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30.07.11 / Welches ist die wahre Stadt des Nicolaus Copernicus? / Zwischen dem ostpreußischen Allenstein und dem westpreußischen Thorn tobt eine bemerkenswerte Rivalität

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Welches ist die wahre Stadt des Nicolaus Copernicus?
Zwischen dem ostpreußischen Allenstein und dem westpreußischen Thorn tobt eine bemerkenswerte Rivalität

Um Nicolaus Copernicus streiten nicht nur Deutsche und Polen, sondern auch viele Städte, mit denen dieser Astronom zu seinen Lebzeiten verbunden war. Anlässlich der feierlichen Beerdigung seiner sterblichen Überreste im Frauenburger Dom vergangenes Jahr wetteiferten besonders Thorn und Allenstein um das Privileg, sich Copernicus-Stadt nennen zu dürfen. Auf den Straßen Allensteins propagierten die Thorner seinerzeit sogar mit einer mobilen Werbung für Copernicus ihr Alleinrecht auf diese Berühmtheit. Thorn, die Geburtsstadt des Astronomen, rühmt sich beharrlich und nicht ohne Grund einer nach ihm benannten Universität und eines ihm gewidmeten Denkmals. Dieses berühmte Standbild, entworfen vom Berliner Bildhauer Friedrich Abraham Tieck, wurde 1853 auf dem Altmarkt eingeweiht und steht auch heute dort.

Anders erging es dem von den Deutschen errichteten Copernicus-Denkmal in Allenstein, das von seinem ursprünglichen Standort weichen musste. Es stand nämlich ursprünglich vor der Schlossanlage, wurde aber in der Nachkriegszeit in den Park dahinter verlegt und mit einer neuen Inschrift versehen. Das Denkmal war eine mit Baldachin bedeckte Büste, die nach dem Entwurf des Berliner Künstlers Johannes Götz gegossen wurde. In dieser Verbannung wurde sie allerdings nur von wenigen Besuchern wahrgenommen.

Das scheinbare Fehlen eines heimischen Copernicus-Denkmals wurde mit der Zeit dermaßen spürbar, dass man auf die Idee kam, ein neues Copernicus-Monument aufzustellen, etwa am Standort des alten, nur rechterseits des Zugangsweges zum Schloss­innenhof. 2003 wurde die sogenannte Bank mit Copernicus nach dem Entwurf der Allensteiner Künstlerin und Lehrerin Urszula Szmyt geschaffen.

Dieses Projekt reihte sich in eine Folge ähnlicher Skulptur-Projekte in der ganzen Republik  Polen ein. Angefangen hatte 1999 die „Stadt der Vier Kulturen“ Lodz, wo die polenweit erste Bank mit einer berühmten Persönlichkeit geschaffen wurde. Sie ist dem in Lodz geborenen Dichter Julian Tuwim gewidmet und wurde vor einem der prächtigsten Paläste der einstigen Textilmetropole, der dem Unternehmer Julius Freiherr von Hinzel gehörte, platziert. Danach wurde sie durch andere Plastiken dieser Art ergänzt, unter anderem für den Pianisten Artur Rubinstein. Die Erschaffer dieser Kunstwerke machten schnell von sich reden, später wurde ihnen vielerorts mit großem Eifer nachgeahmt. In Breslau wimmelt es zum Beispiel von kleinen in Bronze gegossenen Zwergen und in Landsberg an der Warthe steht ein Aufsehen erregendes und von vielen als umstritten angesehenes Denkmal, das sich im Volksmund die Bezeichnung „Schlüpfermann“ zugezogen hatte, weil es einen nack­ten Mann verkörpert. Trotz heftiger Proteste und einer zeitweisen Demontage wurde diese Skulptur wieder auf einem öffentlichen Platz aufgestellt und gilt seitdem als eine der signifikantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

In Allenstein scheint sich allerdings alles um die Gestalt von Copernicus zu drehen, auch wenn das in den 80er Jahren in der Nähe des Theaters errichtete Kinogebäude „Kopernik“ prompt abgerissen wurde. So gibt es hier eine Copernicusstraße, ein Drei-Sterne-Hotel „Kopernik“ sowie das „Kopernikushaus“ der Deutschen Minderheit. Die Frage, ob man damit Thorn bei seiner Vorherrschaft hinsichtlich des Anspruchs, die Copernikus-Stadt zu sein, überbieten wollte, sei dahingestellt.      Grzegorz Supady


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