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06.08.11 / Kaum Stellen für Berliner / Wirtschaftsboom in der Hauptstadt geht an Einheimischen vorbei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-11 vom 06. August 2011

Kaum Stellen für Berliner
Wirtschaftsboom in der Hauptstadt geht an Einheimischen vorbei

Berlins Wirtschaft weist seit Jahren kräftige Wachstumswerte vor. Trotzdem verharrt die Arbeitslosenquote in der Stadt auf einem hohen Stand.

Eine Erklärung für dieses Phänomen hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gesucht: Seit dem Jahr 2005 ein Plus von 100000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen und überdurchschnittliche Wachstumsraten – so strahlt die Berliner Bilanz auf der einen Seite. Auf der Schattenseite steht eine Arbeitslosenquote von immer noch 13,5 Prozent. In keinem Bundesland ist die Arbeitslosenquote höher.

Eine Entwicklung, die sich fortzusetzen scheint: Während bundesweit die Arbeitslosigkeit seit zwei Jahren kontinuierlich sinkt, verharrt sie in Berlin auf hohem Stand. Im Vergleich zum Vorjahr hat deutschlandweit die Arbeitslosigkeit um 7,8 Prozent abgenommen – in Berlin stieg sie um 0,4 Prozent. Mit den Ursachen dieser paradoxen Situation hat sich Karl Brenke vom DIW beschäftigt. Der Berlin-Experte des Instituts bezeichnete die Arbeitslosigkeit in der Region als „hartnäckig“. Kern des Problems seien „arbeitsmarktferne“ Langzeitarbeitslose. Inzwischen sind 80 Prozent der Arbeitslosen in Berlin Hartz-IV-Bezieher. Die Hälfte der 230000 Arbeitslosen hat keinerlei Berufsausbildung.

Allerdings ist das Abrutschen in die Langzeitarbeitslosigkeit nicht mehr nur ein Problem von Unqualifizierten. Auch Akademiker, insbesondere Sozialwissenschaftler und Künstler, sind mittlerweile davon betroffen. Denn obwohl die Beschäftigungsmöglichkeiten gering sind, scheint die Anziehungskraft der Stadt auf Intellektuelle und Künstler ungebrochen.

Eine Absage erteilt der Wirtschaftsexperte öffentlich geförderten Beschäftigungsprogrammen: „Solche Tätigkeiten motivieren nicht und halten zum Teil auch davon ab, dass die Betroffenen sich einen regulären Job suchen.“ Dass diese Programme keine zusätzliche Beschäftigung bringen, zeige die Erfahrung mit den ABM-Programmen der Vergangenheit, so Brenke. Eine kurzfristige Möglichkeit, den Widerspruch zwischen Wirtschaftswachstum und hoher Arbeitslosigkeit zu lösen, wird von ihm ohnehin nicht gesehen: „Die regionale Politik kann relativ wenig tun.“ Die Entwicklung der vergangenen Jahre, dass neue Stellen überwiegend an zugezogene Fachkräfte gehen, dürfte sich also fortsetzen. Norman Hanert


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