23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
11.06.11 / Kein Tag ohne Demo

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-11 vom 11. Juni 2011

Kein Tag ohne Demo
von Vera Lengsfeld

Es vergeht kein Tag in Berlin, ohne dass gegen oder für etwas demonstriert wird. Gegen Atomkraft, für „Erneuer­bare Energie“, gegen Videoüberwachung, für mehr Sicherheit auf Straßen und Plätzen, gegen Rechts, für Multikulti. An den Wochenenden kommen zahlreiche Feste und andere Aktivitäten hinzu. Manchmal, wie am vergangenen Sonntag, wird die Stadt fast lahmgelegt.

Ich hatte an diesem Tag eine Freundin zum Flieger nach Norwegen zu bringen, der in Schönefeld startet, und später ein Treffen mit einem Freund, der aus Köln kam.

Eigentlich kein Problem, denn nachmittags nach Schönefeld zu fahren und dann abends am Gendarmenmarkt zu sein, ist theoretisch leicht möglich. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, hatte ich Berliner Rundfunk gehört. Das ist ein Muss für alle, die sich durch die Stadt bewegen, denn der Sender hält stündlich über die neuesten Sperrungen und Ausfälle bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Laufenden.

Die Fluggäste, die nach Schönefeld wollten, müssten mit erheblichen Verzögerungen rechnen, teilte die muntere Stimme des Moderators mit: Die fünfte Demonstration  gegen die Flugrouten des neugebauten „Berlin Brandenburg International“ fände gerade statt und behindere den S-Bahn-Verkehr zum Flughafen. Also machten wir uns zwei Stunden früher auf den Weg, und es gelang tatsächlich, meine Freundin pünktlich zum Flieger zu bringen. Dafür blieb ich auf der Rück­fahrt über eine Stunde auf der blockierten S-Bahn-Strecke stecken.

Mir blieb viel Zeit, darüber nachzudenken, was die Flugroutengegner eigentlich berechtigt, ihre Mitmenschen so zu behindern.

Inzwischen näherte sich der Zeitpunkt des Treffens mit dem Kölner Freund. Da erreichte mich sein Anruf. Er hatte sich am Flughafen Tegel ein Fahrzeug gemietet, in der Annahme, damit schnell am Gendarmenmarkt zu sein. Fehlanzeige. Schon kurz hinter der Ausfahrt vom Flughafen war die Stadtautobahn gesperrt. Kein Hinweis, ob die Umleitung nach rechts oder links erfolgt. Als früherer Berliner kannte mein Freund einige Schleichwege. Das half ihm nicht viel weiter, denn das Stadtzentrum war großflächig abgeriegelt. Schließlich landete er in Schöneberg, von wo er nach Mitte fahren konnte. Grund war die Sternrundfahrt des ADFC unter dem Motto „Freie Fahrt für freie Räder“. 

Als Trostbonbon für alle Sonntagsausflügler, die an diesem schönen Tag Berlin ohne Rad genießen wollten, wurde verfügt, dass der Einzelfahrschein der BVG wie ein Tagesticket galt. Wer das nutzte, lief allerdings Gefahr, in der S-Bahn stecken zu bleiben ... Zeit für eine Demo gegen die Behinderungen durch Demos!


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren