© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

In Kürze

Wer hat den Schiefesten?

Matthias Strejc (SPD), Bürgermeister von Bad Frankenhausen, einem knapp 9000 Einwohner zählenden Städtchen in Thüringen, sieht sein bestes Stück schon so gut wie gerettet. Zwar fehlen ihm noch etwa 600000 Euro, die er nur über Spenden erlangen kann, aber er ist überzeugt, dass es nicht nur ihm, sondern auch den Bewohnern der Region wichtig ist, dass sie den längsten Schiefen weltweit haben. Die Rede ist vom Turm der Kirche „Unserer Lieben Frauen am Berge“, für den es inzwischen ein Rettungskonzept gibt, das bis zum 30. Juni geprüft werden soll. Denn der 56 Meter hohe Kirchturm von Bad Frankenhausen gilt mit einer Neigung von 4,8 Grad als höchster schiefer Kirchturm der Welt. Der berühmte Schiefe Turm von Pisa kommt bei einer Länge von knapp 55 Metern nur auf eine Neigung von 3,97 Grad, wobei es mal mehr waren, doch nachdem der Turm umzukippen drohte, musste er Anfang der 90er-Jahre mit einem Gegengewicht zurechtgerückt werden.

Dies muss nun auch mit dem Turm in Bad Frankenhausen geschehen, denn sonst droht auch er umzukippen. Im Guinness-Buch der Rekorde steht allerdings nicht der Bad Frankenhausener Turm, sondern der Kirchturm im niedersächsischen Suurhusen. Die Suurhusener, die schon vor Jahren das Potenzial ihres schiefen Turmes erkannt haben, diesen im Guinness-Buch haben eintragen lassen und sich jährlich nun über rund 10000 Besucher freuen dürfen, wissen, dass ihnen bei Gelingen der Rettungsaktion in Thüringen Gefahr droht. Stellen diese nämlich danach einen Antrag an das Guinness-Buch, werden sie obsiegen, denn der Kirchturm in Suurhusen ist zwar um 5,19 Grad geneigt, aber nur 27,5 Meter hoch. Und inzwischen gilt beim Guinness-Buch die Ansicht, dass nicht nur die bloße Neigung, sondern auch die absolute Spanne, mit der der Turm aus der Senkrechten ragt, zählt. Sonst hätte auch Midlum ein Anrecht auf den Eintrag im Guinness-Buch, denn der Turm dort ist um 6,74 Grad geneigt. Allerdings ist der Midlumer Turm mit 14 Metern einfach zu kurz.

Sollte also Bürgermeister Strejc noch Spender für die Rettung seines Turmes mobilisieren können, dann sind die Suurhusener raus aus dem Buch der Rekorde. Das einzig Erfreuliche: Die Ehre, den schiefesten Turm zu haben, bleibt zumindest vorerst in Deutschland.    Bel