26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.07.11 / Großmutter auf Zeit / Eine Hamburger Agentur vermittelt Frauen über 50 an Gastfamilien im Ausland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-11 vom 02. Juli 2011

Großmutter auf Zeit
Eine Hamburger Agentur vermittelt Frauen über 50 an Gastfamilien im Ausland

Frauen über 50 erfüllen sich ihren Traum vom Ausland und hüten Kinder. Die Hamburger Agentur Granny Aupair vermittelt Gastfamilien.

„Als Aupair-Oma ins Ausland? Ich dachte sofort: Das ist es!“, schildert Anna Brand ihr Gefühl, als sie von Granny Aupair las. „Was für eine tolle Gelegenheit, etwas Neues anzufangen!“ Bestimmte Erwartungen hatte sie nicht. „In welches Land ich gehe, ob in eine große oder kleine Familie, zu älteren oder jüngeren Kindern – das alles wollte ich auf mich zukommen lassen“, sagt die 62-Jährige.

Es wurde England. Seit Oktober lebt Anna Brand in London bei einer jungen Witwe und ihrer zweieinhalbjährigen Tochter. Inzwischen sind die drei zu einer fröhlichen Kleinfamilie zusam-mengewachsen: Jeden Nachmittag holt Brand das Mädchen vom Kindergarten ab, geht mit ihr auf den Spielplatz oder liest ihr zu Hause vor, bis alle gemeinsam zu Abend essen. Durch den täglichen Kontakt spricht die Kleine inzwischen mehr und besser Deutsch als am Anfang.

Wie schon bei der eigenen Enkelin genießt Brand ihre Oma-Rolle: „Man kann heute viel mehr auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen als früher bei den eigenen“, sagt sie. Und sie genießt London: „Eine tolle Stadt.“ An den freien Wochenenden geht sie gern auf Erkundungstour. „Ich erlebe jeden Tag etwas Neues“, sagt Brand begeistert. „Diese Erfahrung ist eine Bereicherung fürs Leben.“

Melanie Huber geht demnächst als Granny Aupair nach Mallorca. Zu einer alleinerziehenden Deutschen mit einjährigem Sohn. Die 64-Jährige hatte schon immer einen Draht zu jungen Leuten und liebt Veränderungen.

„Ist das alles im Leben?“, fragte sich die Sekretärin, als sie in Rente ging. Nun freut sie sich auf sechs Monate als Aupair-Oma und hat viel vor: „Ich mache auf jeden Fall einen Sprachkurs, möchte Leute kennenlernen.“

Auch Anke Vendt ist eine Aupair-Oma. Für ein halbes Jahr kümmert sich die 61-Jährige um die Kinder einer deutschen Familie in Spanien.

Sie fährt die Jungs in die Schule, spielt mit ihnen Rommé-Cup und Mühle, hilft im Garten, versorgt die Haustiere. „Ich wollte die Chance nutzen, in einem fremden Land zu leben und es aus der Sicht Einheimischer kennenzulernen“, sagt sie.

„Eine Zeit lang ins Ausland zu gehen, das wäre für mich früher nicht möglich gewesen.“ Mit 16 machte sie ihren Volksschulabschluss, begann eine Ausbildung als Technische Zeichnerin. Ihre Tochter Tanja, heute 42, zog sie alleine auf.

So wie Anna Brand, Melanie Huber und Anke Vendt haben viele Frauen über 50 nie die Gelegenheit für einen Auslandsaufenthalt gehabt.

Das brachte die Hamburger PR-Beraterin Michaela Hansen auf die Idee, eine Vermittlung für Seniorinnen zu gründen, die als Aupair-Oma einige Monate ins Ausland gehen möchten. Anfang 2010 gründete sie die Initiative Granny Aupair. „Das Fernweh packte mich immer sonntagnachmittags auf der Couch vor dem Fernseher bei einer Sendung, in der junge Frauen als Aupair von einem Fernsehteam begleitet werden. Das habe ich immer ganz sehnsuchtsvoll geguckt und dachte: So wie mir geht es vielleicht auch anderen Frauen“, erklärt sie. Die Idee, Frauen über 50 in Gastfamilien zu vermitteln, war geboren.

Inzwischen verwaltet die Hamburgerin 200 Frauen in ihrer ständig wachsenden Kartei von suchenden Familien und Seniorinnen. Für die Aufnahme in die Kartei berechnet sie 35 Euro, für eine komplette Vermittlung 250 Euro. Zwei Dutzend Seniorinnen hat sie schon untergebracht, unter anderem in Australien, Kanada und Namibia.

Im Gegensatz zu klassischen Aupair-Organisationen regeln die Familien und die Frauen bei Granny Aupair alles selbst – von der Aufenthaltsdauer bis zur Frage, wie hoch das Taschengeld ist.

Grundsätzlich versucht Hansen, für die Gastfamilien und die Frauen alles passend zu machen. In einem Bewerbungsbogen geben beide ihre Wunschvorstellungen an: Land, Größe der Familie, Alter der Kinder.

„Wichtig ist natürlich, vorher soweit als möglich zu prüfen, inwieweit die Bewerberinnen und die Gastfamilien zueinanderpassen“, erklärt sie. Stimmen Vorstellungen und Wünsche überein, stellt sie den Kontakt her. „Das Faszinierende an der Idee von ,Granny Aupair‘ ist für mich vor allem, dass ich helfen kann, Menschen zusammenzubringen, die sich sonst nicht kennenlernen würden. Wenn dann soviel positive Resonanz zurückkommt, ist das ganz wunderbar!“, strahlt Hansen.

            Corinna Weinert

Granny Aupair ist zu erreichen über Michaela Hansen, Telefon (040) 23 51 77 54, montags und donnerstags von 14 Uhr bis 17 Uhr, dienstags, mittwochs und freitags von 9 Uhr bis 12 Uhr oder über E-Mail: michaela.hansen@granny-aupair.com


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren