25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.06.11 / Rückenoperationen / Es gibt schmerzlindernde Alternativen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-11 vom 25. Juni 2011

Rückenoperationen
Es gibt schmerzlindernde Alternativen

Rückenschmerzen – fast jeder klagt darüber. Ursache ist die bei vielen Menschen berufsbedingte einseitige Belas­tung der Wirbelsäule. Der „Bewegungsapparat“ (Arme, Beine, Hüfte, Hals und Wirbelsäule) ist zu einem „Sitzgerät“ verkümmert. Wir sitzen Tag ein, Tag aus stundenlang erst im Auto, im Bus oder der Bahn, dann vor Monitoren, werktagsüber vorm Computer, abends und am Wochenende dann vorm Fernseher. Das geht vor allem auf die Bandscheiben. Bereits in jungen Jahren wird bei vielen Patienten mit Rückenschmerzen die Diagnose „Bandscheibenvorfall“ gestellt. Meist folgt dann vom Orthopäden sehr schnell das Therapieangebot „Operation“.

Im Jahr 2008 sind in Deutschland nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) 106366 Bandscheibenoperationen vorgenommen worden. Kostenpunkt: rund 600 Millionen Euro. 2009 waren es schon 114235 Eingriffe für knapp 690 Millionen Euro.

Wenn der renommierte Münchener Orthopäde Martin Marianowicz Recht hat, dann waren von den 114235 Bandscheibenoperationen des Jahres 2009 rund 90000 Eingriffe unnötig. Das jedenfalls behauptet er in seinem Buch mit dem recht ketzerischen Titel „Aufs Kreuz gelegt – Warum 80 Prozent der Rückenoperationen überflüssig sind“. Der Rückenspezialist kennt die Beweggründe für die meist vorschnelle Entscheidung zur Operation. Der Patient will möglichst rasch seine Schmerzen loswerden. Und für den Arzt ist die Operationsempfehlung eine lukrative Sache. So entsteht eine unheilvolle und teure Allianz.

Marianowicz, der neben seiner orthopädischen Praxis in München eine Spezialklinik am Tegernsee leitet, hat 12000 Fälle von Rückenpatienten analysiert: „Wir mussten weit unter 20 Prozent tatsächlich operieren.“ Seine alternativen Behandlungsmethoden erfordern zwar mehr Zeitaufwand (für Arzt und Patient), sind dafür aber nachhaltiger: Entzündungshemmer, Physiotherapie (Krankengymnastik, Massage) und Akupunktur bei leichteren Fällen; Schmerzkatheter, psychosomatische Betreuung und endoskopische Eingriffe (meist ohne OP) bei mittleren und schweren Fällen. Sein grundsätzlicher Rat für Schmerzpatienten, denen eine Bandscheiben-OP vom Arzt empfohlen wurde: „Holen Sie sich in jedem Fall eine zweite Facharzt-Meinung ein.“ Siegfried Schmidtke

Martin Marianowicz: „Aufs Kreuz gelegt. Warum 80 Prozent der Rückenoperationen überflüssig sind“, Goldmann Arkana, München 2010, broschiert, 288 Seiten, 17,95 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren