29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.07.11 / Niemals geht man so ganz... / Dank des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen an Wilhelm

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-11 vom 02. Juli 2011

Niemals geht man so ganz...
Dank des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen an Wilhelm von Gottberg

Mit dieser Ausgabe hat sich Wilhelm von Gottberg, bis November 2010 Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, als kommissarischer Chefre­dakteur der Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt von Ihnen als Leser unserer Zeitung verabschiedet. Ich möchte dies zum Anlass nehmen, Wilhelm von Gottberg an dieser Stelle für seinen Einsatz für die Landsmannschaft Ostpreußen, die Preußische Allgemeine Zeitung und Ostpreußen als Ganzes sowohl namens der Landsmannschaft als auch ganz persönlich Dank zu sagen.

Wilhelm von Gottberg hatte 1992 in einer schwierigen Zeit das Amt des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen übernommen. Die Situation der Landsmannschaft war geprägt von der Erlangung der Deutschen Einheit und den damit einhergehenden Umbrüchen. Schon fast vergessen sind die turbulenten Zeiten, die dem Zusammenbruch der kommunistischen Unrechtsherrschaft in Osteuropa folgten, beispielsweise die letzte große Aussiedlungswelle aus dem bisherigen Ostdeutschland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.

Die inhaltliche Arbeit der Landsmannschaften war von den Ergebnissen des „2+4“-Vertrages und des Grenzbestätigungsvertrages mit Polen geprägt. Galt bis 1990 der eherne Grundsatz, dass das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 fortbestand (dieser verfassungsrechtliche Grundsatz war zweimal vom Bundesverfassungsgericht ausdrücklich bestätigt worden), hatte sich die Lage quasi über Nacht mit der endgültigen Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze ins Gegenteil gedreht. Diese Entwicklung war mit einem Liebesentzug der staatlichen Stellen und Fördertöpfe für inhaltlich standhafte Landsmannschaften, also mit dem Wegfall aller staatlichen Förderung verbunden.

In dieser Situation übernahm Wilhelm von Gottberg die Führung der Landsmannschaft Ostpreußen, zunächst zwei Jahre als stellvertretender Sprecher, dann ab 1992 als Sprecher. Es gab sogleich Handlungsbedarf in fast allen Tätigkeitsfeldern. In den neuen Bundesländern, in denen sich die landsmannschaftliche Struktur erst im Aufbau befand, waren neue Kreis- und Landesgruppen zu gründen, wobei sich die Landsmannschaft Ostpreußen teilweise überraschend und auch strukturwidrig in Konkurrenz statt in Partnerschaft zum BdV wiederfand. Großes Interesse galt der Abfindungsregelung für Vertriebene, nach der alle Vertriebenen aus Mitteldeutschland pauschal einen Betrag von 4000 D-Mark erhalten sollten und schluss­endlich auch erhielten.

Nachdem das über vier Jahrzehnte völlig ausgeschlossen war, wurde die grenzüberschreitende Arbeit, also die Gelegenheit, wieder in der Heimatprovinz tätig sein zu können, ebenso plötzlich nicht nur möglich, sondern zu einem prägenden Teil der landsmannschaftlichen Arbeit, vor allem im Bereich der Kreisgemeinschaften. Der viel zu große und doch unbewegliche Apparat der Landsmannschaft Ostpreußen glich einer Behörde und war an die fortlaufende Alimentierung staatlicher Stellen gewohnt, musste nun aber an die Anforderungen der neuen Zeit angepasst werden.

Wilhelm von Gottberg gelang es schnell, das „Schiff Landsmannschaft“ wieder in ruhiges Fahrwasser und auf Kurs zu bekommen. Die Gründung der mitteldeutschen Landesgruppen ist im Wesentlichen sein Verdienst. Unter seiner Führung wurde die Förderung der heimatverbliebenen Deutschen Volksgruppe angegangen und Hilfestellung bei der Gründung Deutscher Vereine geleistet. Auch an Entstehung und Bedeutung der EUFV, deren Generalversammlung Wilhelm von Gottberg nach wie vor als Präsident vorsitzt, hat er wichtigen Anteil.

Wilhelm von Gottberg begann mit großer Übersicht, Strukturen und Finanzen der Landsmannschaft neu zu ordnen und auf ein sicheres Fundament zu stellen. Prägend ist sein Anteil an der Gründung der Ostpreußischen Kulturstiftung, deren Stiftungsrat er bis heute vorsitzt. Auch die Gründung der Stiftung Zukunft für Ostpreußen geht auf den Anstoß von Wilhelm von Gottberg zurück. Wilhelm von Gottberg hat die Landsmannschaft Ostpreußen wirtschaftlich und strukturell unabhängig gemacht sowie eine leistungsfähige und solide Organisation hinterlassen und seinen Nachfolgern damit die Möglichkeit eröffnet, unabhängig und selbstbestimmt politisch gestalten zu können. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den ostdeutschen Landsmannschaften!

Einen großen Politiker zeichnet aus, dass er beizeiten sein Haus bestellt. Wilhelm von Gottberg hat seine Nachfolge zielstrebig und beharrlich vorbereitet und dabei nicht immer Rücksicht auf die Lebensplanung der Betroffenen genommen, wohl aber auf das Wohl der Landsmannschaft Ostpreußen. Als sich am Ende seiner Amtszeit durch die völlig überraschende Elternzeit des Chefredakteurs eine Lücke in der Führungsstruktur von Preußischer Allgemeiner Zeitung und Landsmannschaft auftat, die die Landsmannschaft vor sichtbare Probleme stellte, erklärte sich Wilhelm von Gottberg ohne Zögern bereit, den Chefredakteur für die Dauer der fünf Monate währenden Elternzeit zu vertreten. Nachdem er 20 Jahre lang die mit dem Sprecheramt untrennbare Aufgabe des Herausgebers ausgeübt hatte, gelang es ihm, die Arbeit von Redaktion und Verlag bruchlos fortzuführen. In den kurzen fünf Monaten seiner Tätigkeit als kommissarischer Chefredakteur hat er spürbar gestaltet und insbesondere das in den letzten Jahren etwas abgestumpfte konservative Profil geschärft. Die Reaktion der Leser zeigt, dass das ankommt und unserer Zeitung guttut. Nachdem Konrad Badenheuer am Ende der Elternzeit endgültig ausscheidet und der Bundesvorstand Dr. Jan Heitmann als neuen Redaktionsleiter bestellt hat, hat Wilhelm von Gottberg mit dieser Ausgabe seinen Auftrag erfüllt. Ich freue mich sehr darüber, dass Wilhelm von Gottberg auch in Zukunft unserer Zeitung erhalten bleibt und eine feste Kolumne im 14-tägigen Rhythmus übernimmt. Wir dürfen also weiter spannende Beiträge zu interessanten Themen aus der Feder von Wilhelm von Gottberg erwarten. Stephan Grigat  Sprecher der LO


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren