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09.07.11 / Sudermann in Elmshorn / Premiere des Stücks »Johannisfeuer« auf der Dittchenbühne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-11 vom 09. Juli 2011

Sudermann in Elmshorn
Premiere des Stücks »Johannisfeuer« auf der Dittchenbühne

Wir machen hier kein Schenkelklopftheater. Wir bringen Stücke mit Anspruch auf die Bühne. Leider gibt es viel zu wenige mit einem Bezug zu Ostpreußen“, sagte Raimar Neufeldt, der Hausherr der Dittchenbühne anlässlich der Premiere des Stücks „Johannisfeuer“ von Hermann Sudermann,

Das Stück, uraufgeführt im Oktober 1900 am Lessing-Theater in Berlin, spielt Ende der 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts auf dem Gut des Ehepaares Vogelreuter, irgendwo in Ostpreußen. Der Grundkonflikt, dem die Hauptpersonen Marikke und Georg sich zu stellen haben, der Entscheidung zwischen Liebe oder Pflicht, zwischen „Lebensglück“ oder Verzicht, kann überall, wo Menschen leben und lieben, aufbrechen, er ist zeitlos.

Vogelreuters hatten zwanzig Jahre zuvor den Säugling einer heruntergekommenen Litauerin als Pflegekind aufgenommen, Marikke. Ein Jahr später wurde ihr eigenes Kind, die Tochter Trude, geboren. Im Hause Vogelreuter wächst der Neffe Georg auf, nachdem dessen Vater wegen hoher Schulden seinem Leben ein Ende gesetzt hatte. Nun ist die Hochzeit von Trude und Georg beschlossen. Marikke hat mit den Hochzeitsvorbereitungen, gerade in den Tagen vor Johanni, viel zu tun.

Der Zuschauer erhält, dank der Sudermannschen geschliffenen Dialoge, rasch den Überblick auf die Figurenkonstellation. Die Ahnung wächst zur Gewissheit, dass es unter der scheinbar glatten Oberfläche brodelt. Georg (gespielt von Jonas Küppershaus) erkennt viel zu spät, dass Marikke ihn liebt. Marikke (eine beeindruckende Leistung der erst 15jährigen Wiebke Kahns) entwickelt sich vom zerbrechlich, ja ausgenutzt wirkenden Mädchen zu einer starken Persönlichkeit. Sie ist sich früh bewusst: „Ich bin ein Notstandskind. Ich lasse mir nichts schenken.“ Sie weiß seit Jahren auch, dass ihre leibliche Mutter lebt und sie will sie, mit Georgs Hilfe, sehen.

Das von der Handlung gebannte Publikum erlebte eine reife Aufführung. Lars Ceglicki hat zum zweiten Mal (nach „Sturmgeselle Sokrates“) an der Dittchenbühne Regie geführt und das Ensemble, darunter auch die jüngeren Mitglieder, zu einer geschlossenen und beachtlichen Leistung geführt.

Etliche Termine von Ende Juni bis Ende August mit der besonderen Atmosphäre der Freilichtaufführung laden ein, das Stück und seine Botschaft auf sich wirken zu lassen. Von September bis Mitte November gibt es dann Aufführungen im Theatersaal der Dittchenbühne, die mit dieser Inszenierung auch auf ihre alljährliche Ostsee-Tournee gehen wird.         Ute Eichler


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