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23.07.11 / »Bitcoin« contra Euro / Virtuelle Währungen mausern sich zu realen Zahlungsmitteln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-11 vom 23. Juli 2011

»Bitcoin« contra Euro
Virtuelle Währungen mausern sich zu realen Zahlungsmitteln

Zukunftsromane spielen mit der Idee, dass sich die „reale“ Welt und die „virtuelle“ Realität der Computer­sphäre irgendwann zur Unkenntlichkeit vermischen könnten; dass eine Zeit kommt, in der es den Unterschied zwischen der Wirklichkeit im Computer und jener auf der Straße nicht mehr gibt.

Ausgerechnet in einem sehr sensiblen Bereich, der in unseren Tagen größte Nervosität hervorruft, schreitet diese Vermischung rasant voran: im Geldwesen. Im Internet machen sich eigene Währungen breit, von denen der Außenstehende noch nie etwas gehört hat. Es ist längst keine Spielerei mehr. Wie aus Informationen der „Wirtschaftswoche“ hervorgeht, werden global bereits Waren und Dienstleistungen im Wert von Milliarden von Euro jährlich über Internetwährungen wie „Bitcoin“ umgesetzt.

Die Konkurrenz zu den gesetzlichen Zahlungsmitteln wie Euro, Dollar oder Yen wird zwar nicht von staatlichen Notenbanken herausgegeben. Sie gleichen aber auch nicht privat initiierten Lokalwährungen, dem sogenannten „Regiogeld“. Regiogeld ist für gewöhnlich ein an die Landeswährung gekoppeltes, lokales Gutscheinsystem, mit welchem die regionale Wirtschaft gefördert werden soll. Dafür werden demjenigen, der mit Regiogeld statt mit Euro einkauft, gewisse Rabatte gewährt.

Die Internetwährungen jedoch notieren frei, ihr Kurs zu Euro oder Dollar ermisst nach den Regeln von Angebot und Nachfrage – wie bei den frei konvertierbaren Währungen der Notenbanken.

Damit stoßen die Netzwährungen in einen neuen Raum vor. Aus Politik und Finanzwissenschaft kommen ernste Warnungen, denn in der Tat ist dieses neue Geld durch niemanden garantiert, keine Institution verbürgt seine Stabilität, nur das Vertrauen derer, die bereit sind, echte Waren über das Netz für Bitcoin und Co. zu verkaufen, stützt den Wert.

In einer Epoche schwindelerregender Geldschöpfung durch die Notenbanken, angeheizt durch die beispiellose Verschuldungspolitik der Regierungen, wirken die Warnungen vor den Internetwährungen allerdings etwas blutarm. Die Menschen beginnen längst, an den Garantieversprechen der Notenbanken für die Werthaltigkeit ihres Geldes zu zweifeln.

So manifestiert sich im Vormarsch der rein digitalen, staatenlosen Geldsysteme auch ein wachsendes Misstrauen gegen Notenbanken, Regierungen und die etablierten Geschäftsbanken, deren Geld einer wachsenden Zahl von Menschen mittlerweile nicht weniger „virtuell“ vorkommt als das Internetgeld. Das schwindende Vertrauen in die Staatswährungen hat sich zuletzt vor allem in den steigenden Preisen für Edelmetalle niedergeschlagen (siehe Beitrag links). Im Netz scheint sich da nun eine zweite Front aufzutun, was die Notenbanker zusätzlich verunsichern sollte. Die Geschäftsbanken haben sich in die Welt der Netz­währungen noch nicht vorgekämpft, weshalb sie in deren Sphäre keine Gewinne machen können. Sie warnen bislang eindringlich von den virtuellen Zahlungsmitteln.           Hans Heckel


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