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11.06.11 / Verlorene Jugend / Die Odyssee eines Schlesiers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-11 vom 11. Juni 2011

Verlorene Jugend
Die Odyssee eines Schlesiers

Häufig fällt es den Menschen schwer, Vergangenes objektiv zu betrachten. Die Zeit hat den Blick auf die Geschehnisse relativiert, rückblickend erkennt man Zusammenhänge, die zum Zeitpunkt des Geschehens nicht sichtbar waren. In dem Buch „Wenig Idylle, viel Odyssee – Eine Jugend, die in Schlesien begann“ versucht Johannes Sziborsky einen Bericht vergangener Erlebnisse vor dem Hintergrund seines heutigen Geschichtswissens.

Der Autor beginnt mit seiner Kindheit in Schlesien, versucht sich an seine damalige Sichtweise der Vorkriegs-Geschehnisse zu erinnern und erzählt, wie er und seine Familie den Zweiten Weltkrieg erlebten und überlebten. Viele persönliche Anekdoten und Erinnerungen von Johannes Sziborsky finden in diesem Büchlein einen Platz. Ebenso die Geschehnisse der harten und von Hunger geprägten Nachkriegszeit, deren Beginn Johannes Sziborsky als „Stunde Null“ bezeichnet.

„Die Stunde Null hatte ich ja bereits geschildert: Den ersten Tag nach Waffenstillstand … Noch sah alles friedlich aus, nach einer ,Stunde der Befreiung‘ und der Geißel der NS-Diktatur. In der Nacht vom 10. zum 11. Mai jedoch begann für uns Deutsche das Inferno. Mit Knüppeln oder Gewehrkolben wurde lautstark gegen die Haustür geschlagen, immer wieder. Da niemand öffnete, versuchte man mit Tritten die Tür aufzubrechen. Alle im Haus … bangten um unser Leben. Wir waren von heute auf morgen rechtlos geworden, Freiwild, der Willkür der Sieger ausgeliefert.“

In „Wenig Idylle, viel Odyssee“ trauert Sziborsky auch um seine verlorene Jugend. Als der Krieg endlich das lang ersehnte Ende fand und sich das Leben von Sziborsky, seiner Mutter und seinem Bruder wieder einigermaßen normalisierte, war er bereits zu einem jungen Erwachsenen gereift. Rückblickend resümiert der Autor, dass seine Jugend deutlich mehr Odyssee als Idylle beinhaltete.

„Wenig Idylle, viel Odyssee – Eine Jugend, die in Schlesien begann“ spiegelt die subjektiven Wahrnehmungen der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit des Autors wider, vermengt mit dem Wissen, das ihm das Geschichtsstudium an der Universität in Münster bescherte.

Zum Teil bezieht Sziborsky den Leser in seine Gedanken, Überlegungen, Erinnerungen und Kenntnisse mit ein und verleiht dem Ganzen mittels einiger abgebildeter alter Schwarzweißfotografien eine ganz besondere Note. Ein Zeitzeugenbericht, wie man ihn sich wünscht. Vanessa Ney

Johannes Sziborsky: „Wenig Idylle, viel Odyssee – Eine Jugend, die in Schlesien begann“, Westkreuz-Verlag, Bad Müns-tereifel 2011, broschiert, 214 Seiten, 14,90 Euro

 

In der Redaktion eingetroffen

Wolf J. Eichstädt: „Sanitätsdienst der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika im Ersten Weltkrieg“, Projekte Verlag Cornelius, Halle/Saale 2010, brosch., 132 Seiten, 10 Euro

Werner Halw: „Der Sieg der Primitiven oder wieviel Degeneration verträgt ein Land“, Werner Halw, An der Schnepp 14, 50769 Köln

Frank Hertweck, Dimitrios Kisoudis (Hrsg.): „Solange das Imperium da ist – Carl Schmitt im Gespräch 1971“, Duncker & Humblott, Berlin 2010, broschiert, 198 Seiten, 28 Euro

Hans Georg Prager: „Schulschiff Deutschland – Weißer Schwan der Unterweser“, Hauschild, Bremen 2010, gebunden, 168 Seiten, 27,50 Euro

Dolores Balduhn: „Könnt’ ich mit den Wolken fliegen – Eine Sammlung von Versen“, Frieling Verlag, Berlin 2011, 80 Seiten, broschiert, 6 Euro


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