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06.08.11 / Stasi-Knast wird Gedenkort / Cottbus: Ex-DDR-Häftlinge steuern selbst 300000 Euro bei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-11 vom 06. August 2011

Stasi-Knast wird Gedenkort
Cottbus: Ex-DDR-Häftlinge steuern selbst 300000 Euro bei

Rund 100 Mitglieder zählt der Verein Menschenrechtszentrum. Rund 90 Prozent sind ehemalige politische Häftlinge der DDR. Sie haben „ihr“ Gefängnis für rund 430000 Euro erworben. Jetzt beginnt die Rekonstruktion der sieben Gebäude auf 22000 Quadratmetern Fläche als Vorbereitung einer umfassenden Ausstellung.

Siegmar Faust, Vorstandsmitglied des Vereins, sagt mit Augenzwinkern: „Jetzt zum 50. Jahrestag des Mauerbaus sagen wir, wir müssen eine Mauer errichten!“ Die Arbeiten am Gefängnis starten mit dem Aufbau eines Stücks der 500 Meter langen Außenmauer. Jugendliche übernehmen diesen Teil ehrenamtlich. Im weiteren Verlauf dieses Monats sollen dann Teile des Torhauses und das Haupthaus I vollständig saniert werden.

Für die geplante Gedenkstätte einschließlich Bildungszentrum erhält der Verein zwei Millionen Euro Fördergelder von Land und Bund. Der Verein selbst steuert 300000 Euro bei. „Eigentlich wollten wir nur einen Gefängnisbau rekonstruieren, doch dann sagte der Eigner ,ganz oder gar nicht‘. Da haben wir das ganze Gefängnis gekauft“, so Faust.

Auch er saß in Cottbus in Haft: „Es war das Devisenbringer-Gefängnis der DDR, die meisten saßen wegen Flucht.“ Die Devisen kamen über Freikäufe aus Bonn. Seit über vier Jahren kämpft der Verein darum, hier eine Gedenkstätte zu errichten. Bis die Ausstellung 2013 öffnen kann, ist noch viel zu tun. „Das sind fast nur Ruinen“, so Faust. Die Zellen werden rekonstruiert: „Wir müssen uns alles zusammenbetteln – Uniformen, Wäsche, DDR-Insignien, weil durch die spätere Nutzung seitens der Bundesrepublik nichts mehr original ist.“ Ein ehemaliger Häftling im Verein ist Dachdecker. „Wir werden ihn womöglich einsetzen, das Dach zu decken“, kündigte Faust an.

Die 300000 Euro, die Brandenburg zuschießt, wurden noch vor der rot-roten Koalition bewilligt. Sie stammen aus ehemaligem DDR-Parteivermögen und fließen bis Jahresende ausschließlich in die Baumaßnahmen. Die rot-rote Koalition im Land mache dem Verein das Leben mit ihrer Gedenkstättenpolitik alles andere als leicht, so Faust. Im Zentrum der Ausstellung soll nämlich die politische Haft in der DDR-Zeit stehen, nicht die vorherige Nutzung des insgesamt 150 Jahre alten Baus. „Vor Ort in Cottbus erfahren wir aber viel Unterstützung, sogar von der Linkspartei“, freut sich Ex-Dissident Faust. SV


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