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30.07.11 / Es begann mit einer Panne / Rudi Michel kommentierte die Finale in Wembley und München

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Es begann mit einer Panne
Rudi Michel kommentierte die Finale in Wembley und München

Die Jahre 1966 und 1974 hielten für ihn Höhepunkte seiner Karriere parat. 1974 kommentierte er das Finalspiel, als Deutschland gegen die Niederlande mit einem 2:1 Fußballweltmeister im eigenen Land wurde. Und 1966 saß er ebenfalls am Mikrofon, als beim Fußballweltmeisterschaftsfinale zwischen Deutschland und England das ebenso legendäre wie umstrittene Wembley-Tor in der 101. Minute fiel. 1982 wurde Rudi Michel ebenso die Ehre zuteil, ein Fußballweltmeisterschaftsfinale mit deutscher Beteiligung zu kommentieren, aber der damalige Untergang Deutschlands gegen Italien mit einem 1:3 hat keine weiteren Spuren im kollektiven Gedächtnis der (Fußball-)Nation hinterlassen. Insgesamt fünfmal war es Michel zwischen 1958 und 1982 vergönnt, das Fußballweltmeisterschaftsfinale zu kommentieren.

Fußball war noch vor Radfahren Michels Leben – aber zu seinem Beruf machte der aktive Fußballspieler das Treten des Balles nicht. Nach dem Abitur begann der am 2. August 1921 in Kaiserslautern geborene Kaufmannssohn ein Studium der Jurisprudenz. Die Einberufung zum Kriegsdienst riss ihn jedoch aus dem Studentenleben, und nach der Niederlage absolvierte er zunächst eine Banklehre. 1948 begann er dann ein Redaktionsvolontariat beim Südwestfunk (SWF).

Angeblich weil der ursprünglich vorgesehene Kollege wegen einer Autopanne nicht rechtzeitig am Platze war, erhielt Michel die Gelegenheit, ein Oberligaspiel des 1. FC Kaiserslautern für den Hörfunk zu kommentieren. 1954 war Michel dann erstmals bei einer Fußballweltmeisterschaft mit dabei. Das für Deutschland siegreiche Finale in Bern zu kommentieren, war ihm damals noch nicht vergönnt. Er berichtete allerdings bereits vom Halbfinale in Lausanne, in dem sich Deutschlands späterer Finalgegner Ungarn gegen Uruguay mit 4:2 nach Verlängerung durchsetzte. Zwei Weltmeisterschaften später, bei der Campeonato Mundial De Futbol 1962 in Chile war er erstmals zusätzlich als SWF-Hauptabteilungsleiter Sport für die Organisation der Radio- und Fernsehübertragung verantwortlich.

Zu Michels Tätigkeitsspektrum gehörte jedoch nicht nur die Fußballberichterstattung. Achtmal begleitete er in den 50er und 60er Jahren die „Tour de France“. Und bei den Olympischen Spielen 1972 im eigenen Land leitete er das Team der ARD, sicherlich ein weiterer Karrierehöhepunkt.

1988 ging Michel als Sportchef des SWF, dem er bis zum Ende seiner Berufslaufbahn treu geblieben war, in Pension. Er schrieb dann noch Bücher rund um das Thema Fußball, verfasste Kolumnen für Tageszeitungen, sprach Radiokommentare und ließ sich 1989 vom Privatsender Sat.1 noch einmal zur Kommentierung zweier Europacup-Spiele für das Fernsehen bewegen. 2006 nahm er endgültig Abschied von der Berichterstattung.

Zwei Jahre waren ihm da noch vergönnt. Der begeisterte Wanderer und Liebhaber klassischer Musik starb am 29. Dezember 2008 in Baden-Baden, wo er auf dem Hauptfriedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat.         M.R.


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