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16.07.11 / Der Anfang vom Ende der Zweiten Republik / Vor 75 Jahren begann der Spanische Bürgerkrieg, der mehr als eine halbe Million Menschenleben kostete

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-11 vom 16. Juli 2011

Der Anfang vom Ende der Zweiten Republik
Vor 75 Jahren begann der Spanische Bürgerkrieg, der mehr als eine halbe Million Menschenleben kostete

Spaniens Zweite Republik weist einige Ähnlichkeiten mit der zwölf Jahre älteren Weimarer Republik auf. Wie die deutsche wurde auch die spanische schließlich zwischen links und rechts zerrieben, während die staatstragende Mitte zusammenschrumpfte. Und auch in Spanien bildete ein stark geschrumpftes Militär einen sich als unpolitisch verstehenden „Staat im Staate“. In Spanien ist die Schrumpfung der Armee allerdings nicht die Folge von Druck von außen gewesen, sondern einer Reform, welche die junge Republik bereits im ersten Jahr ihrer Existenz 1931 vornahm. Die Truppenstärke wurde halbiert, die Zahl der Offiziere gar von etwa 22000 auf 8000 verkleinert. Trotzdem jubelte der verantwortliche Kriegsminister, sein Land habe nun eine republikanische Armee, die bereit sei, „ihr Leben für die Verteidigung der Volksrepublik hinzugeben“. Er sollte sich irren.

Auch die katholische Kirche erhielt gleich zu Beginn einen schlechten Eindruck von der Republik. In der Nacht zum 11. Mai 1931 marschierten Menschenhaufen durch die Straßen Madrids und steckten Kirchengebäude und Klöster an. Vielleicht noch schlimmer als die Taten des Pöbels war, dass Polizei und Feuerwehr als Vertreter der Staatsgewalt erst am 12. Mai eingriffen, also ähnlich wie bei der „Reichskristallnacht“ den Mob gewähren ließen.

1936 kam es zu einem massiven Linksruck in der vielen Rechten ohnehin schon suspekten Republik. Bei den Parlamentswahlen vom 16. Februar 1936 erlangten die Linken 4,7 Millionen Stimmen, während auf die Rechten 3,9 Millionen entfielen. Ähnlich wie in der späten Weimarer Republik war die Mitte marginalisiert. Auf sie entfielen gerade einmal 0,4 Millionen Wählerstimmen. In der Folge übernahm eine Volksfrontregierung die Macht. Im Siegestaumel griffen ihre Anhänger Gefängnisse, Zeitungsredaktionen und abermals Kirchen an und lieferten sich Zusammenstöße mit der Polizei. Auf dem Lande kam es zu blutigen Kämpfen zwischen Volksfrontanhängern und der Guardia Civil.

Am 10. Mai 1936 kam es im spanischen Parlament zu einem heftigen Wortgefecht zwischen dem Chef der Volksfrontregierung, Casares Quiroga, und dem monarchistischen Oppositionsführer Calvo Sotelo. Der Ministerpräsident rief dem Oppositionellen zu: „Wenn etwas passieren könnte, tragen Sie selbst die volle Verantwortung.“ Nicht einmal einen Monat später, in der Nacht vom 12. zum 13. Juli, wurde Sotelo von uniformierten Angehörigen der von der Republik gegründeten städtischen Polizei aus seiner Wohnung abgeholt und in einem Polizeiauto erschossen. Dieser Mord trieb die monarchistischen Carlisten in die Arme der Militärs, die nun die Zeit zum Eingreifen gekommen sahen.

Der Militäraufstand begann am 17. Juli 1936 in Melilla in Spanisch-Marokko. Zur Führungsperson der Aufständischen entwickelte sich Francisco Franco. Franco hatte eine beispiellose militärische Karriere hinter sich. 1926 wurde der 1892 in Ferrol geborene Galicier der jüngste General einer europäischen Armee. In der Republik setzte sich sein Aufstieg fort. Dort brachte er es bis zum Generalstabs­chef – bis die Volksfrontregierung ihn als Militärgouverneur auf die Kanarischen Inseln versetzte. Als dann 1936 der Militäraufstand begann, flog er ohne Verzug mit einer Privatmaschine von Teneriffa, wo er seinen Dienstsitz hatte, nach Marokko, um dort am 19. Juli das Kommando über die Truppen zu übernehmen.

Schnell hatte der Aufstand auf das Mutterland übergegriffen. Viel hing nun davon ab, inwieweit Franco mit seinen marokkanischen Truppen den aufständischen Kameraden auf der Iberischen Halbinsel zur Hilfe eilen konnte. Dieses drohte zu einem Problem zu werden, da zwar die Mehrheit des Offiziers- und Unteroffizierskorps des Heeres, aber nur ein Drittel der Marine den Aufstand unterstützte. Das brachte Franco auf die Idee zu einer der ersten Luftbrücken der Geschichte. Da die spanische Luftwaffe klein war und sich bei ihr National- und Rotspanier die Waage hielten, bat Franco am 22. Juli das nationalsozialistische Deutschland um Flugzeuge für den Transport. Die Reichsregierung kam dem Hilfeersuchen nach. Mit 20 Transportflugzeugen vom Typ Junkers Ju 52 brachten die Deutschen Francos Kampfverbände ab dem 27. Juli nach Südspanien.

In diesem frühen Stadium des Spanischen Bürgerkrieges, zu dem sich der Militäraufstand und die Gegenwehr der Regierung nun entwickelten, kämpften auf nationalspanischer Seite neben Francos 45000 Mann starkem Afrikaheer noch 62000 Angehörige des Heeres, 2000 der Luftwafe, 7000 der Seestreitkräfte und 27000 der Polizei. Ihnen standen auf der Seite der Regierung 55000 Mann Landheer, 3000 Mann Luftwaffe, 13000 Mann Seestreitkräfte und 41000 Mann Polizei gegenüber.

Zu den spanischen Kriegsteilnehmern gesellten sich im Laufe des Krieges noch Zigtausende von Nicht-Spaniern. Denn der Bürgerkrieg entwickelte sich schnell zu einem Stellvertreterkrieg. Italien entsandte das Corpo Truppe Volontarie (CTV), dessen Stärke mit 70000 Mann angegeben wird, und Deutschland die vornehmlich aus Luftwaffenangehörigen bestehende Legion Condor, die in den Zeiten des größten Engagements mit bis zu 10000 Piloten, Technikern und Spezialisten auf dem Kriegsschauplatz präsent war. Es kämpften aber auch Portugiesen, Franzosen, Rumänen der Eisernen Garde und Iren der Irish Brigade auf nationalspanischer Seite. Zur materiellen Hilfe gehörten 750 italienische und 600 deutsche Flugzeuge, 200 deutsche mittlere Panzer und einige Hundert italienische Panzerkampfwagen, deutsche Fernmeldeausrüstungen und bewegliche Flugabwehr-Artillerie sowie italienische Unterseeboote und Überwasserfahrzeuge.

Während sich die Westmächte zumindest offiziell neutral verhielten, unterstützte die Sowjetunion Rotspanien mit 2000 Piloten, Technikern und Offizieren der Geheimpolizei sowie Hunderten Panzern, mehreren alten Artillerie-Batterien und 500 bis 700 Flugzeugen. Die Sowjets nutzten ihren Einfluss, um die Rotspanier mit „Säuberungen“ hinter den eigenen Linien auf Stalinkurs zu bringen, und ließen sich ihre Waffenlieferungen mit dem Goldschatz der Zweiten Republik bezahlen.

Schließlich sind noch die Internationalen Brigaden zu nennen, der zwischen 40000 und 60000 Freiwillige aus aller Herren Länder angehört haben sollen. Doch auch sie können das Ende der Zweiten Republik nicht abwenden. Am 28. März 1939 fiel als eine der letzten Städte Madrid. Am 1. April verkündete der Sieger Franco das Ende des Bürgerkrieges. Manuel Ruoff


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