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20.08.11 / Wahlkampf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-11 vom 20. August 2011

Wahlkampf
von Vera Lengsfeld

Zuerst waren die kleinen Parteien da, um sich, wenn sie schon in der kommenden Materialschlacht nicht mithalten können, die besten Plätze an den Laternen zu sichern. Nach zehn Jahren Rot-Rot, das letztlich aufs Regieren ganz          verzichtet zu haben scheint und die Stadt mit ihren Problemen sich selbst überlässt – Pannen-S-Bahn, fehlende Lehrer, bröckelnde Schulgebäude, brennende Autos und Kinderwagen, Müll auf den Straßen –, erwartet man von den zahlreich angetretenen Kleinen handfeste Aussagen.

Fehlanzeige. Die „Piraten“ teilen mit: Mehr als 8000 Leuten „gefällt das“. Was? Der Zustand der Stadt ja wohl nicht. Die „Freiheit“ fordert „Bessere Bildung“, wie jede andere Partei. „Pro Deutschland“ will immerhin für „Thilos Thesen“ wählen gehen, aber welche, bleibt ihr Geheimnis. Die „Grauen Panther“ verkünden: „Kinder werden Rentner.“ Wer hätte das gedacht? Wer die Hoffnung hatte, mit der Wahl einer kleinen Partei etwas ändern zu können, kann sie jetzt schon fahren lassen.

Seit letzten Sonntag sind auch die „Großen“ zur Stelle, ohne Inhalte in den Wahlkampf zu bringen, der diesen Namen nicht mehr verdient. Wie könnte man das nennen? Wettbewerb um die gefälligste Leerformel?

Schwer zu entscheiden, wem da die Krone gebührt. Den Sozialdemokraten, die mit „Berlin verstehen“ werben? Offensichtlich   haben sie bisher nichts verstanden. Neu ist, dass die Genossen nur noch ihr Logo rot unterlegen. Ansonsten dominiert lila (als  letzter Versuch?), blau und türkis. Wenn das die Wähler beim Urnengang nur nicht verwirrt!

Die Grünen plakatieren „Da müssen wir ran!“ Das soll signalisieren, dass die Partei die Probleme der Stadt anpacken will, erweckt aber eher den Eindruck, als wolle man an die Fleischtöpfe, um bei der Verteilung ganz vorn dabei zu sein. Die FDP behauptet eine „neue Wahlfreiheit“, ohne zu erkennen zu geben, was sie damit erreichen will. Die Partei macht den Eindruck, als hätte sie sich bereits für den Untergang entschieden.

Die CDU hofft verzweifelt darauf, als Juniorpartner der Grünen in der Regierung unterzuschlüpfen, „Damit sich was ändert“. Was das sein soll, kann der interessierte Wähler in einer Broschüre „100 Probleme, 100 Lösungen“ nachlesen, wenn er einen Euro am Zeitungskiosk auszugeben bereit ist. Das Heftchen liegt wie Blei in den Regalen. Kein Wunder, denn die Partei versteckt hinter einem Wortschwall, dass sie kaum etwas zu  sagen hat.

Wer sich den Slogan „Mieter vor Wild- West schützen“ ausgedacht hat, ist klar: „Die Linke“. Aber wer verbirgt sich hinter „Sozial und gerecht für Berlin“? Rot? Rot? Schwarz? Nein, Grün. An ihren Slogans sind die Hauptstadtparteien nicht mehr zu unterscheiden.


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