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16.07.11 / Die Deutschland-Blase

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

Die Deutschland-Blase
von Hans Heckel

Nun auch noch für Italien zahlen? Banken-Experte Hans-Peter Burgdorf warnt im ZDF vor den Reaktionen der Deutschen: „Ich habe das Gefühl, das machen die Menschen nicht mehr mit. Das führt zu weit.“ Viele Argumente sind den deutschen Euro-Befürwortern nicht geblieben, um ihre Landsleute von den Vorzügen zu überzeugen, die „gerade unser Land“ angeblich aus der Einheitswährung zieht.

Neben nebulösen Hinweisen auf die kriegerische Vergangenheit Europas, die ohne Euro unsere Zukunft werden würde (was kaum jemand glaubt), hört man vor allem eines: Der deutsche Export profitiere auf einmalige Weise vom Euro, ein Kollaps der Währung und die Einführung eines Nord-Euro oder gar wieder der D-Mark könne dem Außenhandel Deutschlands schweren Schaden zufügen.

So erstaunlich es aus der Feder eines erklärten Euro-Skepikters wie des Verfassers dieser Zeilen klingen mag: Hier haben die Euro-Befürworter sogar Recht. Aber genau darin liegt das Problem.

Eine Währung spiegelt, normalerweise, die Stärke ihrer Volkswirtschaft wider. Sie spiegelt sich in Zinsniveau und Wechselkursentwicklung. Wer dieses Gleichgewicht von Währung und Wirtschaftskraft aus den Angeln hebt, der kann kurzfristig durchaus Vorteile ziehen. Etwa, wenn eine Währung, die ungleich härter ist als die Volkswirtschaft, der sie dient, niedrige Zinsen ermöglicht. Die durch „geliehene Stabilität“ niedrigen Zinsen erst entfachten die Immobilienblase in Spanien und die Schuldenparty in Griechenland.

Heute sehen wir jedoch, dass die Realität damit nur zugedeckt wurde. Mit den De-facto-Pleiten im Süden erhebt sie so grausam wie schockartig ihr Haupt.

Deutschland hat, gemessen an seiner Konjunktur, derzeit viel zu niedrige Zinsen, was seine Wirtschaft billig an Geld kommen lässt. Dies ist Folge der Schwäche in anderen Euro-Ländern, deretwegen auch der Wechselkurs unserer Währung weit unter einem Deutschland derzeit angemessen Niveau liegt. Folge: Deutschland ist beispiellos günstig, der Exportanteil am Bruttoinlandsprodukt ist von einem Drittel auf die Hälfte gestiegen, was eine enorme Abhängigkeit vom Außenhandel mit sich bringt.

Nebenbei dämpft der billige Euro auch den Kostendruck, der die deutsche Wirtschaft zu D-Mark-Zeiten zur Weltmeisterschaft in Innovation zwang. Aber eben nur vorrübergehend, wie das Schicksal der Süd-Länder lehrt. Eines Tages wird der Markt die Verzerrung platzen lassen. Dann platzt auch eine Deutschland-Blase, die ihre Entstehung zu einem wesentlichen Teil den schiefen Relationen verdankt, die der Euro herbeigezaubert hatte. Und dann entpuppen sich die derzeit so günstigen Export-Bedingungen als schädliches Doping.


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