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18.06.11 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-11 vom 18. Juni 2011

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Ein weiser Führer / Wie die Grünen den Nationalismus wiederbeleben, warum sie das nicht wissen, und was  die Banken vor den Völkern entdeckt haben

Wer anderen Vorwürfe macht, der soll sich erst mal an die eigene Nase fassen, sagt man. Gut, das mag ja stimmen. Moralisch belehren und verurteilen und so richtig von der Kanzel des sittlich Überlegenen herab Vorhaltungen verteilen macht aber keinen Spaß, wenn man sich dabei ständig an den eigenen Makel packen soll. Viel besser geht das, wenn man es aus der Warte des absolut Fleckenlosen tut, der nur zum Schein „wir“ sagt, dabei aber ausschließlich die anderen meint.

Wenn etwa die Vertreter des politisch Guten davor warnen, dass ein neuer deutscher Nationalismus „in der Mitte der Gesellschaft“ keime, dann meinen sie natürlich niemals sich selbst, obschon sie sich durchaus für die Mitte der Gesellschaft, wenn nicht des Universums, halten. Nein, die „Mitte“, das sind dann stets die anderen, weil sie, die Guten, schließlich ihre „Lehren aus der Geschichte gezogen“ haben, weshalb das „Nie wieder“ zu deutschem Nationalismus ihr Innerstes markiert.

Nationalismus ist das Gefühl, dass das eigene Volk oder der eigene Staat einfach besser, weiser, klüger ist als die anderen und dass ihm deshalb die Rolle des Führers zukommt. Nationalismus muss nicht aggressiv sein. Es reicht das Bewusstsein, dass die Ausländer halt ein wenig zurück­geblieben sind und der väterlichen Anleitung durch uns bedürfen. Voraussetzung für Nationalismus ist natürlich die feste Überzeugung, das Wahre und Gute vor allen anderen entdeckt zu haben.

Gegen solch „Überlegenheitsfimmel“ fühlen sich jene Deutschen, die die „historischen Lehren“ gezogen haben, für immer und vollkommen gefeit. Sie können wegen ihrer „Lehren“ auch gar nicht nationalistisch sein, weil sie Deutschland aus ihren Herzen derart gründlich hinaus gefegt haben, dass ihnen schlicht die verdächtige Grundlage fehlt.

Dieses wunderbare Gefühl von deutschfreier Reinheit gebiert eine ungeheure Leichtigkeit. Diese haben die Reinen nun dazu genutzt, um ordentlich vorzupreschen. So haben sie den Energieverbund, der ganz Europa (EU oder nicht) vereint, über Nacht mal kurz auf den Kopf gestellt, ohne die anderen 40 Partnerländer auch nur anzurufen. Eines der Hauptargumente, warum der Atomausstieg sofort möglich sei, war, dass Deutschland sowieso zu viel Strom produziere und daher gigantische Mengen exportieren müsse. Diese Mengen seien also über. Der Gedanke, dass den europäischen Importeuren deutschen Stroms etwas fehlen könnte, wenn wir ad hoc unsere AKW vom Netz nehmen, der kam ihnen erstaunlicherweise keine Sekunde lang.

Im benachbarten Ausland, besonders in Frankreich, sind sie nun stinksauer über den deutschen Alleingang. Im europäischen Verbundnetz müsse Verlässlichkeit herrschen, bellen die Gallier. Da könne man nicht so mir nichts, dir nichts alles umwerfen, ohne die anderen wenigstens zu konsultieren.

Die Grünen – Speerspitze der deutschen Ausstiegsbewegung, die sich schließlich durchgesetzt hat – sind taub für solch kleingeistiges Gezeter: Sie wissen, dass ihre Energiepolitik einfach besser, weiser, klüger ist als die der Franzosen und dass uns in Deutschland daher die Rolle des Führers der anderen zukommt. Dabei kann niemand behaupten, dass wir aggressiv vorgingen. Aber es kann doch kein Land bestreiten, dass die übrigen Staaten der Menschheit in ihrem Bewusstseinswerdungsprozess zu den Gefahren der Atomkraft längst nicht so weit sind wie wir. Da muss Deutschland, so die Grünen, eben eine Vorbildfunktion übernehmen. Es ist ihre feste Überzeugung, dass wir beim Atomausstieg das einzig Gute zur Rettung kommender Generationen tun. Dem Ausstieg liege dabei eine Wahrheit zugrunde, die wir nur etwas früher als die anderen erkannt haben.

Mit Nationalismus hat das selbstverständlich nichts zu tun. Beweis: Wenn jemand vorschlagen sollte, dass man den 3. Ok­tober künftig mit einer Militärparade unter Einbeziehung verbündeter Streitkräfte begehen sollte, wird niemand lauter vor der Wiederkehr deutscher Großmannssucht warnen als Claudia Roth, Jürgen Trittin oder Renate Künast. Solcherlei „Inszenierung eines neuen deutschen Nationalismus“ würden sie niemals dulden, schon „aus Rücksicht auf unsere Nachbarn“.

Da sind und bleiben sie hellwach. Daher auch die Empörung von Rot-Grün über eine Bundeswehrkaserne, wo Kinder angeblich „Krieg spielen“ konnten, indem sie Ziele in einem Übungsdörfchen namens „Klein-Mitrovica“ anpeilen durften. In Mitrovica, der Hauptstadt der Serben im Kosovo, hätten nämlich deutsche Soldaten im Weltkrieg Greuel verübt, kritisierten Politiker aus dem rot-grünen Lager. Demselben Lager also, das die serbische Kosovo-Politik 1999 mit Auschwitz gleichsetzte und damit zum Kriegsgrund erklärte, woraufhin Belgrad, Mitrovica und andere serbische Städte bombardiert wurden. Manchmal kommt man einfach nicht mehr mit.

Ob sich die Serben auch über „Klein-Mitrovica“ aufregen? Keine Ahnung. Mit ein biss­chen Geschimpfe über die Deutschen lägen sie zumindest voll im europäischen Trend. Die Völker des alten Kontinents mögen sich ohnehin immer weniger, wir Deutsche aber wachsen gar in die Star-Rolle des Oberbuhmanns hinein. Hintergrund ist, wie Sie wissen, die Finanz- und Euro-Krise.

Und immer wieder dieselbe Frage, die uns quält: Wie konnte es bloß so weit kommen? Alles sehr, sehr kompliziert, dozieren die Finanzexperten von den Großbanken und der Politik. Ha, von wegen kompliziert, entgegnet Wolfgang Hetzer: Das sei alles ziemlich einfach.

Hetzer ist eigentlich Experte für Organisierte Kriminalität. Seit 2002 arbeitet er für die EU-Behörde für Betrugsbekämpfung namens „Olaf“ (eine Abkürzung für irgendwas Englisches) und macht dort den „obersten Korruptionsbekämpfer“, wie die „Welt“ schreibt, der Hetzer sein Herz ausgeschüttet hat. Von seiner Stelle aus hatte er einen vorzüglichen Ausblick über das Geschehen, das uns in diesen schrecklichen Schlamassel geführt hat. Hetzer erzählte der „Welt“, was passiert ist. Wer ihm zuhört, dem erscheinen die beschriebenen Akteure wie Geistesschwache, die mit Dynamitstangen herumspielen, während sie von dummen Gören „beaufsichtigt“ werden:

Die Gören von der Politik hätten sich nicht nur von den Banken anschmieren lassen, nein: Laut Hetzer ließen sie die Finanzhaie jene Gesetze, welche die Bankwelt eigentlich in Bahnen halten sollten, gleich selbst formulieren. Und die Banker sind, wenn man dem Olaf-Experten glaubt, derart von Gier zerfressen, dass jeder Seelendoktor zu spät käme.

Demnächst treten die Gören zusammen, um neues Geld aus unseren Taschen zu ziehen, damit die Behandlungsbedürftigen die Zinsen für ihre Griechenland-Papiere bekommen. Vielleicht legen die Psychopathen diesmal sogar selber etwas zur „Rettung“ dazu, tuschelt man uns zur Beruhigung entgegen. Das allerdings glaubt keiner so richtig, der gesehen hat, welchen Spaß den Verrückten das Spielen mit dem Dynamit macht. Allerdings nur solange die Lunte nicht ganz runtergebrannt ist. In dem Moment geben sie uns die Stangen gerne rüber, um später sagen zu können: Die Deutschen sind schuld!

Warum wir die Stangen nehmen werden? Weil uns Wolfgang Schäuble davon überzeugt hat, dass es viel weniger schlimm sei, wenn Deutschlands Haushalt in die Luft fliegt, als dass irgendeine Bank an ihrer eigenen Zockerei krepiert. Ob die Banken uns Völker auch für so unentbehrlich halten wie unsere Volksvertreter sie? Kaum, die Banken können ebenso leicht auf das eine oder andere Volk verzichten wie die Völker auf die eine oder andere Bank. Leider jedoch haben die Banken diese Einsicht einen entscheidenden Moment vor unseren Volksvertretern gewonnen.


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