26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
11.06.11 / Der größte Autozulieferer der Welt / Die Robert Bosch GmbH feiert in diesem Jahr ihren 125. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-11 vom 11. Juni 2011

Der größte Autozulieferer der Welt
Die Robert Bosch GmbH feiert in diesem Jahr ihren 125. Geburtstag

Gleichzeitig mit der Erfindung des Automobils durch Carl Benz begründete Robert Bosch in Stuttgart eine einzigartige Weltmarke, die zudem noch viel für die Mitmenschen tut. Am 15. November 1886 gründete er im Alter von nur 25 Jahren seine „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“. Dass dieser junge Tüftler und gelernte Mechaniker, als elftes von zwölf Kindern eines Bauern geboren, einmal aus diesem kleinen Betrieb einen Weltkonzern schmieden würde, ahnte wohl niemand. Seine erste Firmenrechnung schrieb Bosch eigenhändig für die Herstellung von Zigarettenspitzen-Abschneidern. Da war von Autoelektrik, Bohrmaschinen oder Kühlschränken noch nicht die Rede.

Dieses heutige Geschäftsfeld entwickelte sich erst im Laufe von Jahrzehnten, als Bosch für den Ottomotor den „Magnetzünder“ entwickelte, das Markenzeichen der Firma. Diese Zündkerzen sind noch heute Teil eines jeden Autos mit Ottomotor, da zum Zünden des Benzins im Kolben des Motors ein Hochspannungs-Funke benötigt wird.

Der wirtschaftliche Erfolg mit der Zündkerze erlaubte in den folgenden Jahrzehnten den Aufbau stetig neuer Geschäftsfelder. Heute wirken 350 Firmen unter dem Dach von Bosch zusammen. Dabei versuchten die Bosch-Ingenieure, bei allen Innovationen führend zu sein. Im letzten Jahrzehnt brachten sie beispielsweise die hocheffektive Diesel-Einspritzpumpe (CP 4) heraus, die für einen Quantensprung in der Motortechnik sorgte. Diese Pumpe machte aus den ehemals lahmen Dieselmotoren hochleis­tungsfähige Aggregate. Bevor jedoch diese Pumpe tatsächlich in Serie gehen konnte, meldeten Bosch-Mitarbeiter 250 Verbesserungsvorschläge an, ein Erfolgsrezept der Firma, die ihre Mitarbeiter am Erfolg beteiligt.

So kann die technische Perfektion als das eigentliche Markenzeichen von Bosch gelten. Der Firmengründer schrieb einst: „Es war mir immer ein unerträglicher Gedanke, es könnte jemand bei Prüfung eines meiner Erzeugnisse nachweisen, dass ich irgendwie Minderwertiges leiste.“ Diese Qualität „made in Germany“ führt dazu, dass heute in jedem europäischen Auto für 600 Euro Bosch-Teile wie das Antischleudersystem ESP oder Benzinpumpen aller Art eingebaut sind; weltweit liegt der Bosch-Anteil in jedem Auto bei immerhin 300 Euro. Daneben ist Bosch mit einer breiten Palette von Gebrauchsgütern wie Bohrmaschinen, Kühlschränken und Spülmaschinen in fast jedem Haushalt präsent; dazu kommen Solaranlagen, Gebäudetechnik und Verpackungsmaschinen, die heute zusammen 40 Prozent des Umsatzes ausmachen.

Im Jubiläumsjahr steht Bosch mit dieser Firmenphilosophie so gut da wie kaum je zuvor in der Firmengeschichte. Der Umsatz des Unternehmens wird 2011 auf 50 Milliarden Euro geschätzt; der Gewinn vor Steuern betrug 2010 3,5 Milliarden. Das Unternehmen war mit 7,4 Prozent Umsatzrendite hochprofitabel und die Mitarbeiterzahl wuchs um 15000 auf weltweit 300000.

Diese finanzielle und personelle Stärke braucht Bosch, um die zukünftigen Herausforderungen meis­tern zu können, die mit dem Elektroauto zusammenhängen. Auch hier will Bosch die Weltmarktführerschaft erringen. Das Unternehmen muss sich dazu nicht neu erfinden, da es schon immer mit der Elektrik zu tun hatte. Aber die neuen Hybrid- und Elektroautos zusammen mit „intelligenten Häusern“, die von Wind- und Sonnenenergie gespeist werden, erfordern neue Forschungen und Produkte. Die Herstellung leis­tungsfähiger Batterien und Solarmodule will man nicht den Chinesen überlassen.

So arbeitet etwa heute die riesige Bosch-Forschungsabteilung in Stuttgart an neuen Lithium-Ionen-Batterien, die künftig Elektroautos antreiben sollen. Dabei muss die Quadratur des Kreises bewältigt werden: Die Batterien müssen kos­tengünstig, haltbar und leicht sein, dazu eine kurze Ladezeit und eine hohe Leistung besitzen. Bosch kooperiert in diesem Bereich mit Samsung und Daimler. Bis 2013 will Bosch mit E-Autos bei zwölf Herstellern in Serie gehen, zum ersten Mal „auf Augenhöhe“ mit den Autofabriken, wie die Bosch-Firmenspitze stolz betont.

In der Eigentümerstruktur des hochmodernen Unternehmens wählte der Gründer einen unkonventionellen Weg. Robert Bosch legte zu seinen Lebzeiten fest, dass die nach ihm benannte Stiftung 92 Prozent der Firmenanteile erhalten soll. Das Stimmrecht jedoch liegt zu 93 Prozent in der Hand der Robert Bosch Industrietreuhand KG, die in den vergangenen Jahrzehnten für die weitgehend reibungslose Führung des Konzerns sorgte. Die Stiftung erhält aus dem Unternehmensgewinn jährlich 60 Millionen Euro für ihre gesellschaftliche Arbeit ausgeschüttet und kann damit im gesellschaftlichen Feld viel bewirken. So wäre der Gründer wohl auch heute stolz und glücklich über sein Unternehmen, wie sein Enkel Christof Bosch kürzlich bei einer Unternehmensgala zum 125. Geburtstag der Firma sagte. Hinrich E. Bues


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren