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30.07.11 / Sarrazin in Kreuzberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Moment mal!
Sarrazin in Kreuzberg
von Klaus Rainer Röhl

Zu fast mitternächtlicher Stunde brachte das ZDF-Magazin „Aspekte“ vorletzte Woche eine Sendung über Thilo Sarrazin. Der Bestsellerautor wurde von einer türkischstämmigen Mitarbeiterin des Senders vorgeführt. Vorgeführt im wahrsten Sinne des Wortes. Wie ein Gesetzesbrecher, den man zum Pranger führt. Die Sendung sollte den ehemaligen Berliner Finanzsenator, Bundesbanker und Bestsellerautor durch den türkischen Teil von Berlin-Kreuzberg begleiten und am Ende sollte in einem türkischen Restaurant eine Diskussion mit dem Buchautor stattfinden.

Warum Sarrazin sich darauf eingelassen hat, ist nicht ersichtlich, klar ist, dass er auf das Angebot des Senders hereingefallen ist. „Aspekte“ kennt man ja. Vielleicht empfand er die Zusammenarbeit mit der attraktiven jungen Frau mit deutschem Pass, Güner Balci (36), reizvoll, sie würde dolmetschen und ihn sicher durch die Szene geleiten. Güner und Thilo Arm in Arm durch Kreuzberg. Was dabei herauskam, war ein gut vorbereiteter Angriff auf den SPD-Politiker, in einer wochenlang systematisch aufgeladenen feindseligen Atmosphäre. Schritt auf Tritt von Reportern des türkischen Ferhsehens begleitet, die „plötzlich“ auf der Bildfläche erschienen. Es war ein Spießrutenlaufen durch Feindesland, Türkisch-Kreuzberg. Gewissermaßen barfuß durch die Bronx. Am Ende der ganz offenkundig minutiös geplante „spontane“„Rausschmiss“ des Buchautors aus dem schicken Türken-Restaurant unter Buh-Rufen. Spottete „Bild“ über den waghalsigen Besucher: Er „schlich wie ein geprügelter Hund davon“. Deutsche Kommunisten und linke Autonome hatten zudem für den Abend der Sendung zu einem öffentlichen Ausbuhen des SPD-Politikers auf dem Heinrichplatz geladen – in Analogie zum public viewing „Public Buhing“ genannt –, zu dem aber wegen Regenwetters keine Massen erschienen, sondern nur knapp vorwiegend 100 Deutsche, die sich bald in die umliegenden Kneipen verzogen. Die Sendung, ab 23.40 Uhr mit mäßiger Einschaltquote, war trotzdem ein voller Erfolg für die betont ruppig und gewaltbereit auftretenden Sprecher des sogenannten Volkszorns im islamistischen Kleinstaat Kreuzberg.

Was lernen wir daraus? Durch Deutschland geht ein tiefer Riss. Dafür gibt es keinen Kompromiss. Die einen haben Sarrazins Buch gelesen – die andern nicht. Erinnern wir uns noch einmal daran, wie Sarrazins Buch heißt: Sein Titel lautet nicht „Wie wir die muslimischen Einwanderer besser in Deutschland integrieren“, sondern es heißt „Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“. Es ist das Buch eines Deutschen, der in großer Sorge ist, dass das Volk sich selbst nicht mehr wahrnimmt und langsam aus der Geschichte verschwindet. Sarrazins Buch endet mit einem Wunschtraum, einer bescheidenen Utopie: „Seit dem Jahre 2010 beunruhigten die wachsenden Erfolge rechtspopulistischer Parteien die etablierten Parteien und Regierungen in ganz Europa. Der Wiederaufschwung nach der Rezession 2008/09 war schwächlich geblieben und hatte sich über viele Jahre mühsam dahingeschleppt. Die Migration in die europäischen Sozialsysteme aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Afrika nach Europa nahm stetig zu. Im Mai 2013, wenige Monate vor der Bundestagswahl, gelang einem unent­deckt gebliebenen Zweig der Sauerlandgruppe ein Sprengstoffattentat am Bahnhof Zoo in Berlin, das 73 Opfer forderte. Nach ähnlichen Anschlägen kurze Zeit später in Paris und Rom trat der Europäische Rat zu einer Sondersitzung zusammen und beschloss neben vielen anderen Maßnahmen grundlegende Änderungen bei der Überwachung der Außengrenzen des Schengen-Raumes sowie eine Europäische Richtlinie zum einheitlichen Umgang mit illegal Einreisenden. Diese Maßnahmen, die mehrfach verschärft wurden, führten allmählich zu einem Rückgang der illegalen Zuwanderung auf unter 100000 jährlich für die gesamte Union. Die Regeln für den Familiennachzug wurden verschärft. Als besonders wirksam erwiesen sich die strengeren Anforderungen in Bezug auf Deutschkenntnisse und die Bestimmung, dass nachgereiste Familienangehörige zehn Jahre lang keinen Anspruch auf deutsche Sozialleistungen hatten. Der Familiennachzug ging daraufhin stark zurück. Eine Kombination familienpolitischer Maßnahmen, bei denen immer wieder nachgesteuert wurde, führte dazu, dass im Lauf von zehn Jahren die Zahl der Geburten pro Frau wieder auf 2,1 stieg, ein Niveau, das zuletzt Mitte der 60er-Jahre erreicht worden war. Besonders erfreut zeigte man sich, dass der Anteil der Geburten von Frauen mit mittlerem und hohem Bildungsstand deutlich stieg ...“

Was folgt daraus für uns, die wir das Buch Sarrazins gelesen haben? Machen wir uns daran, den Traum Sarrazins in die Wirklichkeit umzusetzen. Es ist höchste Eisenbahn. Die sogenannten Volksparteien sind, wenn man das letzte Politbarometer des ZDF berücksichtigt, im Grunde keine Volksparteien mehr. Unmut breitet sich aus. Die Arbeitslosen und die Hartz IV-Empfänger setzen auf die Linkspartei, die konservativen und national gesinnten Bürger, die bisher, fast ohne sich zu besinnen, Union gewählt haben, setzen ihre Hoffnung auf eine Partei, in der sie sich, wie in der CSU, noch wiedererkennen können. Die NPD marschiert an den Rändern auf, könnte weitere Brückenköpfe bilden. Wundert uns das? Eine bürgerliche Partei rechts von der CDU gibt es ja nicht. Die FDP hat ihren nationalen Flügel schon vor Jahren amputiert. Die konservativen und national denkenden Anhänger der CDU wählen die Union bisher trotz, nicht wegen ihrer national diffusen Politik. Mangels jeder Alternative und immer in der Erwartung auf irgendeinen „Hoffnungsträger“, der der Partei wieder ein konservatives und nationales Profil geben soll. So setzen auch die loyalen Bürger außerhalb Bayerns seit Langem ihre Hoffnung auf die CSU.

Warum erreichte die CSU in Bayern früher regelmäßig mindestens 50 Prozent der Wählerstimmen oder die absolute Mehrheit, beim letzten Mal 2008 immerhin noch 43,4 Prozent und ist laut aktuellen Umfragen wieder im Aufwind? Weil die Deutschen in diesem Bundesland „deutsch“ wählen dürfen. Das möchten alle. Die konservativ lebenden und denkenden Menschen in Deutschland sollten nicht länger leichtfertig vor den Kopf gestoßen werden. Sie werden der Union beim nächsten Urnengang gegen die rot-rot-grüne Einheitsfront fehlen. Nur in Bayern hat die NPD keine Chance. Die Volksfront auch nicht.

Von den Bayern lernen heißt siegen lernen! Was spricht gegen eine bundesweite CSU? Seit Langem nichts. Auch personell wäre eine solche Partei gut aufgestellt. Die Liste der erfahrenen und dynamischen Unions-Politiker, die in den letzten Jahren aus ihren Ämtern gedrängt wurden, ist lang. Sie reicht vom ehemaligen CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz und den Ex-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Erwin Teufel, über den einstigen Verfassungsrichter Paul Kirchhof, den Alt-Bundespräsidenten Horst Köhler und Roland Koch bis zu Karl Theodor zu Guttenberg.

Sarrazin selbst gäbe einen erfahrenen Finanzminister, aber auch einen durchsetzungsfähigen Innenminister in einer neuen rechts-konservativen Koalition ab – auch wenn er darauf bestünde, bis zum Lebensende SPD-Mitglied zu bleiben.


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