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30.07.11 / Bildung wider Willen / Sprachkurse für Zuwanderer sind unbeliebt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Bildung wider Willen
Sprachkurse für Zuwanderer sind unbeliebt

Und so lautet ein Beschluss — leicht abgewandelt — dass der Migrant Deutsch lernen muss. Kein einfaches Unterfangen, wie mit dem Thema befasste Dozenten wissen. So verwenden sie zunächst viel Mühe darauf, die Teilnehmer ihres Kursus’ zu motivieren und ihnen den Stellenwert von solider Kenntnis der deutschen Sprache bei der Jobsuche bewusst zu machen. Doch damit stehen sie oft allein auf weiter Flur. Die Teilnehmer dieser Trainingsmaßnahmen befinden sich schon seit geraumer Zeit im Lande und haben ihr defizitäres Deutsch quasi auf der Straße gelernt, in der Regel von Landsleuten. Dabei haben sich Fehler eingeschlichen, so dass es einer Sysiphus-Aufgabe entspricht, diese wieder auszubügeln.

Der Unterrichtsbeginn ist auf 8.45 Uhr festgelegt. Damit soll Müttern zeitlich die Gelegenheit gegeben werden, ihre Kinder in die Kita zu begleiten. Aber es sind in aller Regel männliche Teilnehmer, die mit konstanter Regelmäßigkeit erst gegen 10 Uhr aufkreuzen. Gramgebeugte Haltung, schleppender Gang, die Auswirkungen des Gelages der zurück­liegenden Nacht unübersehbar, betritt ein aus Kasachstan stammender Mittvierziger den Unterrichtsraum. Er schaut mürrisch in die Runde, reagiert mit geringschätziger Mimik und Gestik auf den angebotenen Lehrstoff. Den Dozenten empfindet er als Obrigkeit und merklich widerwillig nimmt er am Unterricht teil. Korrekturen seitens des Dozenten werden zumeist in dröhnendem Bass abgetan. Am Ende bricht sich sein Unmut Bahn, indem er den Dozenten als „Idiot“ tituliert.

Nachdem die Standortleitung des Bildungsträgers dem Anliegen des Dozenten stattgibt und die Ausschulung des Teilnehmers einleitet, begibt dieser sich zu der für ihn zuständigen Arbeitsvermittlerin in der ARGE, neuerdings Jobcenter genannt. Diese ist osteuropäischer Provenienz, bekundet ihre Solidarität mit dem Gescholtenen, angereichert mit viel Empathie für seine desolate Lage. Sie legt ihren ganzen Ehrgeiz in das Bestreben, den angeschobenen Prozess der Ausschulung zu revidieren. Dabei nimmt man immerhin Rücksicht auf den verbal verunglimpften Dozenten. Man verständigt sich auf die salomonische Lösung, den Kollegen einer Parallelklasse mit der Aufgabe zu betrauen, fortan den angeblich ungerecht behandelten Teilnehmer zu unterrichten.

Als findig erweisen sich manche Migranten, die rasch erkannt haben, welchen Vorteil es mit sich bringen kann, als Erster eine Beschwerde vorzubringen. Damit wird der Dozent fast zwangsläufig in eine Verteidigungsposition gedrängt. In der Regel läuft es auf einen Kompromiss hinaus, angesiedelt zwischen lau und faul. Im ungünstigen Fall erheben die Profiteure der Integrationsindustrie gegenüber dem Dozenten den Vorwurf, den ihm anvertrauten Migranten nicht mit dem gebotenen Maß an Toleranz und Verständnis für seine prekäre Lage begegnet zu sein. Dies erweist sich für die überwiegend freiberuflich tätigen Trainer als wenig förderlich bei der Vergabe künftiger Einsätze. Michael Johnschwager


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