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09.07.11 / Rätselhafte Familie / Enthüllungen in Norwegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-11 vom 09. Juli 2011

Rätselhafte Familie
Enthüllungen in Norwegen

In ihrem Debütroman „Alles gut auf der Insel“ berichtet die finnische Dramaturgin und Autorin Elina Halttunen von der 50-jährigen Maria Hämäläinen, die nach vielen Jahren in die Villa ihrer Großeltern auf der Insel Manvik zurückkehrt, um sich dort mit Hannu, ihrem Cousin und Freund aus Kindertagen, zu treffen.

Während sie das einstige Urlaubsparadies ihrer Kindertage für den Besuch herrichtet, kommen ihr vielerlei Gedanken und das mysteriöse Verschwinden der Großmutter, die eines Tages in ihrem zitronengelben Badeanzug aufs Meer hinausschwamm und nie zurückkehrte, erscheint ihr plötzlich in einem ganz anderen Licht. Viele Erinnerungen wie an den alljährlichen Besuch der amerikanischen Cousins in den Sommerferien, an den verschrobenen Onkel Lennart, der es im Leben nie zu etwas bringen sollte, und nicht zuletzt an den Großvater mit seinen ständigen Affären und die künstlerisch abgehobenen eigenen Eltern, drängen sich ihr auf einmal mit aller Macht auf.

Elina Halttunen verzaubert den Leser mit ihren Beschreibungen der Insel Manvik. Man kann den Duft der Blumen förmlich zwischen den Buchseiten riechen und man genießt das vortreffliche Meerespanorama vom wunderlichen Plumpsklo von Marias Großvater. „Egal was Opa tat oder sagte, er lachte eigentlich immer. Auch über Omas Kaffeehäuschen, aus dem ein Plumpsklo wurde. Das graue Plumpsklo thronte hoch oben auf den schönsten Felsen. Dort hatte Opa es bauen wollen, nicht irgendwo im Ufergebüsch versteckt. Er wollte die Tür auflassen und die Aussicht genießen können, wenn er sein Geschäft erledigte. Der Blick reichte bis weit übers Meer.“

Die einst von den eigenen Eltern, viel beschäftigten Schauspielern, ungeliebte, aber dafür von den Großeltern umso mehr umsorgte Maria, ist mittlerweile eine erfolgreiche Kostümbildnerin und scheint in der einsamen Villa auf der Insel erstmalig die Ruhe und die Muße zu finden, um über ihre Kindheit in der Obhut der Großeltern zu sinnieren. Die zunächst so farbenfroh geschilderten Kindheitserinnerungen von Maria wenden sich jedoch zunehmend zum Negativen. Die scheinbar unbeschwerte Kindheit und Jugend wurde von vielen kleineren und größeren Tragödien überschattet. Die so fröhlich begonnene Handlung wandelt sich zu einer ernsten und vielschichtigen Familiengeschichte. Am Ende des Romans „Alles gut auf der Insel“ klärt die Autorin nicht nur das Rätsel um das plötzliche und vor allem spurlose Verschwinden von Marias Großmutter auf, sondern lässt den Leser auch nachdenklich und in der Gewissheit zurück, dass es wohl in fast jeder Familie immer mal wieder zu der einen oder anderen Tragödie kommt. Man muss nur lange genug zurückblicken und die ungeschönten Tatsachen als das betrachten, was sie nun mal sind – die manchmal bittere Realität. Vanessa Ney

Elina Halttunen: „Alles gut auf der Insel“, Roman, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011, 304 Seiten, 14,90 Euro


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