24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.07.11 / Die vaterlose Gesellschaft / Kinder brauchen in den ersten sechs Jahren beide Elternteile

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

Die vaterlose Gesellschaft
Kinder brauchen in den ersten sechs Jahren beide Elternteile

Der Krieg ist aller Dinge Vater, so die Erkenntnis des griechischen Philosophen Heraklit von Ephesos. 2500 Jahre später präzisiert der Psychologe Matthias Franz: Der Krieg ist auch der Vater unserer heutigen, zunehmend vaterlosen Gesellschaft.

Franz lehrt an der Universität Düsseldorf psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Auf der Datenbasis der „Düsseldorfer Alleinerziehendenstudie“ untersucht er die Bedeutung des Vaters für die frühkindliche Entwicklung.

Historischer Hintergrund seiner aktuellen Forschungen ist ein in Deutschland seit vier Generationen in Schieflage geratenes Vaterbild. Wie eine seit 1975 laufende Langzeitstudie zeigt, tragen die „Kinder des Krieges“, denen in den ersten sechs Lebensjahren der Kontakt zum Vater fehlt, noch ein halbes Jahrhundert später ein deutlich verstärktes Risiko schwerer psychischer Störungen.

Davon betroffen ist ein Viertel der Weltkrieg-II-Generation. Fünf Millionen deutsche Soldaten gefallen, weitere Millionen in Gefangenschaft, die zurückkehrten, oft so schwer traumatisiert, dass sie in ihren Familien Fremde blieben. Dazu noch 13 Millionen Vertriebene, bei denen der Verlust der Heimat oft einherging mit der Auflösung familiärer Strukturen.

Viele aus dieser Kriegskindergeneration waren offenbar nicht mehr zu stabilen familiären Bindungen fähig. Damit war das Feld bereitet für eine gesellschaftliche Fehlentwicklung, die spätestens mit der 68er-Kulturrevolution in eine systematische Zerstörung der traditionellen Familie einmündete.

So änderte die Tatsache, dass in Deutschland seit 1945 Frieden herrscht, nichts daran, dass immer mehr Kinder vaterlos aufwachsen. Heute leben bereits 20 Prozent aller Kinder bis sechs Jahre (rund 600000) mit nur einem Elternteil, in 85 Prozent bei der Mutter.

Die Studien von Franz belegen: Viele dieser Mütter leiden unter erheblichen materiellen, gesundheitlichen und seelischen Belastungen, was wiederum zu Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern führt.

Einen konkreten, geradezu erschreckenden Zusammenhang zwischen Familienform und Jugendkriminalität zeigt eine Schweizer Studie: Im Kanton St. Gallen liegt die Quote je nach Deliktart bei Kindern mit einem alleinerziehenden Elternteil um bis zu einem Drittel, bei Kindern aus sogenannten Patchworkfamilien sogar bis zum Doppelten über den Zahlen „normaler“ Kernfamilien mit beiden leiblichen Eltern.

Dies betrifft auch die Anfälligkeit für Drogen- und Alkoholkonsum. Das Kriminologische Institut Niedersachsen sieht hier geradezu den Schlüssel zu Jugendkriminalität und Gewalt. Von einer Gruppe 15-jähriger Mehrfachtäter nehmen 43,4 Prozent regelmäßig harte Drogen, aber nur 3,1 Prozent keine Drogen. Das angeblich harmlose Cannabis konsumieren 32,2 Prozent, 10,4 Prozent trinken regelmäßig (2,5 Prozent nie).

Auch diese Zahlen bestätigen: Die intakte Familie ist für unsere Kinder der beste Schutz vor Kriminalität und Gewalt. H.J.M.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren