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16.07.11 / Kraftstoff der Zukunft / Carbozol könnte der Brennstoffzelle zum Durchbruch verhelfen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

Kraftstoff der Zukunft
Carbozol könnte der Brennstoffzelle zum Durchbruch verhelfen

Nach langer Durststrecke könnte die Brennstoffzelle als Antrieb von Autos vor dem Durchbruch stehen. Die entscheidende Wende dazu könnte von dem Kohlenwasserstoff Carbazol ausgehen. Angesichts langfristig schwindender Erdölreserven forschen weltweit Autohersteller und Zulieferer an neuen Antriebstechniken. Schwerpunkt derzeit sind Elektroautos mit Hochleistungsbatterien. Allein BASF, größter Chemiekonzern der Welt, will in den nächsten Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in die Forschung und Produktion von neuartigen Batterien investieren.

Wasserstoff, lange Zeit als Energieträger der Zukunft gehandelt, weist immer noch zahlreiche Probleme in der alltäglichen Anwendung auf. Der Durchbruch der Brennstoffzellentechnik mit Wasserstoff könnte nun von einem Zusatzmittel kommen, an dem Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg forschen: N-Ethylcarbazol, kurz Carbazol genannt. Als Zusatz zu Wasserstoff scheint Carbazol bekannte Nachteile, an denen die Brennstoffzellentechnik immer noch krankt, zu vermeiden. Wasserstoff muss stark gekühlt oder unter hohem Druck gelagert werden – Durch Zugabe von Carbazol kann der flüchtige und hochexplosive Wasserstoff quasi gezähmt werden. Es dient dabei nur als Trägersub­stanz, die selbst nicht verbraucht wird. Mithilfe eines Katalysators kann dem Carbazol der gespeicherte Wasserstoff wieder entzogen werden, damit dieser anschließend in einer Brennstoffzelle zu Strom für einen Elektroantrieb umgewandelt werden kann. Zurückbleiben würde das entladene, nun energiearme Carbazol, das an einer Tankstelle gegen energiegeladenes, wasserstoffhaltiges Carbazol ausgetauscht würde. Wolfgang Arlt, Professor für Verfahrenstechnik, hat zur weiteren Forschung einen Förderantrag über 400000 Euro beim Bundesverkehrsministerium gestellt. Seiner Meinung nach lässt sich mit Carbazol bei vergleichbarem Volumen wesentlich mehr Energie speichern als mit Batterien oder flüssigem Wasserstoff. Auch im Ministerium, dass den Förderantrag prüft, wird das Potenzial des Carbazols gesehen: „Das Zeug ist ein Wundermittel“, gibt sich Staatssekretär Rainer Bomba im Interview mit „Auto Bild“ überzeugt. Etwas mehr Bedenken scheinen noch die Autohersteller zu haben, die noch ungelöste Probleme sehen. Unklar ist, ob diese Hindernisse wirklich so schwerwiegend sind oder ob man eine weitere Verzögerung bei der Einführung der bisher schon vorliegenden Wasserstofftechnik vermeiden will. Daimler hat mit Wasserstoff-Fahrzeugen (F-Cell) immerhin erfolgreich eine „Weltumrundung“ absolviert und die Einsatzreife der Technik bewiesen. Was zur Marktreife fehlt, ist ein flächendeckendes Tankstellen-Netz für Wasserstoff.

Die Forschung an der neuen Generation von Hochleistungs-Batterien ist allerdings bisher auch noch nicht abgeschlossen. Trotz hoher Beträge, die in die Forschung geflossen sind, ist der entscheidende Durchbruch noch nicht geglückt. Batteriebetriebene Elektroautos kranken nach wie vor an einer zu geringen Reichweite. Sollte die Forschung an Carbazol schnell genug vorankommen, hätte der Kohlenwasserstoff das Potenzial, die Nachfolge des heute verwendeten Benzins anzutreten. N.H.


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