16.04.2024

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30.07.11 / Lichtgestalt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Jan Heitmann:
Lichtgestalt

Seine Tränen flossen hemmungslos. Ungeachtet der vielen Kameras ließ der norwegische König Harald V. bei der Trauerfeier in Oslo seinen Gefühlen freien Lauf. Jeder spürte: Hier trauert kein unnahbarer Monarch, kein polittechnokratisches Staatsoberhaupt, das den Kontakt zu seinem Volk längst verloren hat, nein, hier trauert ein Landesvater gemeinsam mit seinen Landeskindern. Die Norweger sind nach dem Massaker enger zusammengerückt. Und in ihrer Mitte steht ihr König. Er gibt ihnen Halt und Orientierung in diesen dunklen Tagen, ist Tröster und Einiger. Wie aufgesetzt wirken dagegen die Trauerbekundungen unserer Politiker. Sei es, dass die Kanzlerin mit verbalen Stereotypen ihre “Wut, Trauer und Betroffenheit” über einen terroristischen Anschlag zum Ausdruck bringt, der Verteidigungsminister an den Särgen gefallener Soldaten spricht, eine Ministerpräsidentin der Toten der Love Parade gedenkt oder Claudia Roth, eine wahre Meisterin der Betroffenheitsinszenierung, die Opfer angeblich rechtsextremer Gewalt beklagt.  Man nimmt ihnen kaum ab, dass ihr Auftritt für sie mehr ist als die Erledigung einer Amtspflicht oder gar nur ein Auswuchs politischer Öffentlichkeitsarbeit. In unseliger Erinnerung ist eine Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft, bei der über das Schicksal eines Kindes debattiert wurde, das die Eltern unter den Augen der Behörden verhungern ließen. Anerkennend registrierte das Volk, dass es dabei im Parlament kräftig menschelte. Hinterher kam heraus, dass vorher genau abgesprochen war, wann welcher Redner medienwirksam in Tränen auszubrechen hatte. Die Norweger können stolz auf ihren König sein.


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