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09.07.11 / Neuer Bischof für Berlin / Mit dem Tod des früheren Erzbischofs Sterzinsky endet eine Ära

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-11 vom 09. Juli 2011

Neuer Bischof für Berlin
Mit dem Tod des früheren Erzbischofs Sterzinsky endet eine Ära

Deus semper major – „Gott ist immer größer“, hieß sein Bischofsmotto. Am letzten Tag im Juni ist der frühere Erzbischof von Berlin, Georg Kardinal Sterzinksy, von diesem Größeren nach langer Krankheit zu sich gerufen worden. Zwei Tage später überraschte Papst Benedikt XVI. die Medien­auguren mit der Ernennung des Kölner Weihbischofs Rainer Maria Woelki zum Nachfolger des Verstorbenen. Beide eint der biografische Bezug zu Ostpreußen: Sterzinksy wurde 1936 in Warlack im Kreis Heilsberg geboren. Woelkis Eltern stammen aus Frauenburg im Ermland.

Sterzinsky wurde 1960 zum Priester geweiht und diente als Seelsorger in Erfurt und Heiligenstadt. 15 prägende Jahre war er Pfarrer an der Jenaer Kirche St. Johannes-Baptist, eine der größten Pfarrgemeinden der DDR. Dort habe er sich aufgehoben gefühlt, bekannte er später, er sei angekommen gewesen bei sich und seinem Tun. Nach einem hohen Amt habe er sich nie gesehnt.

Doch im Sommer 1989, der Eiserne Vorhang war schon löchrig geworden, wurde der bodenständig-bescheidene Sterzinsky Bischof der noch geteilten Stadt. Eine Herkulesaufgabe sollte es werden, das getrennte Bistum nach Wende und Wiedervereinigung neu zu ordnen. Mit der chaotisch-pluralistischen und weitgehend atheistischen Metropole fremdelte Sterzinsky noch Jahre lang, mit dem Westen der Stadt wurde er nicht richtig warm. Umso mehr galt Sterzinsky als großer Seelsorger, dessen priesterliche Kraft erst im vertraulichen Gespräch voll zur Geltung kam. Als Mann des Gebetes lag das Stundenbuch immer in seiner Nähe.

Der Name des ersten Erzbischofs von Berlin – 1994 wurde das flächenmäßig zweitgrößte Bistum Deutschlands, das auch Teile von Brandenburg und Meck­lenburg-Vorpommern umfasst, zum Erzbistum erhoben – wird wohl noch lange mit dem kata­strophalen Management der überkommenen Doppelstrukturen im Bistum aus der Zeit der Teilung verbunden bleiben: Er behielt die kirchlichen Apparate bei, als diese, auch infolge des rasanten Schwunds von Gläubigen, längst nicht mehr zu finanzieren waren. Ein finanzieller Schlamassel ohnegleichen war die Folge: 2003 saß das Erzbistum vor einem Berg von 148 Millionen Euro Schulden. Um mit dem Abtragen auch nur zu beginnen, mussten Kirchengebäude verkauft und Gemeinden zusammengelegt werden. Hunderte Mitarbeiter erhielten die Kündigung. Genau wie in der politischen Bundeshauptstadt auch, geht im kirchlichen Berlin bis heute nichts mehr. Zuletzt war der Erzbischof unter seinen Schäfchen nicht mehr eben beliebt. Kurz nach seinem 75. Geburtstag im Februar hatte der schwer krebs- und zucker­kranke Kardinal sein Amt aufgeben dürfen.

Seinem Nachfolger aus dem fernen Rheinland schlug, kaum dass die Nachricht von seiner Wahl durch das Berliner Metropolitankapitel und der Bestätigung des Heiligen Stuhls in der Welt war, das geballte Ressentiment aus linksgewirkter Medienwelt und Politik entgegen. Prompt wurde ihm seine Haltung zur Homosexualität und eine angebliche Nähe zum vermeintlich erzkonservativen Opus Dei vorgeworfen. Woelki gilt als Vertrauter des Kölner Erzbischofs Kardinal Joachim Meisner, der wiederum von 1980 bis 1989 der Vorgänger des Verstorbenen im Berliner Bischofsamt war. Christian Rudolf


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