziert in die märchenhafte Welt der Margarete Steiff. Der moderne Rundbau des Museums am Fuße der Altstadt ist fast bis zum Dach angefüllt mit Steifftieren aller Art und Couleur. Im Eingangsbereich begrüßt ein riesiger Braunbär – Schulterhöhe zwei Meter plus – die Besucher. Er ist so lebensecht, dass Kinder nicht selten einen Schreck bekommen. Doch sie beruhigen sich sofort beim Anblick der Affen, Giraffen, Elefanten und anderer Kreaturen, die sich gleich nebenan inmitten leuchtender Frühlingsblumen und seidener Schmetterlinge tummeln.

Die weitläufigen Ausstellungsräume gleichen einer Arche Noah, in der so ziemlich alles versammelt ist, was die Schöpfung jemals hervorgebracht hat. Selbst ein Exemplar des fabelhaften Einhorns ist hier vertreten. Sein Horn sieht zwar spitz und gefährlich aus, erweist sich beim Anfassen jedoch als ganz weich, ebenso wie die langen Krallen der Bären. Zum Verlieben sind die Schaukeltiere! Wer bekäme da nicht Lust, sich auf den Rücken eines Elefanten oder Tigers zu schwingen und auf den Kufen durch die imaginäre Welt des Dschungels zu schaukeln.

Steifftiere sind unverwechselbar. Der Natur täuschend ähnlich nachgebildet und aus bestem Material immer noch von Hand hergestellt, ist jedes ein Unikat. Deshalb lieben Kinder diese Kuscheltiere und ziehen sie anderen Produkten auch dann noch vor, wenn das Original schon x-mal durch die Waschmaschine gegangen und somit bereits recht fadenscheinig geworden ist. Doch was geschieht, wenn Teddy sein rechtes Auge oder gar ein Ohr verloren hat? Keine Panik. Es gibt Abhilfe. Denn die Teddybärklinik im Nachbarhaus repariert den Schaden in kürzester Zeit.

Der Rundgang durch das Museum – drei Ebenen mit einer Ausstellungsfläche von insgesamt 2400 Quadratmetern – beginnt mit der Einführung in die Geschichte der Firma Steiff. Der Besucher erfährt zunächst von den bescheidenen Anfängen des Unternehmens. Eine sanfte Stimme führt ihn durch die gemütliche Nähstube der Margarete Steiff, in der sich wie von magischer Hand berührt Schränke und Kästen öffnen, begleitet vom monotonen Geklapper einer Nähmaschine.

Die Karriere der durch eine Polioerkrankung halbseitig gelähmten jungen Frau begann mit der Herstellung von Nadelkissen in Form des „Elefäntle“. Auf dem Fuße folgte Meister Petz, durch den das zarte Fräulein sich zu einer wahrhaft „bärenstarken“ Persönlichkeit verwandelte und bald weltberühmt wurde. Und schon ist man mittendrin in einer atemberaubenden Geschichte.

Mit dem Lift gelangt der Besucher in luftige Höhen. Dort trifft er auf den Bären Knopf und seine Freundin Frieda, die von einer Wolke aus die Erde inspizieren. Sie sind gerade auf der Suche nach 3000 Steiff-Bären, die bei einem Schiffsunglück auf hoher See verloren gingen. Das Publikum ist aufgerufen, sich an der detektivischen Suche zu beteiligen. Der Erfolg bleibt nicht aus. Denn schließlich findet man die Teddys vollzählig und wohlbehalten auf allen fünf Kontinenten wieder. Darin steckt eine Botschaft: Die Steiff-Bären haben die Herzen der Menschen auf der ganzen Welt erobert und wissen daher nach einer geglückten Rettung aus der Seenot, wohin sie gehören.

Nach dieser Erkenntnis wartet ein weiteres Abenteuer auf Jung und Alt. Der mit 2000 Ausstellungsstücken größte Kuschelzoo der Welt will besichtigt und ausprobiert werden. Im Gegensatz zu den meisten Museen heißt es hier statt „Berühren verboten“ „Bitte alles anfassen!“ Da sitzen sogar Erwachsene auf dem Rücken eines festlich geschmückten Indischen Elefanten, zupfen kleine Jungen an den langen Ohren von Meister Lampe. Ein paar Schritte weiter kann der Besucher einer Näherin bei der Herstellung eines Teddys über die Schulter blicken, können Kinder sich aus zugeschnittenen Teilen ihr eigenes Kuscheltier erschaffen.

In der Teddybärklinik herrscht Hochbetrieb. Frau Beck, eine würdige Nachfolgerin von Margarate Steiff, „operiert“ gerade einen stark lädierten Bären, den ein besorgter Vater aus Boston per Luftpost geschickt hat. Kein Thema. Teddy bekommt eine neue Füllung und der abgerissene linke Arm wird von Expertenhand wieder angenäht.

Auch maßgeschneiderte Bestellungen werden von der Firma Steiff umgehend erledigt. Ein Ehepaar in Schweden will seinem Sohn zum Schulanfang einen Teddy im Matrosenanzug mit bunter Schultüte schenken. Nichts leichter als das. Auftrag ausgeführt, Teddy gut verpackt und ab geht die Post in Richtung Göteborg. Steiff macht Kinder in aller Welt glücklich. Und das schon seit 125 Jahren. Uta Buhr

Das Steiff-Museum, Margarete-Steiff-Platz 1, Giengen, ist von April bis Oktober täglich von 9.30 Uhr bis 19 Uhr, November bis März von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 8/5 Euro.

Foto: Teddybärklinik: Hier werden Wünsche erfüllt und Kuscheltiere repariert.


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