19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.07.11 / Zeichen und Zeiten ändern sich / Nahostexperte beschäftigt sich mit dem weltweiten Terrorismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-11 vom 09. Juli 2011

Zeichen und Zeiten ändern sich
Nahostexperte beschäftigt sich mit dem weltweiten Terrorismus

Soziologen sind sich einig: Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition von „Terrorismus“, die Übergänge zwischen Terrorismus und gerechtfertigten  Sicherheitsmaßnahmen sind fließend, nicht einmal die Legitimität von Zielen ist so eindeutig, dass man „erlaubte“ von „terroristischen“ Aktionen immer und überall unterscheiden könnte. Nahostexperte Niko Colmer, Jahrgang 1966, hat diese Deutungsprobleme in einer Kapitelüberschrift bündig artikuliert: „Terroristen? Guerillas? Partisanen? Kriminelle?“ Für sein jetziges Buch hat Colmer wohl ein Bukett seiner einschlägigen journalistischen Arbeiten zusammengestellt, in mitunter erschwerter Anordnung der Kapitel und Verwertung von Fakten.

Das heißt nicht, dass Colmers Buch nicht lesenswert wäre. Dieser Autor arbeitet bewusst mit einem weit gefassten Begriff von „Terrorismus“, um mit ihm eine Vielzahl von Kriegen, Rebellionen, Anschlägen etc. vom Ersten Weltkrieg bis zur Bluttat des 11. September 2001 zu erfassen. Anders geht es wohl nicht, wenn zum Beispiel die einen Al-Kaida als „Schreckgespenst des 21. Jahrhunderts“ ansehen, die anderen sie als „ferngesteuerten Terror zu Amerikas und Israels Gunsten“ hinstellen. Wie rasch sich Zeichen und Zeiten ändern, sieht man an Präsident Bush sen., der die Mudschahedin in Afghanistan gegen das sowjetische „Reich des Bösen“ aufrüstete, und an Präsident Bush jun., der gegen dieselben Mudschahedin seinen „Krieg gegen den Terror“ startete.

Colmer illustriert den Terrorismus am ausführlichsten an Israels Gefährdung. Alle bewaffneten Bewegungen in Nahost, so spinnefeind sie sich untereinander immer sein mögen, sehen Israel als „zionistisches Besatzerregime“ an, das vernichtet werden muss.

Einige Organisationen stellt der Autor detailliert vor, zum Beispiel die libanesische Hisbollah, bei der es sich „nicht um einen Haufen von Hobby-Terroristen handelte, sondern um hervorragend trainierte Guerillas mit professioneller Bewaffnung“. Oder die palästinensische Hamas, die libanesischen „Milizen“ und andere, „die dem weltweiten Terrornetzwerk der Al-Kaida nahestehen“. Deren Anschlag vom 11. September 2001 interessiert Colmers vor allem mit Blick auf erweiterte Kompetenzen deutscher Sicherheitsbehörden gegen Terrorismus – eine aufschlussreiche Auflistung.

Ans Buchende setzt der Autor sein Interview mit dem Sprecher der palästinensischen „Hizb ut-Tahir“ (die in Deutschland verboten ist) – ein seltenes Zeugnis der Fähigkeit islamischer Terroristen, ihre Gewaltbereitschaft, Aggressivität, Feindbilder und Militanz in deren Gegenteil umzulügen. Colmer empfindet sein Interview als Lehrstück für islamische „Taqiyya“, also die „Täuschung Ungläubiger“.          Wolf Oschlies

Niko Colmer: „Terrorismus – Reale und fiktive Bedrohungen im Nahen Osten“, Ares Verlag, Graz 2010, gebunden, 184 Seiten, 19,90 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren