26.04.2024

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02.07.11 / Demokratie in Gefahr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-11 vom 02. Juli 2011

Demokratie in Gefahr
von Theo Maass

Sorgenvoll schaue ich morgens aus dem Fenster. Keine Angst, Freunde, mir fällt schon kein Ziegelstein auf den Kopf – nein, mich treibt die Sorge um. Die Sorge um unsere Demokratie.

Erst gestern konnte ich in der linken „taz“ und im „Tagesspiegel“ lesen, dass in Berlin-Treptow die Eröffnung eines „rechten“ Kleiderladens drohe. Fast pausenlos werden die Bürger auf rechte, rechtsradikale und rechtsextreme Gefahren aufmerksam gemacht. Sogar in skurrilen Zahlenkombinationen mit der Acht auf Autokennzeichen erblicken die „Demokratieschützer“ Gefahren.

Wie war das eigentlich in den 60er- oder 70er-Jahren, als die Deutschen nicht auf derartigen Warnungen geschult waren? Nicht auszudenken. Später, so um das Jahr 2000, hielt während des von Bundeskanzler Gerhard Schröder ausgerufenen „Aufstandes der Anständigen“ eine Kneipe in Neumünster – der „Klub 88“ – das halbe Land in Atem. Beschlüsse von Kommunalparlamenten wurden gefasst, Resolutionen verabschiedet, die evangelische Kirche schimpfte, Lichterketten wurden organisiert – alles um unsere Demokratie zu verteidigen und mitzuhelfen, den Nazischuppen dichtzumachen. Passiert ist indessen nix. Der Laden existiert immer noch. Was nicht mehr existiert, ist die aufgeregte Bericht­erstattung über die Kneipe. Jetzt bin ich konsterniert. Unsere Demokratie gibt es noch, den „Klub 88“ auch. Geht das eine mit dem anderen überhaupt zusammen? Und wenn ja, dann stellt der Laden offenbar keine direkte Bedrohung dar oder sie „hält ihn aus“. So oder ähnlich wird es wohl auch mit dem Kleiderladen in Berlin-Treptow sein.

In meiner Verwandtschaft gibt es einen Menschen, der bei der Berliner Feuerwehr beschäftigt ist. Der erzählte mir unlängst davon, dass es „nette“ Leute gibt, die immer wieder die Feuerwehr „zum Spaß“ alarmieren. Das nennt man dann „blinden Alarm“. Schließlich lässt die Aufmerksamkeit der Feuerwehrleute nach, wenn der bestimmte Spaßvogel anruft. Was aber wird sein, wenn es bei dem nun wirklich einmal brennt?

Auf Berlin und Deutschland bezogen stellt sich die Frage, was passiert eigentlich, wenn unsere Demokratie einmal tatsächlich real  bedroht ist? Werden dann auch wieder die  Gutmenschen aus den Villenvororten mit ihren Geländewagen anrauschen, zur Kerze greifen, eine Lichterkette bilden und hoffen, dass der „böse Geist“ vorübergeht?

Was, wenn ein neuer 13. August 1961 oder 17. Juni 1953 kommt? Wird dann wieder der Deutsche Gewerkschaftsbund seine Mitglieder für die Verteidigung von Staat und Demokratie mobilisieren? Oder wird es so sein, dass nach der Vielzahl von Fehlalarmen die Bürger abgestumpft sind?


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