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02.07.11 / Millionenruine in Strandlage / Spanische Mega-Meerwasser-Entsalzungsanlage ein Mega-Flop 

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-11 vom 02. Juli 2011

Millionenruine in Strandlage
Spanische Mega-Meerwasser-Entsalzungsanlage ein Mega-Flop 

Prestigedenken, EU-Fördergelder und niedrige Kreditzinsen als Folge der Euro-Einführung – das waren oftmals die Grundlagen für zahlreiche Infrastruktur-Projekte, die in Südeuropa  in den letzten Jahren errichtet wurden. Torrevieja in einer der trockensten Regionen Spaniens wird Standort der größten Meerwasser-Entsalzunganlage Europas – so lauteten zum Baubeginn im Februar 2007 die Schlagzeilen. An der Südost-Küste unweit von Valencia gelegen, sollte die Anlage täglich  240000 Kubikmeter Wasser für 2,4 Millionen Menschen und 64000 Landwirtschaftsbetriebe liefern. Nach vier Jahren taugt das Mammut-Projekt nur noch für Negativ-Nachrichten. Aus den kalkulierten 250 Millionen Euro Baukosten sind inzwischen 300 Millionen Euro geworden. Die Fertigstellung, ursprünglich bis zum September 2008 geplant, zog sich bis in das  vergangene Jahr hin. Momentan ist weder die Stromversorgung gesichert, noch sind die Wasserleitungen zum Meer vorhanden. Das wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in der nächsten Zeit nicht ändern. Seit zwei Jahren verweigern die örtlichen Behörden, die das Projekt von Anfang an abgelehnt haben, die Betriebserlaubnis.

Von der sozialistischen Zentralregierung in Madrid energisch vorangetrieben – von der in der autonomen Region Valencia  regierenden Partido Popular vehement abgelehnt, so lassen sich die Fronten im Streit um das Großprojekt beschreiben. Nach ihrem Wahlsieg im Jahr 2004 legten die Sozialisten bereits beschlossene Planungen auf Eis. Vorgesehen war, im Norden des Landes Wasser vom Fluss Ebro zu entnehmen und zu den trockenen Südost-Regionen zu leiten. Statt dessen setzte die Regierung auf Entsalzungsanlagen, die für zwei Milliarden Euro an den Küsten entstehen sollten. Die in Valencia regierende Partido Popular hält hingegen nach wie vor am „Ebro-Projekt“ fest, das nach ihrer Meinung wesentlich weniger Folgen für die Umwelt nach sich zieht. Dass die Betriebserlaubnis aus Umweltschutzgründen nicht erteilt wird, ist durchaus nachvollziehbar, denn infolge der Entsalzung würden Massen an Salzschlämmen anfallen. Pflanzen- und Tierwelt drohen durch die Erhöhung des Salzgehalts in den Gewässern Schaden zu nehmen.

Noch entscheidender ist allerdings die Frage nach den zukünftigen Betriebskosten. Selbst die Schätzungen aus Madrid gehen inzwischen davon aus, dass das Wasser aus der gigantischen Entsalzungsanlage doppelt bis vierfach so teuer sein wird, wie eigentlich kalkuliert. Die Frage, ob die Zentralregierung oder die Regierung in Valencia für die Differenz aufkommt, ist immer noch ungeklärt. Einigkeit besteht lediglich darin, dass der hohe Preis am Markt nicht durchsetzbar sein wird. Auch die geringe Lebensdauer der Anlage, die nur 17 Jahre beträgt, hat inzwischen Skeptiker zu der zugespitzten Frage veranlaßt, ob es angesichts der Kosten nicht preiswerter wäre, das Wasser per Tankschiff aus Alaska anliefern zu lassen. Die europäischen Steuerzahler sind an der Errichtung der ungenutzten Mega-Anlagen mit über 50 Millionen Euro beteiligt, die über EU-Mittel zur Strukturförderung in das Projekt geflossen sind.           N.H.


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