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23.07.11 / Bürger sammeln für Luisenrotunde / Königsberger springen ein, wo der Staat spart – Anderswo aast die öffentliche Hand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-11 vom 23. Juli 2011

Bürger sammeln für Luisenrotunde
Königsberger springen ein, wo der Staat spart – Anderswo aast die öffentliche Hand

Von der Luisenrotunde im Königsberger Stadtpark ist nicht mehr viel übrig. Zwar gibt es Pläne der Stadt, sie wieder aufzubauen, doch fehlten bislang die Mittel. Dank des unermüdlichen Einsatzes engagierter Bürger rückt die Wiederherstellung des Denkmals nun aber in greifbare Nähe.

Anfang dieses Jahres startete auf Initiative der Direktorin des Museums „Friedländer Tor“, Swetlana Sokolowa, und ihrer Mitarbeiter eine Sammlung für die Wiederherstellung der Halbrotunde mit der Büste von Königin Luise im Königsberger Stadtpark. Es ist geplant, die Arbeiten in zwei Etappen durchzuführen. Für die erste Etappe, welche die Vorbereitung des Bauplatzes und die Wiederherstellung der Halbrotunde umfasst, werden eineinhalb Millionen Rubel (rund 38000 Euro) gebraucht. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind die Balustrade, die Stufen und die Vasen zerstört. Weitere zwei Millionen Rubel (etwa 51000 Euro) werden für die Wiederherstellung der Details benötigt. Die Gipskopie der Luisen-Büste ist bereits fertiggestellt. Sie wurde mit finanzieller Unterstützung vertriebener Königsberger hergestellt.

Die Idee zum Wiederaufbau der Halbrotunde ist alt. Vier Deutsche aus Bonn hatten sie bereits vor einigen Jahren. Dass diese Idee nun aber tatsächlich verwirklicht werden kann, ist dem unermüdlichen Einsatz junger Museumsleute zu verdanken, die sich um die Kenntnis und Verbreitung ostpreußischer Geschichte und Kultur verdient machen. Swetlana Sokolowa und ihr Team gehen mit gutem Beispiel voran. In den vergangenen Monaten sorgten sie dafür, dass ein Spendenkonto eingerichtet wurde und dass im Museum „Friedländer Tor“ und in der Luisenkirche im Stadtpark, dem heutigen Puppentheater, Sammelbüchsen aufgestellt wurden. Am Eingang zum Stadtpark informieren großformatige Plakate über die Sammelaktion.

Trotz der Bemühungen der Verwaltung des Stadtparks und des Museums „Friedländer Tor“ gehen die Spenden allerdings nur spärlich ein. Die Mehrheit der russischen Bewohner Königsbergs hat keine Beziehung zur Geschichte der Königin Luise und gibt ungern Geld. Von den benötigten umgerechnet rund 88000 Euro gingen bislang erst umgerechnet rund 630 Euro an Spendengeldern ein.

In letzter Zeit unterstützen allerdings vermehrt gesellschaftliche Organisationen, Stiftungen und Privatpersonen die Sammelaktion. Parallel wird auch in der Bundesrepublik Deutschland gesammelt. Diese Arbeit koordiniert Wilhelm Reimchen aus Bonn. Möglicherweise gäbe es mehr Interesse von deutscher Seite, mehr Unterstützung, wenn die Frage der Zukunft des Cafés geklärt wäre, das sich im Park zwischen dem Gebäude des Puppentheaters und der Halbrotunde befindet. Der Pachtvertrag für das Café mit der städtischen Immobilienverwaltung gilt noch bis Ok­tober 2013. In der Verwaltung wird gerade über die Verlängerung der Pachtfrist entschieden. Die Leitung des Parks ist gegen eine Verlängerung. Sinnvoll wäre ein Kompromiss, bei dem das Café an eine andere Stelle verlegt würde. Das bisherige Gebäude ist ohnehin renovierungsbedürftig und mit seinem kioskähnlichen Äußeren kein schöner Anblick. In jedem Fall müsste der Cafébetreiber in die Planung mit einbezogen werden, denn das Café erfreut sich großer Beliebtheit bei den Besuchern des Parks.

Übrigens könnten die Kosten für die Wiederherstellung des Denkmals ohne Probleme von der örtlichen Regierung übernommen werden. In Königsberg werden Wiederaufbauarbeiten durchgeführt, die viel größere Summen verschlingen. Für die Bauarbeiten am Oberteich, wo alle möglichen Brüstungen, Umzäunungen und andere Konstruktionen aus Granit und Marmor entstehen, die extra aus Afrika importiert werden, hat die Gebietsregierung bereits umgerechnet 70 Millionen Euro ausgegeben, also ein Vielfaches dessen, was für die Wiederherstellung der einzigartigen Halbrotunde erforderlich ist, und die Arbeiten am Oberteich sind noch nicht einmal beendet. Zahlreiche Bäume und Büsche, die dort schon seit Jahrzehnten standen und das Ufer des Sees säumten, mussten für die ehrgeizigen Baupläne weichen. Das Gelände um den Oberteich soll einmal wie der Alsterpark in Hamburg aussehen. Doch in Hamburg ist alles schlichter und harmonischer gestaltet und an die natürliche Landschaft der Stadt angepasst.       Jurij Tschernyschew


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