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02.07.11 / Nun auch Rosenberg / Dauerausstellung des Kulturzentrums Ellingen über die 700-jährige Geschichte der Kreisstadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-11 vom 02. Juli 2011

Nun auch Rosenberg
Dauerausstellung des Kulturzentrums Ellingen über die 700-jährige Geschichte der Kreisstadt

Zahlreiche heute polnische Städte sind an ihrer Vergangenheit interessiert – so erhielt auch Rosenberg (Susz) vom Kulturzentrum Ellingen eine Dauerausstellung, in der die Geschichte der Stadt dargestellt wird. Diese wurde nun im Sport- und Erholungszentrum der im Regierungsbezirk Westpreußen der Provinz Ostpreußen gelegenen Kreisstadt eröffnet.

Um die 700-jährige Geschichte Rosenbergs in der Erinnerung zu bewahren und den nach dem Zweiten Weltkrieg zugezogenen Bürgern der Stadt zugänglich zu machen, hat das Kulturzentrum Ostpreußen wie zuvor den Städten Stuhm, Preußisch Holland, Saalfeld und Lyck auch Rosenberg einen geschichtlichen Abriss erstellt. Dies ist die fünfte Dauerausstellung aus Ellingen für die heute in Polen liegenden Städte. Mit großem Interesse der Bevölkerung und der politischen Führung wurde die Ausstellung „Rosenberg – Geschichte der Stadt“ der Öffentlichkeit übergeben. In der Dauerausstellung im Sportzentrum zeigen insgesamt 42 Bildtafeln die Entwicklung Ostpreußens sowie der Stadt bis in die Neuzeit.

Ursprünglich war die Gegend des heutigen Rosenberg bereits in der Mittleren Steinzeit bewohnt, nach der Völkerwanderungszeit lebten hier die Prußen. Nachdem die von den polnischen Herzögen erstrebte Christianisierung erfolglos blieb, rief Konrad von Masowien 1226 den Deutschen Orden zu Hilfe. Dieser gründete mehrere Stützpunkte im Kulmer Land und drang in das Gebiet des Großen Weichselbogens ein, wo nach 1280 die Gegend östlich von Marienwerder besiedelt wurde. Es entstanden die bischöfliche Stadt Riesenburg (1300) und Saalfeld (1305). Auf dem bischöflichem Gebiet wurde auch 1305 Rosenberg das erste Mal erwähnt. Dies geschah zur Zeit von Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen, als sich das pomesanische Domkapitel entschloss, am Ufer des Rosenberger Sees eine Siedlung zu gründen, die 1314 oder 1315 die kulmischen Stadtrechte verliehen bekam. Bereits 1305 hatte man Stadtmauern und eine hölzerne Kirche errichtet, 1391 wurde das dann 1414 während des Hungerkrieges durch Feuer zerstörte Rathaus erstmals erwähnt. Im Mittelalter war die Stadt mit einer Mauer und 17 Türmen sowie einem Graben umgeben.

1527 wurde das Bistum Pomesanien aufgehoben. Das Amt Schönberg mit Rosenberg war von 1532 bis 1817 eine dem Landesherrn direkt unterstellte Mediatstadt.

Im 16. Jahrhundert kamen neue Siedler aus Polen, meist Glaubensflüchtlinge, in die Gegend. Diese gaben dem Ort erstmals den Namen „Susz“. Nach der Ersten Polnischen Teilung wurde Rosenberg zu Westpreußen geschlagen.

Nachdem die Stadt über die Mauern hinausgewachsen war, wurden diese 1810 fast gänzlich abgebrochen. Die modernen Chausseen erreichten 1845 Riesenburg, Christburg und Saalfeld, 1875/76 wurde ein Bahnhof an der ab 1873 gebauten Bahnstrecke Danzig–Marienburg–Soldau errichtet, die auch heute noch eine Hauptverkehrsader der Stadt ist.

Im Ersten Weltkrieg eroberte die russische Armee auch Teile von Ostpreußen. Unter General Paul von Hindenburg, dessen Familie in Neudeck im Kreis Rosenberg lebte, war nach der Schlacht von Tannenberg vom 24. bis 30. August 1914 die Bedrohung aus dem Osten vorüber. Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages mussten beziehungsweise durften die Bewohner der Stadt abstimmen, ob sie beim Deutschen Reich verbleiben oder zu Polen gehören wollten. Am 11. Juli 1920 entschieden sich 2430 Bürger für das Reich, nur acht Stimmen wurden für Polen abgegeben. Im Kreisgebiet stimmten von den 34500 Einwohnern nur 1073 für den Anschluss an Polen. Durch die angepassten Verwaltungsstrukturen war nun Rosenberg bis 1939 Kreisstadt im Regierungsbezirk Westpreußen der Provinz Ostpreußen.

Als am 12. Januar 1945 an der Ostfront die russische Großoffensive begann und bis zum 18. Januar alle deutschen Stellungen durchbrochen waren, folgte am 20. Januar der Befehl zur Räumung. Die Stadt wurde am 23. Januar von russischen Truppen besetzt, nur die Kirche und drei Wohnhäuser überstanden die Zerstörungswut. 630 Jahre nach der Gründung war die Stadt praktisch vernichtet.

Im Frühjahr 1945 entstand die sowjetische Militärkommandantur, die ersten Vertreter der polnischen Verwaltung erschienen im April 1945, aber erst Ende Mai wurde die Zivilverwaltung an Polen abgegeben. Im August 1945 wurden der neue Kreis Rosenberg sowie neue Ämter für dessen Verwaltung gebildet.

Bereits im Juni 1945 kamen die ersten Polen aus Wolhynien sowie Umsiedler aus der Warschauer und Bromberger Gegend. Im Mai 1946 bekam die Stadt offiziell den Namen „Susz“. Rosenberg ist nun Zentrum einer Land- und Stadtgemeinde im Kreis Deutsch Eylau (Iława). Dieser Kreis gehört seit 1995 zur Woiwodschaft Ermland-Masuren mit Sitz in Allenstein. Am 31. Dezember 2007 hatte die Stadt 5857 Einwohner.

Zur Ausstellung „Sieben Jahrhunderte Rosenberg – die Geschichte der Stadt“, die in wesentlichen Teilen von Wiesław Roman Gogan sowie Bernhard Denga vom Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen gestaltet wurde, ist ein Begleitheft erschienen, das für den Preis von vier Euro zuzüglich Porto und Versandkosten beim Kulturzentrum Ostpreußen in 91792 Ellingen, Schlossstraße 9, Telefon (09141) 86440 erworben werden kann. Manfred E. Fritsche


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