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18.06.11 / Fußball-EM wirft Schatten voraus / Polens Infrastruktur profitiert von dem Turnier 2012, doch die Freude ist nicht ungeteilt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

Fußball-EM wirft Schatten voraus
Polens Infrastruktur profitiert von dem Turnier 2012, doch die Freude ist nicht ungeteilt

Weil Polen kommendes Jahr zusammen mit der Ukraine Gastgeberland der Fußballweltmeisterschaft sein soll, wird im ganzen Land tüchtig gebaut. Schwerpunkte bilden dabei die Austragungsorte Warschau, Breslau, Posen und Danzig, wo neue Fußballstadien mehr oder weniger kurz vor der Fertigstellung stehen. Aber auch andere Teile des Territoriums der Republik Polen sind betroffen. So soll die Verkehrsanbindung der Austragungsorte an das Ausland verbessert werden. Dazu gehören auch die Autobahn A2 zwischen Berlin und Warschau, die sogenannten Express-Straßen sowie die Hauptverkehrsadern. Einer gründlichen Sanierung werden zurzeit auch zahlreiche Bahnhöfe unterzogen, darunter der  unterirdische Zentralbahnhof in Warschau und der denkmalgeschützte Hauptbahnhof von Breslau.

Die Modernisierungswelle des Transportsystems hat mittlerweile auch Allenstein erreicht. So wird eine bereits vor mehreren Jahrzehnten geplante Ost-West-Verkehrsader entlang des Bahngleises samt dem Bau einer neuen Eisenbahnüberführung und einer neuen Brücke über die Alle realisiert. Dabei stellte sich heraus, dass die moderne Brückenkonstruktion aus Beton und Stahl das seit knapp anderthalb Jahrhunderten vertraute Stadtbild Allensteins mit der Eisenbahnbrücke aus Backstein mit dem einmaligen Blick auf das Schloss und die Altstadt künftig sehr beeinträchtigen, um nicht zu sagen: verunstalten, wird.

Kürzlich wurde in der Woiwodschaftshauptstadt ein weiteres Vorhaben bekannt. Die Bahnhofsstraße (ul. Partyzantów), eine der wichtigsten Straßen in der Stadt, soll um eine zusätzliche Fahrbahn erweitert werden, um den innenstädtischen Verkehrsfluss in der Spitzenzeit zu verbessern und die Leistungsfähigkeit des Bustransportes zu erhöhen. Der geplanten Erweiterung müssten allerdings wieder die schönen Baumspaliere, übrigens einige der wenigen Grünoasen in der Innenstadt, zum Opfer fallen. Dadurch wären künftig auch Fußgänger benachteiligt, da die Gehsteige beiderseits beträchtlich schmaler ausfallen würden.

Um diesem Vorhaben beizeiten vorzubeugen, richteten um die Beibehaltung der bisherigen Kulturlandschaft besorgte Organisationen einen Appell an den Stadtpräsidenten Piotr Grzymowicz. Der Appell wurde von der Stiftung „Borussia“, dem Verein „Heiliges Ermland“ („Swieta Warmia“), dem „Forum zur Entwicklung Allensteins“ („Forum Rozwoju Olsztyna“), dem Verein „Sadyba“, dem lokalen Denkmalschutzverein sowie den Vereinen „Kolibri“ („Koliber“) und „Forsthaus Pranie“ unterzeichnet. Sie erklären, sie hätten nichts gegen eine notwendige Ausbesserung der den Hauptbahnhof mit der City verbindenden Straße, erheben jedoch die Forderung, dass bei einem Umbau nicht nur Fahrradwege mit eingeplant werden, sondern auch der traditionelle Cha­rakter der das bisherige Stadtbild stark prägenden Straße bewahrt werden soll. Beata Samojłowicz, die Vorsitzende der Stiftung „Borussia“, betonte in diesem Zusammenhang vor der lokalen Presse: „Uns interessiert die Kulturlandschaft, und die Partyzantów-Straße ist eine der historischen Straßen Allensteins. Der Bau einer vierspurigen Straße hat nicht viel mit einer ausgewogenen und stilvollen Entwicklung der Stadt zu tun.“

Die Mitglieder anderer Vereine bezweifeln darüber hinaus auch den Nutzen der nur für Busse vorgesehenen Fahrbahnen und schlagen dagegen vor, das eingesparte Geld für die Straßenbahn auszugeben. Bis 2013 soll nämlich ein neues Straßenbahnnetz in der Stadt entstehen, das die größten Plattenbausiedlungen und den Uni-Campus mit dem Zentrum und dem Hauptbahnhof verbinden soll. Zahlreiche Allensteiner unterstützen diese umweltschonende Verkehrsinitiative. Bislang ist allerdings noch kein Spatenstich für dieses Bauvorhaben erfolgt. Ob die Stimmen der Einwohner in Sachen Bahnhofsstraße wenigstens teilweise berücksichtigt werden, liegt in der Hand von Stadtpräsident Grzymowicz.  Grzegorz Supady


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