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18.06.11 / »Nicht nur Danzig alleine«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

»Nicht nur Danzig alleine«

Im Rahmen des Begleitprogramms zur Fotoausstellung im Schloss Caputh bei Potsdam „Westpreußen um 1900“ präsentierte das „Deutsche Kulturforum östliches Europa“ in Zusammenarbeit mit dem „Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte“ einen Vortrag zum Thema „Nicht nur Danzig alleine – Städtebilder aus einem Land zwischen Deutschland und Polen“ des Osteuropahistorikers Peter Oliver Loew. Der Mitarbeiter des „Deutschen Polen-Instituts“ in Darmstadt bot einen essayistischen Streifzug durch die Städte dieser Provinz, wies Beispiele des Zusammenlebens der Bewohner der Region in Vergangenheit und Gegenwart auf und verband die Darstellungen mit der Präsentation seines dieses Jahr bei C. H. Beck erschienenen Buches „Danzig – Biographie einer Stadt“.

„Eine komplizierte Geschichte hatte es, dieses Westpreußen“, sagte Loew und erklärte, dass diese Provinz von der ethnischen Zusammensetzung sehr heterogen gewesen sei. Viele Städte der Provinz seien seit jeher Zentren der Begegnung gewesen. So hätten sich schon immer deutsche Kaufleute und polnischer Landadel, kaschubische Bauern und Besucher von weit her in Danzig, Thorn oder Kulm getroffen. Die Städte hätten dadurch ihr besonderes Gepräge erhalten; die Nationalitäten hätten nebeneinander her gelebt, aber sich auch bekämpft, letzteres jedoch oft auf Veranlassung der Politik fernab in den Hauptstädten.

Das heutige Danzig sei eine Stadt der Kontraste, sei Zentrum wie Peripherie und ein Ort der Erinnerung, erklärte der Referent. Die Stadt erinnere sich an eine Zeit, als sie multikulturell gewesen sei, an ihr kulturelles Erbe, und mit dieser Erinnerungsarbeit habe sie Schrittmacherfunktion für viele kleinere Städte der Region und für die Region insgesamt.

Loew, der lange in Danzig gelebt und über die lokale Geschichtskultur der Metropole zwischen 1793 und 1997 promoviert hat, verstand es, bei den Hörenden Neugier und Sehnsucht zu den Orten dieser Region zu entfachen. Danzig sei manchmal wie ein Traum, sagte er, und manchmal eben auch nicht. Zur Untermauerung präsentierte er dem Publikum selbst gemachte Fotos einer hässlichen Stadt fernab historischer Postkartenidylle. Doch war bei den meisten Zuhörern inzwischen das Interesse in einem Ausmaß geweckt, dass auch Bilder bröckelnder Garagen im Regen nicht mehr davon abhalten konnten, dieser Provinz in nicht allzu ferner Zukunft einen Besuch abstatten zu wollen.

Auch Gdingen thematisierte der Referent in seinem Vortrag. Er ging darauf ein, wie die polnische Regierung nach dem Ersten Weltkrieg den in Versailles zugesprochenen Ort systematisch zu Polens „Tor zur Welt“ ausgebaut hat. Als Gegenentwurf zu Danzig, dem Venedig der Ostsee, sei Gdingen als hypermoderne Stadt inszeniert worden.

Abschließend brachte Löw sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass Westpreußen oftmals nur als Durchgangsland auf dem Weg nach Masuren genutzt werde. Dabei berge die vielen weitgehend unbekannte Provinz eine Fülle kulturhistorischer Schätze, die es sich anzusehen lohne.   Silvia Friedrich


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