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16.07.11 / Mehr Familie – weniger Gewalt / Ursachen der Jugendkriminalität – und was man dagegen tun kann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

Mehr Familie – weniger Gewalt
Ursachen der Jugendkriminalität – und was man dagegen tun kann

Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl jugendlicher und heranwachsender Gewalttäter ist laut Statistik des Bundeskriminalamtes rückläufig. Und nun die schlechte Nachricht: Die Geburtenrate und damit die Gesamtzahl der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden in Deutschland ist ebenfalls rückläufig, über einen längeren Zeitraum sogar stärker als die erste Ziffer. Unterm Strich also kann von einem Rückgang der Jugendkriminalität keine Rede sein.

Für das „Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e. V.“ (IDAF) Grund genug, dem Thema „Bindung – Bildung – Gewaltprävention“ ein mit hochkarätigen Referenten beschicktes Symposium zu widmen. Der Freistaat Sachsen stellte einen ganzen Tag lang den Plenarsaal des Landtags zur Verfügung. Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Landtagspräsident Roland Rössler (beide CDU) übernahmen die Schirmherrschaft und ergriffen auch selber das Wort. Und die Linke würzte das Ganze auf ihre Weise, pöbelte von „Rechtsextremismus“ und forderte ein Verbot der Veranstaltung.

In Wahrheit waren Veranstalter und Referenten erfolgreich bemüht, das durchaus emotional besetzte Thema sachlich und ohne Anflug von Populismus abzuhandeln. So appellierte Ralph Richter vom sächsischen Landeskriminalamt an Politik und Medien, den Opfern jugendlicher Gewalt mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Meist sei die öffentliche (beziehungsweise veröffentlichte) Meinung viel intensiver mit der Befindlichkeit der Täter beschäftigt.

Diana Ziegleder, wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in München, ergänzte: Mehr als drei Viertel aller Opfer jugendlicher Gewalt sind selber Jugendliche. Problematisch ist die hohe Dunkelziffer: Viele bringen die Taten gar nicht erst zur Anzeige, aus Angst vor den Tätern, vor denen sie sich von den staatlichen Instanzen nicht hinreichend geschützt fühlen. So wächst hier eine Generation junger Menschen ohne Vertrauen in unseren Rechtsstaat heran – eine fatale Entwicklung.

Nach spektakulären Straftaten – Stichwort U-Bahn-Schläger – wird oft nach härteren Strafen gerufen. Deren Wirksamkeit ist allerdings umstritten; dass Strafanstalten, die als Hochburgen des Drogenhandels bekannt sind, kriminelle Karrieren verhindern, darf in der Tat bezweifelt werden. Besser sind schnell der Tat folgende, erzieherisch wirksame Maßnahmen, die von den Tätern auch ernst genommen werden. Harte Maßnahmen, die vorrangig dem Schutz der Gesellschaft dienen, sollten sich auf die relativ kleine Gruppe der Intensivtäter konzentrieren: Etwa fünf Prozent der straffälligen Jugendlichen stehen mehr als fünfmal vor Gericht; sie begehen 30 Prozent aller Straftaten. Fast 70 Prozent hingegen werden nur einmal straffällig und nie mehr rückfällig.

Intensiv beschäftigt sich Gordon Neufeld mit jugendlichen Intensivtätern. Der weltweit renommierte kanadische Psychotherapeut verwies auf dem Dresdner Symposium auf neuere Ergebnisse der Hirnforschung. Demnach sind bei dieser Tätergruppe Auffälligkeiten in der präfrontalen Hirnrinde nachweisbar, und zwar in jenen Bereichen, die für das innere Alarmsystem zuständig sind. Diese Kinder sind nicht fähig, Gefahren zu erkennen oder die Folgen ihres eigenen Handelns einzuschätzen.

Hauptursache dieser Fehlentwicklung: Defizite in der emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind in den ersten Lebensjahren. Diese Bindung aber, so das einhellige Fazit dieses Symposiums, kann nirgends so intensiv und positiv aufgebaut werden wie in der traditionellen Familie. Sofern diese auch wirklich intakt ist. Denn in Familien, in denen keine Zeit und keine liebevolle Zuwendung für die Kinder übrig ist, in denen gebrüllt, gesoffen und geprügelt wird, können keine Bindung aufgebaut werden. Stimmen aber die Voraussetzungen, kann „mehr Familie“ langfristig weniger Jugendgewalt bedeuten.

Freilich sind die Erfolgsaussichten nicht allzu rosig. Die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte läßt sich nicht einfach zurückdrehen. Das beginnt bei den wirtschaftlichen Verhältnissen: Eine Familie mit zwei oder drei Kindern kann heute nicht mehr von einem einzigen Gehalt leben. Die berufstätige Mutter ist ein Faktum, das man jenseits aller extrem feministischen Ideologie zu akzeptieren hat. Also kommt es nun darauf an, die gesellschaftliche Realität so zu organisieren, dass die traditionelle Familie nicht weiter geschwächt und demontiert, sondern wieder gestärkt wird. Dies wäre vorrangig die Aufgabe christlich geprägter Parteien – es sei denn, sie haben inzwischen vergessen, was das C in ihrem Namen zu bedeuten hat. Hans-J. Mahlitz


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