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30.07.11 / Was soll nur aus ihr werden? / Allenstein überlegt, wie es seine alte Dragonerkaserne zivil nutzen kann – Veranstaltung in Otto-Naujack-Haus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Was soll nur aus ihr werden?
Allenstein überlegt, wie es seine alte Dragonerkaserne zivil nutzen kann – Veranstaltung in Otto-Naujack-Haus

Vorletzten Dienstag fand in Allensteins Otto-Naujack-Haus eine öffentliche Zusammenkunft zu der Frage statt, was aus der alten Dragonerkaserne werden solle. Dabei referierte Adam Płoski über das Thema „Kasernopolis – Allenstein als eine Kasernenstadt“ und Magdalena Skarzynska-Wawrykiewicz versuchte sich an einer Antwort auf die Frage „Was blieb von der alten Dragonerkaserne übrig?“.

Noch bis vor ein paar Jahren waren in der jenseits der Eisenbahnlinie im Nordteil der Stadt gelegenen Allensteiner Dragonerkaserne Verwaltungsgebäude des polnischen Heeres untergebracht. Nachdem Polen Mitglied der Nato geworden war, begann man in Allenstein, alte militärische Liegenschaften aufzugeben. Darunter auch die Kasernengebäude, in der das 1886 aus dem elsass-lothringischen Metz nach Allenstein verlegte 10. Ostpreußische Dragonerregiment König Albert von Sachsen stationiert war. Lange Zeit standen sie leer oder wurden teilweise umfunktioniert. Doch die Nutzung für gewerbliche Zwecke, unter anderem als große Lagerhallen oder als Unterkunft für Werkstätten oder andere kleine Betriebe, wirkte sich für ihr weiteres Bestehen besonders unheilvoll aus. Am 27. Februar 2010 kam es dort nämlich zu einem verheerenden Brand. Darüber hinaus wurden diverse Änderungen am Erscheinungsbild der meist in Fachwerktechnik gebauten Häuser vorgenommen. Dieses geschah beispielsweise durch das Auswechseln alter Fenster oder durch Umbauten, die zwar notwendig gewesen sein mögen, aber nicht immer stilgerecht sind. Durch diese Verunstaltung verlor die ganze Kaserne und mit ihr die ganze umliegende Gegend ihren einzigartigen Charakter. Dies rief in der Bevölkerung langsam große Empörung hervor, da man befürchtete, die ganze Anlage könnte bald vollends zerstört werden. Der Bau einer wichtigen Hauptstraße in der Nähe, die bald den Autoverkehr in der ganzen Stadt wesentlich flüssiger machen soll, brachte dem Problem zusätzliche öffentliche Aufmerksamkeit. Das Ergebnis war der Entschluss der Kommunalbehörde, die Kaserne einer Totalsanierung zu unterziehen und dann an die städtische Infrastruktur anzuschließen.

Die ehemalige Dragonerkaserne umfasst mehrere rund um die vier großen Innenhöfe errichtete wertvolle Nutzobjekte wie Reitschule, Pferdeställe, Schmiede, Wohnbaracke, Wachthäuser und Reitübungsplätze. Sie alle stellen trotz Schäden und Zerstörungen nach wie vor einen großen historischen wie auch bauarchitektonischen Wert dar. Umso mehr drängt sich die vorletzten Dienstag im Otto-Naujack-Haus behandelte Frage auf, wie diese einmaligen Militärobjekte, die vielen Allensteinern sehr ans Herz gewachsen sind, zukünftig sinnvoll genutzt, was für Einrichtungen in der gründlich sanierten Kaserne untergebracht werden könnten.

Eine gemeinnützige Funktion scheint dabei am naheliegendsten zu sein, zum Beispiel als ein großes Kulturzentrum. Für den etwaigen Unterhalt einer solchen Einrichtung reichen jedoch vermutlich die Geldmittel nicht. Es böten sich noch zwei andere Möglichkeiten an. Dazu gehört die Umwandlung in ein stillvolles Einkaufszentrum in der Art der Lodzer, im alten Textilwerk von Izrael Poznanski eingerichteten „Manufaktura“ oder der Posener „Alten Brauerei“. Infrage kommt auch eine zumindest teilweise Umfunktionierung in moderne Künstlerdomizile. Welches dieser Vorhaben die größte Chance auf Realisierung hat, darüber werden sowohl die bautechnischen als auch finanziellen Voraussetzungen entscheiden. Jetzt gilt es erst einmal sicherzustellen, dass die vor dem Ruin gerettete und somit wieder für Allenstein gewonnene Kaserne zukünftig nicht durch die gerade im Bau befindliche vierspurige Straße vom Stadtkern getrennt wird.      Grzegorz Supady


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