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30.07.11 / Auf den Spuren der Maria Stuart / Die wichtigsten Schauplätze ihres Lebens als Königin von Schottland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-11 vom 30. Juli 2011

Auf den Spuren der Maria Stuart
Die wichtigsten Schauplätze ihres Lebens als Königin von Schottland

Die schottische Königin Maria Stuart gilt als eine der schillerndsten Gestalten der Geschichte. Das liegt zum einen an ihrem tragischen Schicksal, zum anderen an den epischen und dramatischen Werken, zu denen sie Dichter und Schriftsteller über Jahrhunderte hinweg inspirierte.

Als Reisender in Edinburg kann man die wesentlichen historischen Schauplätze besuchen, an denen sich die dramatischen Höhepunkte der „schottischen Jahre“ von Maria Stuart abspielten: Geburt und Krönung sowie später ihre sechsjährige Regentschaft bis zur Abdankung. Schon ihre Geburt auf Schloss Linlithgow am 8. Dezember 1542 ist von Tragik überschattet: Für ihren Vater Jakob V., der wenige Tage zuvor die Schlacht von Solway Moss gegen die Engländer verlor, ist die Geburt einer Tochter der finale Schicksalsschlag. „Mit einem Mädchen hat es begonnen, mit einem Mädchen wird es enden“, soll er auf dem Sterbebett das Ende der Stuart-Dynastie prophezeit haben.

Als sechs Tage altes Baby wird Maria Königin von Schottland. In ihrem Namen regiert ihre Mutter Marie de Guise das Land. Am 9. September 1543 wird Maria Stuart auf Stirling Castle zur Königin gekrönt. Das Bild ihrer Krönung mit neun Monaten in den Armen der Mutter ist auf dem Schoss zu besichtigen. Eine Ausstellung informiert darüber hinaus detailliert über die Geschichte des Hauses Stuart.

Stirling mit seiner imposanten Königsburg ist von Edinburg aus in einer dreiviertelstündigen Bahnfahrt erreichbar. Dabei passiert der Zug die Kleinstadt Linlithgow, so dass man beide Besichtigungen in einem Tagesausflug gut verbinden kann. Reizvoll ist auch der Kontrast: Während Stirling Castle als wehrhafte Burg hoch oben auf einem Bergkegel thront, liegt Schloss Linlithgow in lieblicher Landschaft am Seeufer.

Nach dem Tode ihres ersten Mannes sowie ihrer Mutter kehrt Maria Stuart aus Frankreich nach Schottland zurück. Am 19. August 1561 betritt sie nach 13 Jahren Abwesenheit zum ersten Mal wieder schottischen Boden. Den politischen und religiösen Konflikten, die sie hier erwarten, ist sie nicht gewachsen. Selbst strenge Katholikin, verlässt sie sich zunächst auf den Rat ihres protestantischen Halbbruders, der ihr hilft, ihre Position zu sichern. Der Konflikt mit England wegen der von den Katholiken nicht anerkannten Königin Elizabeth schwelt indessen weiter. 1565 verliebt sich Maria Hals über Kopf in ihren drei Jahre jüngeren Cousin Lord Darnley und heiratet ihn am 29. Juli 1565 in ihrem Edinburger Schloss Holyroodhouse. Doch der Mann entpuppt sich als Fehlgriff und das Glück währt nur kurz, denn Darnley will sich mit der Rolle eines königlichen Gemahls nicht begnügen.

Sein Ehrgeiz, selbst König zu werden, gepaart mit Eifersucht, veranlasst Darnley zu einer folgenschweren Tat: Am 9. März 1566 dringt er mit Verschwörern in das Esszimmer der Königin ein. Während er selbst seine schwangere Frau festhält, erstechen die anderen ihren italienischen Privatsekretär David Rizzio. Als man auch Maria ermorden will, stellt Darnley sich schützend vor sie. Ob die Eifersucht zu Recht bestand, ist historisch nicht belegt. Mit Sicherheit sorgt die Tat aber für eine noch tiefere Entfremdung der Eheleute.

Drei Monate später, am 19. Juni 1566, bringt Maria Stuart in Edinburgh Castle ihren einzigen Sohn zur Welt, den späteren Jakob VI. von Schottland und Jakob I. von England. Doch die Ehe ist am Ende und Darnleys Bluttat rächt sich: Nach einer Explosion in seinem Hause wird er am 10. Februar 1567 erdrosselt im Garten aufgefunden. Dass es sich dabei um ein Mordkomplott handelt, ist klar, und Marias Mitwisserschaft ist kaum zu bezweifeln.

Die Ermordung Darnleys beschädigt zwar ihr Ansehen, doch zum offenen Aufstand hätte dies allein kaum ausgereicht. Mord und Totschlag sind beim schottischen Adel durchaus an der Tagesordnung. Erst die folgende fatale Fehlentscheidung bringt die Königin um Land und Krone: Nachdem der des Mordes Hauptverdächtige Earl of Bothwell in einem Scheinprozess freigesprochen wird, lässt sich Maria von ihm widerstandslos „entführen“, kehrt mit ihm ein paar Tage später nach Edinburg zurück, erhebt ihn zum Herzog und heiratet ihn am 15. Mai 1567 – gegen jeden guten Rat, nur drei Monate nach der Ermordung Darnleys. Das bringt selbst bei den ihr bis dato noch Ergebenen das Fass zum Überlaufen. Von allen Getreuen verlassen, muss sie sich dem rebellierenden Adel unter Führung ihres Halbbruders ergeben und am 24. Juli 1567 im Alter von 24 Jahren zugunsten ihres einjährigen Sohnes abdanken.

In Edinburgh Castle ist das Zimmer zu besichtigen, in dem Maria Stuart ihren Sohn gebar. In Schloss Holyroodhouse sind ihre einstigen Wohnräume so originalgetreu wie möglich hergerichtet und persönliche Erinnerungsstücke ausgestellt. Das Schicksal der Maria Stuart erscheint im Licht der Geschichte als das einer politisch unklugen, rein emotional handelnden Persönlichkeit. Sie wird in eine Rolle hineingeboren, der sie nicht gewachsen ist. Als Königin ist sie nicht zuletzt durch die Wahl ihrer Ehemänner zum Scheitern verurteilt.  Angelika Fischer


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