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30.07.11 / Post von drüben / 50 Jahre Mauerbau: Archiv zu deutsch-deutschen Briefwechseln online

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Post von drüben
50 Jahre Mauerbau: Archiv zu deutsch-deutschen Briefwechseln online

Die Zeit der deutschen Teilung zwischen 1949 und 1990 war eine besondere Zeit des Briefeschreibens. Familien und Freunde lebten voneinander getrennt in den beiden deutschen Staaten, und fast nur brieflich war es ihnen möglich, einen regelmäßigen Kontakt miteinander zu unterhalten. Darüber hinaus wurden auch neue Briefbeziehungen zwischen Bundes- und DDR-Bürgern geknüpft und so gingen täglich zahlreiche Briefe über die innerdeutsche Grenze, die somit überwunden werden konnte, auch wenn es direkt nicht möglich war.

Fast jeder Mitteldeutsche und viele Westdeutsche erhielten in dieser Zeit, zumindest hin und wieder, sogenannte „Post von drüben“. Seit dem Beginn der neunziger Jahre versiegte schließlich das Bedürfnis nach herkömmlicher brieflicher Kommunikation, nicht nur wegen technischer Veränderungen und Neuerungen. Die Kontakte konnten nun wieder auf einer direkteren, persönlichen Ebene fortgeführt werden. Es fanden regelmäßige gegenseitige Besuche statt und vor allem die Kommunikation über das Telefon löste die briefliche Kommunikation ab; später kam die Möglichkeit der E-Mail-Korrespondenz hinzu.

Diese Beobachtung, verbunden mit den Besonderheiten der deutschen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, macht den deutsch-deutschen Briefwechsel zu einem der bedeutendsten der Geschichte.

Das Museum für Kommunikation Berlin besitzt eine weltweit einzigartige Sammlung deutsch-deutscher Briefwechsel, die den regen Briefverkehr zwischen Ost- und Westdeutschland während der Zeit der deutschen Teilung dokumentiert. Ab dem 13. August, zum 50. Jahrestag des Mauerbaus, werden 600 aussagekräftige Briefe über Internet zugänglich sein unter www.museums­stiftung.­de/post-von-drueben . In dem Online-Archiv kann nach Stichwörtern, Themen, Jahren und Monaten sowie Wohnorten der Briefpartner gesucht werden. Weitergehende Recherchen sind nach vorheriger Anmeldung vor Ort im Archiv des Museums für Kommunikation Berlin möglich. Die Briefe werden anonymisiert veröffentlicht, personenbezogene Informationen, zum Beispiel Adressen, ausgelassen.

Seit dem ersten Sammelaufruf im Jahre 2005 konnte das Museum rund 6000 Briefe zusammentragen. Ziel der Sammlung ist es, die Briefe vor einer drohenden Vernichtung zu bewahren und diese als wichtige persönliche Zeitzeugnisse auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Seit den siebziger Jahren passierten pro Jahr durchschnittlich rund 400 Millionen Briefe die innerdeutsche Grenze. Der Brief ersetzte persönliche Begegnungen und Gespräche, die vor allem nach dem Mauerbau 1961 nicht mehr möglich waren. Die Briefe dokumentieren nicht nur den Alltag im geteilten Deutschland. Sie sind auch Zeugnisse der Einheit der Nation, einer privaten Kommunikation, die der politischen und räumlichen Trennung durch die Grenze entgegenwirkte. Sie handeln von Familie, Liebe, Freundschaft und Bekanntschaft unter den Bedingungen der Teilung.

Die Korrespondierenden tauschten sich mit dem Wissen um die Postkontrolle durch das Ministerium für Staatssicherheit über Politik, Ausreise aus der DDR, Religion und Kultur aus. Der Mangel, der Dank für das Westpaket und die Sehnsucht nach Reisefreiheit sind wiederkehrende Themen in den Briefen, die aus der DDR verschickt wurden. Museumsstiftung Post und Telekommunikation Christian Rudolf


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