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11.06.11 / »Vitaminbonbon für Wutbürger« / Evangelischer Kirchentag von Grünen politisch instrumentalisiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-11 vom 11. Juni 2011

»Vitaminbonbon für Wutbürger«
Evangelischer Kirchentag von Grünen politisch instrumentalisiert

Zum 33. Evangelischen Kirchentag kamen am vergangenen Wochenende 120000 Dauerteilnehmer in Dresden zusammen. Das waren so viele wie seit 16 Jahren nicht mehr. Die Sonne schien und die Kirchentagsregie war fest in der Hand der Grünen, die das Christentreffen zu einem „Vitaminbonbon für Wutbürger“ umgestalten wollten. Von Theologie und Glauben wurde am Dresdener Elbufer wenig gesprochen, dafür umso mehr von der Weltpolitik. Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) meinte, in Dresden habe der „erste echte wiederverei­nigte Ost-West-Kirchentag“ stattgefunden. Im Vorfeld des Kirchentages war die Befürchtung laut geworden, Dresden sei eine „glaubensfreie Zone“, weil so wenige Sachsen evangelische Kirchenmitglieder sind. Dem hielt Göring-Eckardt entgegen, sie sei selbst zuweilen eine Zweiflerin und freue sich über die „offenen Arme der Zweifler“.

Beim Abschlussgottesdienst, bei dem einige Teilnehmer gleichzeitig in der Elbe badeten, forderte die Frankfurter Pfarrerin Ulrike Trautwein „Gerechtigkeit für alle Menschen auf der Welt“. Sie warnte zugleich vor dem Streben nach Reichtum und Kriegen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel spannte in Dresden den ganz großen Bogen und forderte die Reform des UN-Sicherheitsrates. Bundespräsident Christian Wulff warb in einer Diskussion mit Migranten für „Offenheit für Fremdes und Fremde“. Offene Gesellschaften würden sich besser entwickeln als geschlossene, behauptete das Staatsoberhaupt. Der ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler schließlich lobte die Energiewende und den geplanten Atomausstieg.

Begründungen aus Bibel und Theologie, dem einstigen Markenzeichen des Protestantismus, fehlten meist bei diesen weltpolitischen Ausflügen. Dafür machte sich der „Arbeitskreis Hexenverbrennung“ aus Unna für eine Rehabilitierung der bis ins 18. Jahrhundert etwa 50000 ermordeten Frauen stark. Die Resonanz auf diese Forderung blieb jedoch gering.

Mehr Aufmerksamkeit erregte dagegen die aktuelle Afghanistan-Politik. Die Ex-EKD-Chefin Margot Käßmann prangerte den deutschen Waffenhandel an und wiederholte ihre schon im Januar 2010 geäußerte Meinung, dass Beten für die Taliban besser sei als das Bombardieren. Dem hielt Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière entgegen, dass Beten für Täter und Opfer gleich welcher Nation richtig und sinnvoll sei. „Allerdings ersetzt das Gebet nicht praktische Politik.“ Die Bundeswehr werde ihren Einsatz in Afghanistan unvermindert fortsetzen; vor Gewalt dürfe man nicht weichen.

Dass der Kirchentag von linkspolitischen Themen beherrscht war, ist kein Zufall. Nicht nur die Präsidentin kommt von den Grünen, auch die Generalsekretärin Ellen Ueberschär ist seit 2002 Mitglied der Grünen-Akademie der Böll-Stiftung. Gleichzeitig leitet der frühere sächsische Landesgeschäftsführer der Grünen, Hubertus Grass, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Kirchentages. Selbst der seit 2004 in Sachsen amtierende evangelische Landesbischof Jochen Bohl zählte als Gastgeber zum grünen Urgestein, denn er war bis 1993 stellvertretender Landessprecher der saarländischen Grünen. Hinrich E. Bues


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