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18.06.11 / Keine Flieger aus Dresden / Gemeinschaftsprojekt mit Russland vor dem Aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

Keine Flieger aus Dresden
Gemeinschaftsprojekt mit Russland vor dem Aus

Ein Gemeinschaftsprojekt des EADS-Tochterunternehmens Elbe-Werft Dresden mit russischen Partnern, das den Umbau von gebrauchten Passagierflugzeugen zu Frachtfliegern vorsah, steht vor dem Aus. Unter dem Namen Airbus Freighter Conversion (AFC) war das Gemeinschaftsunternehmen von Elbe-Flugzeugwerken, Airbus sowie der russischen Luftfahrtholding UAC und des russischen Herstellers Irkut im Februar 2007 auf den Weg gebracht worden. Ab 2010 sollten Maschinen der Airbus-A320-Familie zunächst in Dresden, später dann in einer russischen Werft zu Frachtflugzeugen umgebaut werden, so die ursprünglichen Planungen. Nachdem das 100-Millionen-Dollar Vorhaben aufgrund zahlreicher Verzögerungen nur schleppend vorankam, wurde von den beteiligten Partnern nun das endgültige Aus für das Projekt verkündet.

Von Airbus werden vor allem wirtschaftliche Gründe angeführt, die zur Einstellung geführt haben: Das A320-Modell ist auf den Märkten derzeit so stark gefragt, dass keine ausreichende Anzahl von Maschinen zur Verfügung steht, die umgerüstet werden könnten. Betroffen vom Abbruch des Projekts ist die niederländische Flugzeugleasinggesellschaft AerCap, die eigentlich 30 umgebaute Frachtflieger ordern wollte. Für die zum EADS-Konzern gehörende Elbe-Werft mit 1100 Beschäftigten hat aufgrund inzwischen neu eingegangener Aufträge die Einstellung des Projekts kaum Folgen. Seit dem 1. Juni konnte die Kurzarbeit mithilfe eines DHL-Großauftrags beendet werden. Die Deutsche-Post-Tochter hat 13 Passagiermaschinen vom Typ A300-600 gekauft und lässt diese in Dresden zu Frachtflugzeugen umbauen. Schon ab Oktober sollen die ersten umgerüsteten Maschinen an das DHL-Frachtdrehkreuz in Leipzig ausgeliefert werden. Im Rahmen einer Flottenerneuerung sollen bis 2013 die neu angeschafften Maschinen ältere Modelle des Typs A300 B4-200 ersetzten. DHL verspricht sich unter anderem einen um 20 Prozent geringeren Treibstoff-Verbrauch durch die sparsamere Airbus A300-600 Version.

Bereits seit 1996 sind die Dresdner Elbe-Flugzeugwerke auf dem Geschäftsfeld der Flugzeug-Umrüstung tätig. Inzwischen erwirtschaftet das Unternehmen rund 65 Prozent seines Umsatzes auf diesem Gebiet. Neben der Umrüstung der Airbus-Modelle A310 und A300 werden im Dresdner Werk aber auch faserverstärkte Komponenten für die Innenausstattung der gesamten Airbus-Familie gefertigt. Beteiligt ist man unter anderem auch an der Fertigung der Frachtraumverkleidung und Fußbodenplatten für den neuen A380 in der Frachtversion.

Der lukrative Nischenmarkt der Flugzeugumrüstung wird allerdings Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten bleiben. Bei einem steigenden Bedarf werden global immer weniger Frachtmaschinen neu gefertigt. Entsprechend hoch ist die Nachfrage an umgerüsteten Flugzeugen. Weltweit gibt es nur wenige Anbieter, die sich auf diesem Gebiet etablieren konnten. Die Aussichten auf dem Gebiet der Flugzeug-Konversion werden als so gut angesehen, dass es auch beim Hersteller Boeing inzwischen Überlegungen gibt, beim Modell B 767 selbst in das Geschäft der Umrüstungen einzusteigen.          N.H.


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