26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.06.11 / Schwerer Verlust / Marinehistoriker Hans H. Hildebrand tot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-11 vom 25. Juni 2011

Schwerer Verlust
Marinehistoriker Hans H. Hildebrand tot

Die Zunft der deutschen Marinehistoriker trauert um Hans H. Hildebrand. Am vorvergangenen Wochenende ist er im 92. Lebensjahr verstorben.

Die Früchte seiner jahrzehntelangen Arbeit kennt jeder, der sich mit der deutschen Marinegeschichte beschäftigt. Zahlreiche Veröffentlichungen haben ihn weit über Deutschlands Grenzen hinaus zu einem anerkannten Autor zur Entwicklung der deutschen Marinen seit 1848 gemacht. Dazu gehören vor allem die mit Ernest Henriot erstellte Publikation „Deutschlands Admirale 1848–1945“, das für jeden Marinehistoriker unverzichtbare formationsgeschichtliche Werk „Die deutsche Kriegsmarine 1939-1945 – Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung“, das er gemeinsam mit Walter Lohmann schuf, und die Buchreihe „Die deutschen Kriegsschiffe. Biografien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart“. Ferner ist zu nennen die Arbeit „Die organisatorische Entwicklung der Marine 1848–1945 nebst Stellenbesetzung“ in der Reihe „Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990“, wodurch er den Bogen seiner Forschungen bis in die Gegenwart schlug. Mit allen seinen Veröffentlichungen hat Hildebrand wesentliche Beiträge zur Geschichte der deutschen Marine geliefert. Zugleich hat er damit das Ansehen der deutschen Marinehistoriografie im In- und Ausland gefördert.

Dabei war Hildebrand eigentlich Steuerberater von Beruf und auch zur Beschäftigung mit der Marine kam er erst spät. Den gesamten Zweiten Weltkrieg verbrachte er als Heeressoldat an der Ostfront. Bei Kriegsende geriet er in Kurland in russische Kriegsgefangenschaft. Schwer erkrankt, wurde er schon Ende 1945 aus einem Gefangenenlager in Stalingrad entlassen. Nach der Heimkehr bekam er in Hamburg Kontakt zu Vizeadmiral a. D. Walter Georg Lohmann, der sich bereits in Kriegszeiten als Verfasser von Marineliteratur einen Namen gemacht hatte. Gemeinsam begannen sie, das Material für ihre zukünftigen Veröffentlichungen zusammenzutragen, die heute zu den Standardwerken zur deutschen Marinegeschichte gehören. Auch nach Lohmanns Tod im Jahre 1955 setzte Hilde­brand das gemeinsame Werk fort.

Die Deutsche Gesellschaft für Schiffahrts- und Marinegeschichte, der er viele Jahre als Schatzmeister diente, ernannte Hilde­brand im Jahre 2004 anlässlich seines 85. Geburtstages in Würdigung seiner Verdienste um die marinehistorische Forschung zu ihrem Ehrenmitglied.

Mit Hans H. Hildebrand verliert die deutsche Marinegeschichtsschreibung eine ihrer herausragenden Gestalten. Jan Heitmann


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren