16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.07.11 / Kein Gespür für Kundenwünsche / Sender produzieren einen TV-Flop nach dem anderen − Furchtbarkeiten häufen sich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-11 vom 23. Juli 2011

Kein Gespür für Kundenwünsche
Sender produzieren einen TV-Flop nach dem anderen − Furchtbarkeiten häufen sich

Da kann einem die Lust auf einen gemütlichen Fernseh-abend schnell vergehen: Man zappt durch die unglaublich vielen Programme – und findet keine einzige sehenswerte Sendung! Und scheinbar begreifen die Fernsehmacher immer weniger, was die Deutschen gerne anschauen würden. Denn sie produzieren ständig neue Flops, bei denen viele Zuschauer glücklicherweise ab-schalten, wie eine gerade veröffentlichte Analyse zeigt.

Das Nachrichtenportal MEEDIA hat in einem aufwändigen Verfahren die Einschaltquoten aller vom 1. August 2010 bis 1. Mai 2011 neu gestarteten Fernsehsendungen zwischen 18 Uhr und Mitternacht ins Verhältnis zu ihrem Marktanteil gesetzt. Neben dem gesamten Publikum wurde dieser Wert für die im Fernsehen besonders wichtige Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen errechnet und aus dem Durchschnitt der beiden ein Index ermittelt. Dieser zeigt an, ob die Sendung unter dem Normalwert liegt und somit ein Flop ist.

Damit ist es jetzt erwiesen: „Die Show für Deutschland“ war der größte Neustart-Flop im vergangenen Jahr! Die fünf ARD-Folgen der Vorschau auf den Eurovision Song Contest wollte absolut niemand sehen – da kann man dankbar sein, dass der Lena-Spuk jetzt vorbei ist. Sehr viel besser kam auch die Talkshow „Eins gegen Eins“ in Sat.1 nicht an, aber obwohl sie niemand will, hält der Sender an Moderator Claus Strunz fest. Abgesetzt wurde hingegen „Bingo! Bingo! Die größte Gewinnshow“ bei RTL II, die auf Rang drei der TV-Flops landete. Eigentlich eine richtig gute Idee war die Improvisations-Comedy „Wir müssen reden!“ mit Cordula Stratmann und Annette Frier, bei der ein typischer Mädelsabend simuliert wurde. Allerdings hatten sich die beiden Frauen überwiegend Langweiliges zu erzählen, bei dem absolut niemand zuhören wollte. In den Top-Ten der Flops sind außerdem „Fashion & Fame – Design Your Dream!“ (ProSieben), „Undercover – Spezialeinheiten im Einsatz“ (kabel eins), „Worst Week“ (Sat.1), „Entweder Broder“ (Das Erste), „Fernsehlieblinge“ (Das Erste) und „Warriors – Die größten Krieger der Geschichte“ (kabel eins). Die ARD, Sat.1 und kabel eins sind somit verantwortlich für die meisten Neustart-Flops. Wie viel Unsinniges am Zuschauerwunsch vorbei produziert wird, zeigen knallharte Fakten: Von 97 bewerteten Programmen schafften es lediglich 33 über den normalen Einschaltquotenwert des Senders zu kommen, 64 nicht. Absolut gar kein Gespür für seine Kundschaft hatte kabel eins, wo sämtliche Neustarts floppten. Und das ging nach der Erhebungszeit genauso weiter: Niemand wollte Ende Mai Tennisstar Boris Becker in „Boris Macht Schule“ sehen, wie er Schülern seine Lebensweisheiten überstülpt. Wesentlich mehr Feingefühl haben hingegen ProSieben („Fashion & Fame“), Vox (Mein Promi Wohnlokal“) und das ZDF („Macht der Wunder“), die jeweils nur ein Mal in den Flop-Top30 landeten.

Es ist sicher nicht leicht zu verstehen, was der Fernsehzuschauer will und warum er was einschaltet. Schließlich belegen erschreckenderweise zum Beispiel „Teenie-Mütter – Wenn Kinder Kinder kriegen“ (RTL II) und „Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie“ (RTL II) bei den am erfolgreichsten gestarteten neuen Sendungen 2010/2011 Rang zwei und drei hinter der Sat.1-Miniserie „Die Säulen der Erde“. Zum Glück finden sich bei den Tops auch wirklich schöne Formate, wie die Quizshows „Das fantastische Quiz des Menschen“ (Das Erste) und „Rette die Millionen“ (ZDF) sowie „Alt gegen Jung – Das Duell der Generationen“ (RTL) und „Galileo X.perience (ProSieben).

Sich über das schlechte Fernsehprogramm aufzuregen, bringt übrigens rein gar nichts. Da ist es wesentlich sinnvoller, bei Nicht-Gefallen einfach abzuschalten. Denn eigentlich hat ja nur einer die Macht, das schlechte Fernsehprogramm zu verändern: der Zuschauer!  Anne Kirchberg


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren