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11.06.11 / Weltbevölkerung schrumpft / Studie prophezeit globale demografische Herausforderung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-11 vom 11. Juni 2011

Weltbevölkerung schrumpft
Studie prophezeit globale demografische Herausforderung

Eine Studie der Deutschen Bank prognostiziert, dass um das Jahr 2050 das Maximum der Weltbevölkerung erreicht sein wird. Sinkende Geburtenraten und überalterte Gesellschaften werden nicht nur für die westlichen Länder zu einer enormen Herausforderung: Während Deutschland auf die Ergebnisse der laufenden Volksbefragung wartet, hat Sanjeev Sanyal, einer der renommiertesten Wirtschaftswissenschaftler Asiens, in einer Analyse für die Deutsche Bank einen Blick auf die globale Bevölkerungsentwicklung geworfen.

Sanyal sieht schon in den frühen 2020er-Jahren den Punkt erreicht, ab dem aufgrund niedriger Geburtenraten keine vollständige Reproduktion der Bevölkerungszahlen mehr stattfinden wird. Den entsprechenden Wert von 2,3 Kindern pro Frau unterschritten inzwischen nicht nur europäische Länder, sondern auch aufstrebende Staaten wie Brasilien, Süd-Korea und China. In China ist die Reproduktionsquote auf 1,8 gefallen, während Indien immerhin noch bei 2,6 Geburten pro Frau liegt.

Zunächst verzögert durch eine zunehmende Lebenserwartung, werden die niedrigen Geburtenraten ab 2050 zu einer schrumpfenden Zahl der Weltbevölkerung führen. Die Vereinten Nationen gehen von einem Maximalwert von zehn Milliarden Menschen aus, der um das Jahr 2050 erreicht sein wird. Bereits die aktuellen Daten aus den USA, China und Indien lassen den Schluss zu, dass sich das Wachstum der Bevölkerung zunehmend abschwächt, und zwar stärker als bisher prognostiziert. In den USA hat sich der Bevölkerungszuwachs auf nur noch 0,9 Prozent jährlich verlangsamt. In China reduzierte sich das Wachstum auf 0,56 Prozent, während Russlands Bevölkerungszahl bereits jährlich um 0,4 Prozent schrumpft. In Asien wird Indien eine Ausnahme von dieser Entwicklung darstellen. Zwischen 2010 und 2020 wird die Zahl der Menschen, die zusätzlich auf den indischen Arbeitsmarkt drängen, um 17 Prozent wachsen. Theoretisch hätte Indien damit die Möglichkeit, Ersatz zu schaffen für das schrumpfende Arbeitskräfteangebot in anderen Ländern. Ob die Chance dieser „demografischen Dividende“, die sogar einige Jahrzehnte bestehen wird, genutzt wird und flankierende politische Maßnahmen ergriffen werden, ist allerdings nicht absehbar. 

Fast dramatisch ist die Prognose zu nennen, die für die demografische Entwick­lung Chinas entworfen wird. Das Maximum der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte wird bereits in den nächsten Jahren erreicht sein. In den 2020er- Jahren wird die Zahl stetig abnehmen, bis es in den 2030er-Jahren zu einer Verknappung kommt, die in einen regelrechten Kollaps des chinesischen Arbeitsmarktes mündet. In einem relativ kurzen Zeitfenster muss bis dahin der Umbau von einer beschäftigungsintensiven zu einer kapitalintensiven Industriestruktur gelingen. Selbst eine Lock­erung der Ein-Kind-Politik könnte an den demografischen Problemen mittelfristig nichts mehr ändern. Verschärft durch eine zunehmende Überalterung, nach Sanyal „wahrscheinlich die am schnellsten überalternde Gesellschaft der Geschichte“, ist für China der Punkt zum Umsteuern  bereits vorüber.

Die demografische Herausforderung ist allerdings eine globale Angelegenheit. Das Ende der Zunahme der Weltbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zählt die Studie der Deutschen Bank sogar zu den wichtigsten Entscheidungspunkten in der bisherigen Menschheitsgeschichte.       Norman Hanert


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