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18.06.11 / Kleines Fürstentum mit großem Glanz / Im Kulturpark Sayn ist viel zu entdecken: Von seltenen Schmetterlingen bis zu rheinischem Eisenkunstguss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

Kleines Fürstentum mit großem Glanz
Im Kulturpark Sayn ist viel zu entdecken: Von seltenen Schmetterlingen bis zu rheinischem Eisenkunstguss

Das Szenario könnte nicht stimmiger sein. Eingebettet in die geschwungenen Wege und weiten Rasenflächen des fürstlichen Schlossparks von Sayn, den der berühmte Frankfurter Gartenarchitekt Heinrich Siesmeyer Mitte des 19. Jahrhunderts als englischen Landschaftsgarten konzipierte, liegt der „Garten der Schmetterlinge“. Unter der gläsernen Kuppel des Pavillons tummeln sich in sämtlichen Farben des Regenbogens schillernde Falter aus allen Teilen der Welt. Zierliche weiße Brücken spannen sich über spiegelnden Wasserläufen. Bananenstauden, Palmen und mit duftenden Blüten übersäte Sträucher säumen die Wege. Schildkröten liegen träge am Boden eines künstlichen Teiches, während bunte Koikarpfen majestätisch ihre Bahnen ziehen. Hie und da huscht ein Leguan im grünen Schuppenkleid vorbei und verschwindet in einer der Grotten. Eine Arche Noah en miniature, deren Reiz sich kein Besucher entziehen kann. Jahr für Jahr strömen Tausende von Menschen von nah und fern nach Sayn, um mehrere Stunden in die Welt exotischer Träume einzutauchen. Diskret angebrachte Informationstafeln klären die Besucher über das Entstehen der zarten Falter und ihr kurzes Leben auf.

Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn erinnert sich heute noch leicht amüsiert an die Unkenrufe einer großen deutschen Tageszeitung, die kurz nach der Eröffnung des Schmetterlingsgartens im Jahre 1987 einen baldigen Flop des ehrgeizigen Projektes voraussagte. Diese Prophezeiung hat sich nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil. Der von Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn persönlich betreute Garten ist ein Publikumsmagnet sondergleichen. Fernsehteams aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden geben sich die Klinke in die Hand.

Das Fürstentum ist ein Mikrokosmos, ein Arkadien am Rhein, kurz „Kulturpark Sayn“ genannt, das in einem Umkreis von knapp einem Kilometer eine Reihe bemerkenswerter Sehenswürdigkeiten aufweist. Bereits aus der Ferne grüßt Schloss Sayn mit seiner makellos weißen und mit filigranen Zinnen bewehrten neugotischen Fassade. „Wahrhaft ein Märchenschloss“, soll der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. bei seinem Anblick ausgerufen haben. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges völlig ausgebrannt, wurde es in jahrelanger mühevoller Arbeit von der Fürstenfamilie in seinen alten Zustand zurückversetzt. Das Innere birgt neben kostbar ausgestatteten Repräsentationsräumen eine von einem blauen Sternenhimmel überwölbte gotische Kapelle sowie Säle voll prachtvoller Exponate des Rheinischen Eisenkunstguss-Museums. Nur einen Steinwurf entfernt liegt der Entstehungsort dieser Kunstwerke, das Kulturerbe Sayner Hütte. Imposant und gleichermaßen von großer Eleganz präsentiert sich der Eingangsbereich jener Industrieanlage, die am Anfang des 19. Jahrhunderts richtungsweisend war in der Entwick­lung der Gusseisentechnologie. Von 1815 bis 1865 befand sie sich im Besitz der preußischen Krone und war einer der drei Standorte der „Königlich-Preußischen Eisengießereien“.

Vom Schlosspark kommend, wandert man hinauf zur Burg Sayn. Dieses trutzige Bauwerk –  einstiger Stammsitz der fürstlichen Familie – wurde vor 800 Jahren erbaut. Eine Besichtigung der weitläufigen Burganlage nimmt sich aus wie ein Ausflug ins Mittelalter. Ein hölzernes Tor, über dem der aus Stein gemeißelte Sayner Löwe prangt, führt zunächst in den Inneren Burghof. Im Äußeren Burghof sind die Grundmauern der einstigen Burgkapelle und der 25 Meter tiefe Brunnen zu besichtigen. Der Panoramablick aus der Vogelperspektive über Westerwald und Rheinebene bis hinüber zu den Bergkegeln der Vulkaneifel ist atemberaubend. Nach dem Abstieg über verschlungene Trampelpfade spaziert man am munter sprudelnden Brexbach entlang. Ein Schlenker, und man steht vor der blendend hellen Fassade der Abtei zu Sayn, die im frühen 13. Jahrhundert von den Sayner Grafen gegründet wurde. Glanzlichter sind der romanische Kreuzgang, die Stumm-Orgel sowie der mit Edelsteinen besetzte Schrein des Apostels Simon.

 „Viel Spaß im Baum“, heißt es im Kletterwald Sayn, der nur wenige Minuten von der ehrwürdigen Abtei entfernt liegt. Hier wagen nicht nur Jugendliche über Seile, schwankende Brücken und Stege den Aufstieg in die Wipfel der alten Eichen und Buchen. Ein Spaß übrigens, der kein Risiko birgt, weil die Kletterer vor ihrem Ausflug in schwindelnde Höhen genauestens instruiert und mit Gurten gesichert werden. „Von ganz oben kann man sogar den römischen Wachturm sehen“, erzählt ein etwa zwölfjähriger Junge ganz aufgeregt, als er wieder festen Boden unter den Füßen hat. Dieser Turm, der den Kulturpark Sayn nach Osten zum Westerwald abgrenzt, ist Teil des Unesco Weltkulturerbes „Römischer Limes“ Uta Buhr


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